von Aktion Deutschland Hilft
"Die humanitäre Katastrophe ist eingetroffen", sagt Manuela Roßbach, geschäftsführender Vorstand von Aktion Deutschland Hilft. "Zu lang hat die internationale Gemeinschaft die Augen verschlossen." Im Jemen herrschen erbitterte Kämpfe. Die Bevölkerung ringt um ihr Überleben.
Die Menschen im Jemen benötigen dringend Hilfe
Nach der Ermordung von Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh drohen die Konflikte zwischen den Regionalmächten zu eskalieren, Hilfsgüter kommen nicht ausreichend oder gar nicht ins Land, für Helfer ist die Lage extrem gefährlich. "Die Hilfe wird zunehmend komplizierter. Medikamente und Lebensmittel werden dringend benötigt. Wir müssen die jemenitische Bevölkerung mit Humanitärer Hilfe erreichen!", appelliert Roßbach.
Seit 365 Tagen mahnen die Organisationen von Aktion Deutschland Hilft, dass Hilfe in dem südarabischen Staat dringend notwendig ist. Bereits damals war die Bevölkerung von medizinischer Versorgung, sauberem Trinkwasser und ausreichend Nahrung abgeschnitten. Eine Flucht war und ist auch heute noch keine Option. Die Grenze zu Saudi-Arabien im Norden ist stark abgeschirmt und auf der anderen Meeresseite liegen Dschibuti, Eritrea und Somalia – keine sicheren Anlaufstellen für Flüchtlinge.
Jemen: Auf die Hungersnot folgte die Cholera
"Die Humanitäre Hilfe, die bereits vor der verschärften Situation im Jemen geleistet werden konnte, war nicht ausreichend. Trotz unserer Warnungen blieben ausreichend Spenden weiter aus. Inzwischen ist die Lage eskaliert, die Hilfe stark erschwert", bilanziert Roßbach. Bei den Kämpfen der vergangenen Tage sind zusätzlich Dutzende Menschen ums Leben gekommen. "Zwischen dem Kugelhagel bleibt kaum noch Platz für Hilfe und jegliches Leben."
Weltweit leiden 815 Millionen Menschen unter Hunger. Das bedeutet bei einer Weltbevölkerung von 7,5 Milliarden: Jeder neunte Mensch auf der Welt hat nicht genug zu essen.
Vor allem Menschen in afrikanischen und asiatischen Ländern sind von Hunger betroffen. Besonders schwierig ist die Lage in Gegenden, in denen die Ernährungssituation unsicher ist und zusätzlich langanhaltende Konflikte sowie Wetterextreme wie Dürren herrschen. Im vergangenen Jahrzehnt hat es Krisenländer wie Jemen, Südsudan, Somalia oder Nigeria schwer getroffen. Mehr als die Hälfte der 815 Millionen Hungernden, nämlich über 519 Millionen Menschen, leben in Asien.
In Afrika ist der Anteil der Hungernden an der Bevölkerung mit 20 Prozent weltweit am größten. Dort hungern über 243 Millionen Menschen. Ein Großteil (224 Millionen) lebt südlich der Sahara. In Lateinamerika und der Karibik haben 42,5 Millionen Menschen nicht genug zu essen; in Ozeanien sind es 2,7 Millionen.
Hungersnöte nur als Folge von Dürreperioden und Regenausfällen zu sehen wird der vielschichtigen Katastrophe nicht gerecht. Die Ursachen sind komplex und bedingen sich gegenseitig. Sie reichen von Armut über wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen und ungerechte Wettbewerbschancen im Weltagrarhandel bis hin zum Klimawandel. Einige Jahre ging die Zahl der Hungernden in vielen Teilen der Welt zurück. Seit 2014 nimmt der weltweite Hunger aber wieder zu.
Klimabedingte Katastrophen wie Dürren und Überschwemmungen führen dazu, dass Felder vertrocknen und Ernten ausfallen. Dem Welternährungsbericht der Vereinten Nationen zufolge spielt dabei auch das Wetterphänomen El Niño eine entscheidende Rolle.
Außerdem wächst die Anzahl der Konflikte. Sie verschärfen die Lage zusätzlich – vor allem in Entwicklungsländern mit unsicherer Ernährungssituation. Insgesamt leben 489 Millionen Menschen, also mehr als die Hälfte aller Hungernden, in Konfliktgebieten. Die Gewalt wirkt sich nicht nur auf das Leben der Kinder, Frauen und Männer in den betroffenen Ländern aus, sondern auch auf Wirtschaft, Infrastruktur und Landwirtschaft. Gerade in ländlichen Gebieten haben Menschen unter Folgen wie Ernteausfällen oder Lebensmittelknappheit zu leiden.
Unterernährung oder qualitative Mangelernährung bedeuten, dass ein Mensch aufgrund eines Mangels an Nahrung nicht genügend Energie aufnehmen kann, um sein Körpergewicht zu halten. Laut Welternährungsorganisation liegt der Bedarf für ein normales, gesundes Leben bei 2.100 Kilokalorien pro Tag. Nimmt eine Person weniger als 1.400 Kilokalorien zu sich, spricht man von extremer Unterernährung. Unter der mangelnden Energiezufuhr leiden unter anderem das Immunsystem und die Abwehrkräfte. Deshalb verlaufen Krankheiten wie Cholera bei unterernährten Menschen oft tödlich.
Qualitative Mangelernährung heißt einseitige Ernährung. Steht bei Menschen beispielsweise jeden Tag Weizen, Reis oder Mais auf dem Speiseplan, füllt das zwar den Magen, aber es fehlt an überlebenswichtigen Mikronährstoffen wie Vitaminen, Proteinen, Eisen, Jod und Zink. Qualitative Mangelernährung wird auch als "versteckter Hunger" bezeichnet. Sie ist deutlich schwerer festzustellen als Unterernährung, da selbst übergewichtige Menschen zu wenig proteinreiche und vitaminreiche Nahrung zu sich nehmen können.
Die Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft sind weltweit im Einsatz, um hungernden Menschen zu helfen.
- Wir versorgen akut unterernährte Kinder, schwangere und stillende Frauen mit lebensrettender Notfallnahrung und energiereicher Erdnuss-Paste
- Wir verteilen dürreresistentes Saatgut und richten Getreidebanken ein, um Hungersnöte von vornherein zu verhindern
- Wir verteilen Nahrungsmittelpakete mit Bohnen, Mais, Milchpulver, Nudeln und Öl
- Wir setzen Brunnen instand und verteilen Wasserreinigungstabletten
- Wir verbessern die Gesundheitsversorgung durch mobile Ärzte-Teams
- Wir impfen Kleinkinder, die durch die Unterernährung anfällig für Krankheiten sind
- Wir errichten Gesundheitsstationen, in denen Menschen medizinisch versorgt werden
Erfahren Sie mehr über den Kampf der Bündnisorganisationen gegen den Hunger!
Etwa 20 Millionen Jemeniten und damit 75 Prozent der Bevölkerung sind auf Humanitäre Hilfe angewiesen – verhältnismäßig etwa ein Viertel der deutschen Bevölkerung. Auf die Hungerkatastrophe folgte zu Beginn des Jahres die Cholera-Epidemie. Im Mai dann die ersten traurigen Bilanzen: Die bakterielle Durchfallerkrankung fordert bis dahin 209 Tote und 17.200 erkrankte Menschen. Nur ein halbes Jahr später hat die Epidemie das Land überrollt: Die Zahl der Toten ist um das Zehnfache auf 2.200 Menschen, die Zahl der Verdachtsfälle ist um das 50-fache auf knapp 900.000 Betroffene gestiegen.
Bündnisorganisationen fordern sofortige Feuerpause
Hilfsorganisationen des Bündnisses wie CARE fordern die sofortige Feuerpause des seit März 2015 herrschenden Krieges zwischen Rebellengruppen und arabisch-westlicher Militärkoalition. Hilfsorganisationen aus dem Bündnis Aktion Deutschland Hilft leisten Nothilfe für die Menschen im Jemen. LandsAid verdeutlichte mit einer Liveschalte aus der jemenitischen Hauptstadt Sanaa in der vergangenen Woche die dramatische Lage mit dem Ziel, Menschen die Krise und Hilfe nahe zu bringen.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
nimmt Spenden für die Betroffenen im Jemen entgegen unter:
Stichwort: Hunger Jemen
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
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