von Aktion Deutschland Hilft
Die Schicksale der vom Hochwasser betroffenen Menschen sind nicht vergessen. Hier berichten einige von ihnen, wie es ihnen seit der Katastrophe ergangen ist, was ihnen geholfen hat und was sie jetzt am dringendsten brauchen.
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- Ein Bach wurde zum reissenden Fluss: "Das Wasser kam durch die Wand"
- Geschichte aus Dernau: Vom Betroffenen zum Helfer
- Das Gehöft war frisch renoviert. Dann "öffnete der Himmel seine Pforten"
- Video: Ihre Spende wirkt!
"Das Wasser kam durch die Wand"
Neben dem Haus von Jürgen und Hildegard Perleberg fließt ein kleiner Bach. Dass hieraus im Juli eine reißende Flutwelle erwachsen konnte, ist kaum vorstellbar. Doch das Backsteinhaus des Ehepaars aus Wisskirchen, Nordrhein-Westfalen, wurde bis zur ersten Etage überflutet. "Erst Corona und dann die Flut – das Rentenleben habe ich mir anders vorgestellt", sagt Herr Perleberg.
Das Erlebte ist schwer zu verarbeiten
Die Nacht der Katastrophe überlebten die Perlebergs nur knapp. Die Wucht des Wassers überraschte sie beim Versuch, einen Anhänger festzuhalten. Außen am Fenster klammerten sie sich fest; erst nach Stunden konnten sie sich in die erste Etage retten.
"Unten kam das Wasser durch die Wände", berichtet Herr Perleberg. Ein paar Häuser weiter sind an einer Fassade schwarze Schleifspuren zu sehen – die Stelle, an der der Anhänger aufprallte, nachdem er von den Wassermassen weggerissen wurde.
Noch Monate nach der Flut herrscht im Haus der Perlebergs eine Luftfeuchtigkeit von mehr als 70 Prozent. Die Jalousien sind halb heruntergelassen – als ob das Tageslicht nicht alles ausleuchten, auf die rohen Wände und den baustaubbedeckten Boden fallen soll.
Ein wenig Gemütlichkeit hat Hildegard Perleberg trotz allem geschaffen. Eine Tischdecke liegt ordentlich auf dem provisorischen Plastikküchentisch; darauf steht ein Obstkorb.
"Ich kann bis heute nicht fassen, was passiert ist", sagt Frau Perleberg. Kurz vorher hatte sie alles neu eingerichtet. Mit Eichenmöbeln, sagt sie. Nun ist fast alles weg, was die beiden sich in 40 Jahren aufgebaut haben. Auch unersetzliche Erinnerungen. Im Flur zeigt Frau Perleberg auf eine der nackten Wände: "Hier haben wir immer eingezeichnet, wie groß unsere drei Kinder sind."
Bautrockner und Soforthilfe von den Maltesern
Kraft gibt den beiden der Zusammenhalt im Dorf. In der Kirche entstand ein Sammelplatz für Sachspenden; Nachbarn luden zum Frühstück oder zum Mittagessen ein; andere halfen von morgens bis abends bei den Aufräumarbeiten.
Von den Maltesern haben die Perlebergs Bautrockner und Werkzeuge bekommen – und finanzielle Unterstützung. Von dem Geld kauften sie sich Schuhe, Arbeitskleidung und eine kleine Heizung. "Es sind Kleinigkeiten, aber die haben in so einer Situation einen hohen Wert", sagt Herr Perleberg.
Was jetzt fehlt, sind Handwerker und Werkzeuge. Die Perlebergs hoffen, dass der Winter nicht zu streng wird. Heizungen fehlen in den meisten Häusern bis heute.
Herrn Perleberg beschäftigt noch etwas: "Wir Menschen müssen die Erde retten. Wir beuten aus und geben nichts zurück. Es muss ein Geben und Nehmen sein".
"Es geht nur miteinander"
"Aufgeben ist keine Option. Es geht nur nach vorne. Und zwar zusammen." Bernd Rupp aus Dernau in Rheinland-Pfalz ist ein Macher – und er hat durch die Katastrophe eine neue Aufgabe im Leben gefunden.
In 15 Minuten lief das Erdgeschoss voll
Am Abend der Flutkatastrophe standen er und seine Frau auf einer der Brücken, die über die Ahr führen. "Da war das Wasser schon reißend und wir erkannten: Es wird brenzlig." Die beiden eilten zurück nach Hause – und dann ging alles rasend schnell.
Binnen 15 Minuten lief das Erdgeschoss voll; Rupp und seine Frau wateten durchs Wasser und versuchten zu retten, was zu retten war. "Ich habe zum Beispiel nach Trinkwasser und einer Taschenlampe gegriffen", sagt er. "Und dann… dann bin ich nochmal zurück, um unser Hochzeitsalbum zu holen."
Da stand das Wasser schon hüfthoch; wenige Sekunden später brach die Terrassentür. Nur mit Glück wurde Rupp nicht von den Trümmern getroffen und nur mit Glück spülte ihn die Flutwelle zur rettenden Treppe nach oben.
Vom Betroffenen zum Helfer beim ASB
Auch, wenn es noch immer viel zu tun gebe und die mediale Aufmerksamkeit nachlasse: Das positive Wir-Gefühl sei weiterhin da, auch noch Monate nach der Katastrophe. "Die Solidarität ist einfach genial. Ohne die helfenden Hände und dieses Miteinander würden wir immer noch knietief im Schlamm stehen."
Mit dem Herzen im Ahrtal
Rupp half selbst, wo er nur konnte. Aufräumtrupps organisieren, Werkzeuge ranschaffen, Häuser mit einem Tanklastzug ausspritzen – es gab mehr als genug zu tun. "Es hat mich nicht mehr losgelassen. Irgendwann habe ich Nägel mit Köpfen gemacht und meinen gutbezahlten IT-Job gekündigt. Mit dem Herzen war ich ohnehin nur noch im Ahrtal."
Wenig später begann der ASB, in seiner Nachbarschaft Container aufzustellen. "Auch da habe ich angepackt", erzählt Rupp. Erst half er ehrenamtlich, dann bot der ASB, Bündnisorganisation von Aktion Deutschland Hilft, ihm den Job als Projektmanager für das entstehende Senioren-Containerdorf an.
Helfen und etwas bewegen
"Als Helfer des ASB kann ich als kleines Zahnrädchen etwas bewegen. Was ich die ganze Zeit sowieso schon gemacht habe, darf ich jetzt offiziell machen. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle!"
"Der Himmel öffnete seine Pforten"
"Wir wussten ja, dass Wasser kommen sollte", sagt Anselm Kalff. Und Nicole Kalff ergänzt: "Aber nicht so."
Fünfzehn Minuten habe es gedauert, bis das Wasser auf der Straße lebensgefährlich hoch stand. "Der Himmel öffnete seine Pforten – als ob dauerhaft Eimer über einem ausgekippt würden. Die Gullideckel kamen aus der Straße rausgeschossen wie Sektkorken. Da habe ich realisiert: Hier passiert jetzt etwas, womit wir gar nicht gerechnet haben", sagt Herr Kalff.
Das Paar aus Nordrhein-Westfalen ist noch immer dabei, die Ereignisse der Flutkatastrophe zu verarbeiten. "Wir haben versucht, so viel wie möglich ins Obergeschoss zu tragen. Man wird sehr stark in solchen Momenten", sagt Frau Kalff. Doch gegen die Fluten kamen sie irgendwann nicht mehr an.
Stundenlang harrte das Paar in Todesangst im Obergeschoss ihres frisch renovierten Gehöfts aus, bis am Morgen das Ausmaß der Katastrophe sichtbar wurde.
Hilfe von Freunden und Fremden – und den Maltesern
Hilfe bekamen die beiden von befreundeten und von fremden Menschen. Eine der wichtigsten Dinge für den Wiederaufbau seien Bautrockner – damit das Haus möglichst schnell wieder trocken wird und nicht zu schimmeln beginnt. Die bekamen die Kalffs von den Maltesern, einer Bündnisorganisation von Aktion Deutschland Hilft. "Man kann zusehen wie er das Wasser zieht. Bautrockner sind das Nonplusultra", sagt Anselm Kalff.
Die psychische Belastung ist groß
Mit der Renovierung ihres Hauses geht es voran. Doch was bleibt, ist die psychische Belastung. "In den ersten Tagen habe ich nur funktioniert", sagt Nicole Kalff. Sie sei froh, die Katastrophe überstanden zu haben. "Aber wenn man mir vor ein paar Monaten gesagt hätte, dass ich mal Angst vor Regen habe, hätte ich das nicht geglaubt. Und diese Angst sitzt tief."
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