von Malteser International
Die Widerstandsfähigkeit und Willenskraft von Menschen auf der Flucht verdient nach Ansicht der Malteser besonderen Respekt. „Wie Kinder, Frauen und Männer, die vor Krieg und Hunger fliehen, ihr Leben meistern, ist eine gewaltige Leistung“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Malteser Hilfsdienstes, Karl Prinz zu Löwenstein.
Eine 50-Jährige, die Mann und Sohn verliert und Haus und Felder verlässt, um mit den übrigen Kindern Schutz in der Stadt zu finden; eine 9-Jährige, die trotz schlimmer Kriegsverletzungen aus dem Syrienkrieg in der Türkei die Schule besucht; ein 17-Jähriger, der trotz nur dreijähriger Schulzeit in seiner Heimat in Deutschland eine Ausbildung beginnt: „Es sind Menschen, die einen starken Willen haben müssen, um die gewaltigen Hindernisse, die ihnen im Weg stehen, zu bewältigen.“ In vielen Ländern weltweit unterstützt Malteser International diese Willenskraft von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen mit geeigneten Maßnahmen.
Yasmine aus der Türkei und ihr Wille, zu lernen
Ein Beispiel aus der Türkei: Mit neun Jahren hat Yasmine schon vieles in ihrem Leben verloren: ihren Vater, ihre Heimat und die Sehfähigkeit auf einem Auge. Geboren in der syrischen Stadt Homs lebte sie fast ihr ganzes Leben lang nur im Krieg und auf der Flucht. Mit sieben Jahren hat sie einen Bombeneinschlag überlebt, bei dem ihr Vater starb. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren beiden Brüdern floh sie in das Nachbarland Türkei. Hier wohnt sie mit ihrer Familie unter schwierigen Verhältnissen in Istanbul. Trotzdem wird sie seit fast einem Jahr auf die Schule vorbereitet. Malteser International unterstützt in Istanbul ein Bildungszentrum, in dem Yasmine die türkische Sprache lernt, damit sie eines Tages in eine öffentliche türkische Schule gehen kann. 700 Kinder, vom Kindergarten bis zur 12. Klasse, besuchen hier den Unterricht. Damit diese Kinder auch als Flüchtlinge eine Chance haben, zur Schule gehen und einen Beruf erlernen können.
Abdel Hak und sein Weg zur Selbstständigkeit
Ein Beispiel aus Deutschland: Der 17-jährige Abdel Hak lebt in Ingelheim in einer Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Geflohen aus Algerien, hat er nur wenige Jahre eine Schule besucht. In Deutschland tut er sich zunächst schwer, die Sprache zu lernen und hat Probleme mit den Methoden, dem Niveau, den Anforderungen an sich. Der Leiter der Malteser Jugendhilfe in Rheinland-Pfalz, Marouane Jnieh, sieht zusammen mit dem zuständigen Betreuer nur eine Chance: ein längeres Betriebspraktikum in einer Auto-Werkstatt. Ein ungewöhnlicher Weg, wo doch in Deutschland viel Wert auf schulische Bildung und Abschlüsse gelegt wird. Für Abdel Hak jedoch genau richtig: Sein Interesse und Geschick im Umgang mit der Technik bringen ihm Anerkennung im Betrieb. Er ist motiviert mit den deutschen Kollegen zu sprechen, lernt die Sprache einfacher. Der 17-Jährige bekommt schließlich einen ordentlichen Ausbildungsplatz, wird immer besser integriert. Für Jnieh ist das Ziel der Jugendhilfe erreicht: „Aus dem jugendlichen Flüchtling wird ein gewöhnlicher junger Mann, der selbständig ist und seinen Alltag meistern kann.“
Julia Angelo Ucin und ihr Einsatz für ihre Familie
Ein Beispiel aus dem Südsudan: Julia Angelo Ucin, 50, hat im Bürgerkrieg im Südsudan ihren Mann, einen ihrer Söhne und ihre Heimat verloren. Der Bruder wurde entführt und sie weiß nicht, ob er noch lebt. Gemeinsam mit über 10.000 anderen Binnenvertriebenen lebt Julia seit Juli 2016 in einem Flüchtlingscamp der Stadt Wau. Wegen der Kämpfe hat sie, wie die meisten anderen Menschen aus ihrem Dorf, Haus und Feld verlassen und sucht Schutz in der Stadt. Damit sie genug zu essen hat und etwas Geld für sich und ihre Kinder verdienen kann, zeigte Malteser International ihr, wie sie auch im städtischen Umfeld das Nötigste anbauen kann. Mittlerweile erntet sie verschiedene Gemüsearten wie Okra, Kohl und Kürbis. In vier Flüchtlingscamps in Wau versorgt Malteser International die Menschen auch mit Wasser und bohrte dazu 18 Brunnen. Julia Ucin sagt: „Jetzt haben wir genug zu essen und auch unseren Kindern geht es wieder besser.“
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