Ein Gemälde. Darauf eine liebliche Landschaft. Bäume, ein Bauernhaus, ein Bächlein. Hans-Peter Janitzka und seine Frau Marina halten das Bild fest in ihren Händen. Beide haben dabei Tränen in den Augen. Sie schweigen. Marina schweigt ohnehin häufiger, doch für Hans-Peter ist das ungewöhnlich. Er ist umtriebig und redet eigentlich gerne. Doch jetzt schweigt auch er. Im neuen Zuhause soll das Gemälde einmal einen Ehrenplatz bekommen. Beide hängen sehr daran. Aus gutem Grund: Das Kunstwerk ist der einzige Gegenstand, den die Janitzkas aus ihrem alten Zuhause retten konnten. Der einzige. Ansonsten wurde alles restlos zerstört – vom Hochwasser, das in dem alten Haus bis kurz unters Dach stand. Das Haus muss demnächst abgerissen werden, so wie viele weitere Häuser hier in Fischbeck, jenem Ort in Sachsen-Anhalt, der es Anfang Juni bundesweit zu einer traurigen Berühmtheit gebracht hat.
Filmreife Szenen in Fischbeck
In der Nacht vom 9. auf den 10. Juni brach der Elbedeich in Fischbeck auf einer Länge von rund 50 Metern. Gewaltige Wassermassen strömten ungebremst ins Land hinein. Binnen Minuten mussten die Janitzkas ihr Haus verlassen, nur mit dem, was sie am Leib trugen. Auch die 30 Kaninchen, die hinter dem Haus in ihren Ställen waren, musste die Familie zurücklassen. Tochter Christin war bereits zuvor evakuiert worden. Die 24-Jährige ist
schwer behindert.
Am gebrochenen Deich spielten sich in der Folgezeit filmreife Szenen ab. Szenen, die dem kompletten Gegenteil der lieblichen Landschaft auf Janitzkas Gemälde entsprachen: Während Polizeipanzer für eine apokalyptische Stimmung sorgten und ratternde Bundeswehr-Hubschrauber überdimensionale Sandsäcke ins Wasser warfen, wurden in einer spektakulären Aktion drei Frachtkähne gesprengt, um diese als riesige Stöpsel für die Deichbruchstelle zu verwenden.
Christin kam in einer Einrichtung der Lebenshilfe unter. Die Eltern richteten sich übergangsweise in einem nahen, leer stehenden Konsum-Supermarkt ein. Doch Vater Hans-Peter hielt die Ungewissheit nur wenige Tage aus: Er entschloss sich, zu seinem Haus zurückzukehren, um sich einen Überblick zu verschaffen. „Nachts bin ich erst einmal ein Stück durch den dunklen Wald gegangen. Doch um das Haus herum stand alles noch unter Wasser. Ich schwamm rund 100 Meter zum Haus – alles war zerstört. Von den Kaninchen war nichts mehr zu sehen, sie wurden weggeschwemmt.“ Das Haus stand zehn Tage unter Wasser, es wurde vollständig unterspült und ist einsturzgefährdet. Schnell war klar: Es bleibt nur der Abriss.
Vormieter hatten Pferde in der Wohnung
Von ihrem Notquartier im Supermarkt aus machten sich die Janitzkas auf die Suche nach einem neuen Zuhause. Sie fanden es gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite: Eine Wohnung, die zuvor Mietnomaden bewohnt hatten und die sich in einem jämmerlichen Zustand befand. „Die Vormieter besaßen zwei Pferde“, sagt Hans-Peter Janitzka. „Und in der Hochwasserphase brachten sie die Tiere doch tatsachlich in der Wohnung unter.“ Mit dem Rückgang des Wassers habe sich dann auch die Familie mitsamt den Pferden davongemacht.
Die Janitzkas standen vor der Mammutaufgabe, ihre neue Bleibe bewohnbar zu machen. Hilfe fanden sie beim Arbeiter-Samariter-Bund. „Wir haben Handwerker angestellt, die Flutopfer beim Wieder- oder Neuaufbau kostenlos unterstützen“, erklärt Stefan Eichler vom ASB Altmark. Drei dieser sogenannten „mobilen Engel“ seien zwei Wochen lang bei den Janitzkas im Einsatz gewesen. Tapete abreißen, grundieren, tapezieren, neu streichen und die Vorbereitungsarbeiten für den Fliesenleger. Schon bald können die Janitzkas in die neue Wohnung einziehen.
„Wegen der hohen Auftragslage finden viele Menschen derzeit keine Handwerker“, sagt ASB-Fluthilfekoordinator Dirk Biereige. „Weil aber der Winter vor der Tür steht, kann der Wiederaufbau nicht warten. Daher sind wir schnell mit konkreter Hilfe aktiv geworden.“ Der ASB hat neben den Handwerkern auch weitere Mitarbeiter, die sich speziell um das seelische Wohl der Menschen kümmern – oder betroffene Familien bei der Kinderbetreuung unterstützen.
Fischbeck blickt nach vorne – auch dank des Arbeiter-Samariter-Bundes.
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