von CARE
"Wir haben großartige Neuigkeiten. Du wirst in zwei Wochen heiraten." Als ihr Vater diesen Satz zu Fatima sagte, war sie zwölf Jahre alt. Ein wunderschönes weißes Kleid, eine Feier mit allen Freunden und Bekannten, Geschenke – das verband das Mädchen damals mit einer Hochzeit. "Ich wusste noch nicht, dass eine Heirat auch bedeutete, alle meine Träume und Ziele aufzugeben, vor allem aber meine Kindheit", sagt Fatima heute, als 25-jährige Frau.
Mit der Hochzeit endet für viele Mädchen die Kindheit
Vielen Frauen im Jemen, vor allem in Hajjah im Nordwesten des Landes, ergeht es wie Fatima. 85 Prozent der Mädchen sind zwischen elf und 15 Jahre alt, wenn sie die Schule verlassen. Sie heiraten oder müssen ihre Eltern beim Wasserholen und Holzsammeln unterstützen. Eine höhere Schule besuchen nur wenige.
Fatima war noch Schülerin, als sie verheiratet wurde. Sie erinnert sich: "Ich mochte die Schule. Samstag war mein Lieblingstag, weil wir zwei Stunden Naturwissenschaften hatten – mein Lieblingsfach."
"Nachts habe ich oft geweint"
Nach der Hochzeit musste Fatima ihr Elternhaus verlassen. "Nachts habe ich oft geweint. Ich vermisste meine Schule, die Freunde und das Spielen im Garten neben unserem Haus", erinnert sie sich. Auch Fatimas Freundinnen heirateten nach und nach. "Bei jeder Hochzeitsfeier zerbarst mein Herz in tausend Splitter, weil ich Kindern dabei zusehen musste, wie sie urplötzlich erwachsen wurden."
Kurz nach Beginn des Kriegs im Jemen, starb Fatimas Mann bei einem Autounfall. "Mein Herz schmerzt immer noch, wenn ich an ihn denke", sagt Fatima. Als Witwe muss sich die 25-Jährige nun alleine um fünf Kinder kümmern. Manchmal fühle sie sich einsam und schwach. Doch Fatima sagt: "Ich muss stark sein, damit ich meine Kinder richtig erziehen kann. Sie sollen lernen, in ihrem Leben nach Frieden und Bildung zu streben."
Ein neues Kapitel für Fatima
Nach dem Tod ihres Mannes begann Fatima, sich als Freiwillige für CARE zu engagieren, einem Bündnismitglied von Aktion Deutschland Hilft. Sie gibt Hygiene-Schulungen. Denn im Jemen gibt es mehr als 770.000 Cholera-Verdachtsfälle, über 2.000 Menschen sind bereits an der Krankheit gestorben.
"Wir zeigen Frauen, wie sie ihre Hände, Obst und Gemüse und die Kochutensilien vor dem Kochen waschen müssen und erklären ihnen, wie sie das alles ihren Kindern beibringen können“, erklärt Fatima. Die Arbeit als Freiwillige macht sie glücklich.
Drei ihrer Kinder werden bald zur Schule gehen, was Fatima besonders wichtig ist: "Ich habe mal jemanden sagen hören: 'Wenn du ein Mädchen ausbildest, bildet das die ganze Nation.' Danach sollten wir streben, denn Mädchen sind gleichzeitig Mütter, Lehrerinnen und Ärztinnen. Wenn wir möchten, dass die nächste Generation ein besseres Leben hat, ist Bildung der Schlüssel."
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
nimmt Spenden für die Betroffenen im Jemen entgegen unter:
Stichwort: Hunger Jemen
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
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