von Jonas Banken, Aktion Deutschland Hilft
Betroffene von Flutkatastrophen kämpfen jahrelang mit den Folgen
Drei Jahre ist das große Hochwasser in Deutschland her, doch viele Betroffene leiden immer noch unter den Folgen der Flut – finanziell, körperlich und psychisch. Das Ehepaar Bretzendorfer harrte während des Hochwassers 13 Tage mit ihren Katzen auf dem Dachboden aus. Noch heute spüren sie die harten Auswirkungen.
Weiches Fell streift am Schienenbein entlang – vielleicht ist es Bärli, oder doch Peggi? „Die beiden Katzen sind uns noch geblieben. Unser Mounti hier lebt inzwischen nicht mehr“, sagt der 69-jährige Karl Bretzendorfer und blickt bedrückt auf das Foto in seiner Hand. Auf diesem sitzen er und seine Frau Irina auf einem Bett, das auf dem Dachboden ihres Hauses steht. Liebevoll hält ereinen getigerten Kater im Arm. „Als das Wasser kam und wir evakuiert werden sollten, durften wir unsere Haustiere nicht mitnehmen – also sind wir kurzerhand geblieben“, erzählt der ehemalige Fliesenleger. Dreizehn Tage und Nächte harrte das Ehepaar auf dem Dachboden aus, bis das große Hochwasser 2013, das auch ihren Heimatort Deggendorf heimsuchte, wieder zurückging.
Obwohl die Donau schon lange wieder in ihren angestammten Bahnen fließt, haben die beiden auch drei Jahre danach noch mit der Katastrophe zu kämpfen – physisch wie psychisch. Langsam aber beständig frisst sich der Schimmel durch die Wände nahezu aller Räume im Erdgeschoss. Ihr Schlafzimmer haben die beiden daher schon in den ersten Stock verlegt. Dort schlängeln sich jedoch lange, zentimeterbreite Risse vom Boden bis zur Decke. „Durch das Hochwasser hat sich unser Haus abgesenkt. Jetzt reißen die Wände durch die Spannung auf“, erklärt Karl Bretzendorfer.
Binnen weniger Augenblicker stand ihr Haus unter Wasser
Seine Frau schläft derweil ein Stockwerk tiefer auf der Wohnzimmer-Couch. „Vor allem wenn es nachts regnet, komme ich nicht zur Ruhe.“ Im ersten Stock zu schlafen und dann von einer erneuten Flut eingeschlossen zu werden – eine Horrorvorstellung für die Stadtgärtnerin. Noch gut erinnert sie sich an die Schrecken vor drei Jahren. Binnen Sekunden stand Irina Bretzendorfer das Wasser bis zu den Knien. Hektisch schnappten sie und ihr Mann die vier Katzen, eine Tüte Brötchen und etwas Dosenwurst und flüchteten die Treppe hinauf. Während das Wasser Stufe um Stufe stieg, versagte auch noch der Strom. Dreizehn lange Tage spielten sie Karten, hörten Radio und betrachteten das braune, schmierige Wasser um sie herum von ihrem sicheren Platz am Fenster.
„Wir sind sehr dankbar für die viele Hilfe, die wir damals bekommen haben“, betont Irina Bretzendorfer. Nicht nur ihre Arbeitskollegen und Schulklassen beteiligten sich an den Aufräumarbeiten in Deggendorf. Auch Hilfsorganisationen von Aktion Deutschland Hilft sorgten dafür, dass die Bretzendorfers ihre Hoffnung nicht verloren. Von den 3 600 Euro, die das Ehepaar von den Johannitern bekam, konnten sie sich eine neue Küche kaufen. Zudem kamen über ein Jahr lang die Malteser zu ihnen nach Hause und versorgten sie täglich mit „Essen auf Rädern“. Auch wenn Irina und Karl es nicht bereuen, für ihre Katzen im Haus geblieben zu sein, steht für sie fest: „Noch einmal harren wir bestimmt nicht dreizehn Tage auf dem Dachboden aus“, sagt der 69-Jährige lachend. „Bei der nächsten Flut schnappen wir uns die Katzen und sind weg.“
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