von Klaus Müller/Kölnische Rundschau
Hochwasser Deutschland: Seit Sommer 2021 sind Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft in den betroffenen Gebieten aktiv.
Wofür die Spenden zurzeit eingesetzt werden, berichtet Axel Rottländer, Projektleiter der Malteser für die Fluthilfe in Nordrhein-Westfalen, im Interview mit der Kölnischen Rundschau.*
Kölnische Rundschau: Sie organisieren sieben Fluthilfebüros in Nordrhein-Westfalen. Können Sie uns sagen, wie es den Menschen in den Überflutungsgebieten aktuell geht?
Axel Rottländer: Sehr unterschiedlich. Es gibt Menschen, die den Schrecken sehr gut verarbeitet haben. Es gibt aber auch sehr viele, die nach der Phase des Aufräumens und der Instandsetzung ihres Zuhauses von den Ereignissen eingeholt werden und jetzt psychologische Hilfe brauchen.
Andere haben bis heute keinen Antrag auf Wiederaufbauhilfe gestellt, weil sie, so unglaublich es klingen mag, trotz aller Kampagnen und Hinweise keine Kenntnis von ihren Ansprüchen haben, und es gibt Menschen, die mit der Antragsstellung überfordert sind. Ihnen allen wollen wir helfen.
Wie kann ich mir das konkret vorstellen?
Unsere Fluthilfebüros sind an fünf Tagen in der Woche geöffnet. Die Menschen können mit ihren Problemen zu uns kommen. Wir können in Einzelfällen mit Geld helfen, sei es bei Neubeschaffung von Hausrat oder bei der Gebäudeinstandsetzung, wenn die Versicherungsleistungen oder die Wiederaufbauhilfe des Landes nicht dafür ausreichen.
Wir unterstützen aber auch satzungskonform Vereine und Initiativen bei der Anschaffung neuer Spielgeräte oder Einrichtung neuer Spiel- und Sportplätze, und wir bemühen uns um psychologische Hilfe, wenn immer sie gebraucht wird. Viele Menschen sind unsicher, haben Zukunftsängste oder traumatische Belastungen.
Wie können Sie helfen?
Wir haben fünf Therapeut:innen eingestellt, die in dem interkommunalen Hilfezentrum in Schleiden/ Gemünd, der drei Gemeinden Hellenthal, Gemünd Schleiden und Kall, für Gespräche mit Betroffenen bereitstehen, um sie psychisch zu stabilisieren.
Dank dieser sehr engagierten Therapeut:innen können wir in aller Regel jedem, der zu uns kommt, in zwei bis drei Wochen ein erstes Gespräch anbieten, um zu prüfen, wo die Probleme genau liegen. Bis zu 20 Sitzungen schließen sich dann an, in den meisten Fällen ist das ausreichend, um die Psyche wieder zu stabilisieren. Im Hilfszentrumgibt es auch regelmäßige Begegnungscafés.
Auf welche Dauer ist das Projekt angelegt?
Zunächst auf zwei Jahre. Wir bieten aber auch psychologische Beratung in unseren Fluthilfebüros an. Leider stellen wir fest, dass sich viele Menschen noch wie in einem Tunnel befinden und nichts von den Hilfsangeboten wissen.
Wie wollen Sie das ändern?
Zurzeit gehen wir wieder in den Flutgebieten von Haustür zu Haustür, um die Menschen auf diese Angebote aufmerksam zu machen. Auch dieses Interview ist dazu ein wichtiger Beitrag.
Die Flut hat viele Familienkonstellationen durcheinandergewirbelt, ist unser Eindruck. Manche Ehepaare sind sich nicht einig, ob sie ihr Haus verkaufen oder es doch wieder Instand setzen wollen. Und sie fragen sich, ob sie die Kraft dafür aufbringen können.
Wir bieten ihnen an, beim Ausfüllen der Anträge zu helfen, wenn sie beispielsweise kein Internet haben oder mit der Bürokratie überfordert sind. Hilfesuchende müssen ja immer Nachweise vorbringen. Auch wir können nur Geld auszahlen, wenn zum Beispiel ein aktueller Grundbuchauszug vorgelegt wird. Wichtig ist uns, dass die Menschen mit ihren Sorgen und Problemen zu uns kommen. Wir haben auch immer Kaffee und Kekse da.
Wie lange schätzen Sie, wird die Hilfe noch notwendig sein?
Das ist schwer zu sagen. Wir gehen aber davon aus, dass es noch viele Jahre dauern wird, bis die baulichen und psychologischen Wunden dieser Katastrophe verheilt sein werden.
* Das Interview führte Klaus Müller von der Kölnischen Rundschau. Wir danken ihm sehr für die Erlaubnis, das Interview auf der Website von Aktion Deutschland Hilft zu veröffentlichen.
Die Malteser sind eine von 15 Hilfsorganisationen im Bündnis Aktion Deutschland Hilft, die den Menschen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen seit der Flut im Sommer 2021 zur Seite stehen. Danke an alle Spenderinnen und Spender, die diese Hilfe möglich machen.
Danke an alle, die helfen!
+++ Spendenaufruf +++
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