von Aktion Deutschland Hilft
Es ist Feierabend in Krälingen, einem kleinen Ort oberhalb des Ahrtals. Sommersonne, kurvige Straßen und altes Fachwerk. Nur wenige Fahrminuten entfernt: Behelfsbrücken, leerstehende Häuser, Baustellen – die Folgen der Flutkatastrophe im Juli 2021 sind im Tal weiterhin sichtbar. In Krälingen scheint das alles weit weg.
Die Folgen der Katastrophe scheinen in Krälingen weit weg
Hinter einer Kurve tauchen die ersten Mobilheime auf. In zweien dieser Häuschen haben Elfie Schütz und ihr Ehemann sowie Mathilde Zimmer vorübergehend ein Zuhause gefunden. "Der Platz reicht für zwei Yogamatten nebeneinander – und eine tolle Aussicht haben wir hier", schwärmt Elfie.
Trotz der fröhlichen Stimmung ist klar: Elfie und Mathilde haben sich "das Leben in einem Tiny House", wie es in den vergangenen Jahren zum Trend geworden ist, nicht herbeigesehnt. Für sie ist es eine vorübergehende Notlösung nach dem Hochwasser – finanziert von Spenden, die nach der Katastrophe an Aktion Deutschland Hilft gingen. Auch mehrere Bündnisorganisationen haben Mobilheime und Tiny Häuser finanziert. Insgesamt sind in Rheinland-Pfalz und NRW über 300 Unterkünfte entstanden.
Erinnerungen an die Flutnacht im Ahrtal
"Das Wasser kam so schnell", erinnert sich Mathilde an die Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021. "Ich habe mich oben auf den Speicher gesetzt und mich in eine Decke gemuckelt, als es dunkel wurde." Zwei Teelichter und ein paar Streichhölzer habe sie in ihrem Haus in Kreuzberg noch gefunden. "Die ganze Nacht habe ich dagesessen und natürlich große Angst gehabt." Von draußen hörte sie das Wasser aus allen Richtungen kommen – und schließlich die ersten Hubschrauber.
Zuerst kommt Mathilde bei ihrem Sohn in Köln unter, merkt aber schnell: "Ich bin kein Stadtmensch. Ich bin auf dem Land groß geworden, das hier ist meine Heimat." Eine Pension in Altenahr wird ihre zweite Notunterkunft – und der Ort, an dem Elfie und ihr Ehemann mit einem "Hallo, wir sind die neuen Nachbarn!" in das Leben der 72-Jährigen treten.
Nach der Flut geben die Frauen einander Halt
Auch das Haus der Familie Schütz in Altenburg ist nach dem Hochwasser unbewohnbar. "In der Pension haben wir eine Flut-WG gegründet", erinnert sich die 64-Jährige. "Wir haben die Abende miteinander verbracht, Weinchen getrunken und uns Halt gegeben in den Monaten danach."
Aus der Pension müssen sie schließlich ausziehen, doch mit etwas Glück bleiben Elfie und Mathilde Nachbarinnen. Terrasse an Terrasse leben sie seit Februar 2022 in Krälingen, verbringen häufig Abende wie diesen gemeinsam.
Eigentümer und Verwalter der von Aktion Deutschland Hilft finanzierten Mobilheime sind die Kommunen. Wer einzieht, wurde anhand einer Bedürftigkeitsprüfung entschieden. Wie lange die Menschen in den Unterkünften bleiben werden, hängt von den Renovierungs- und Bauarbeiten ab und ist sehr unterschiedlich. Ein großer Vorteil ist, dass die Menschen in der Nähe ihres eigentlichen Zuhauses bleiben können.
34 Quadratmeter, die ein Zuhause geworden sind
"Ich bin dankbar für diese Freundschaft und dass ich in so einem schönen Haus wohnen darf", sagt Mathilde. Orchideen am Fenster, Deko-Herzen, ein Buch zum Schmökern, daneben Schokolade, vorbereitet für den Besuch. Gepolsterte Wohnzimmermöbel aus dunklem Holz, gleich daneben die helle Küchenzeile, zwei kleine Schlafräume, ein schmales Bad. Auch wenn der wenige Platz eine Umstellung sei, sind die 34 Quadratmeter ein Zuhause für Mathilde geworden.
"Das Leben ist seit der Flut ein komplett anderes geworden", sagt Elfie. "Positiv war und sind die vielen Menschen, die uns geholfen haben – und die unsere Geschichten hören wollen. Positiv ist auch die Nachbarschaft, die wir hier pflegen dürfen."
Trotzdem wünscht sie sich vor allem eines: in das eigene Haus zurückzukehren. Ende des Jahres könnte es soweit sein. Eines aber steht jetzt schon fest: "Auch, wenn es irgendwann wieder eine neue Nachbarschaft geben wird, diese Freundschaft wird bleiben."
Video: Die Hilfe geht weiter!
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