Das Flüchtlingsthema hält uns in Atem und bewegt das ganze Land: Politisches Ringen um Lösungen, Willkommensaktionen und ehrenamtliches Engagement, Ausstattung von Flüchtlingsunterkünften und vieles mehr. Auf einmal spüren wir die Folgen von weit entfernten Krisen in unserer untermittelbaren Nähe.
Fast 60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Die Hälfte davon sind Kinder unter 18 Jahren. Allein in Syrien haben zwei Millionen Mädchen und Jungen durch Krieg und Gewalt ihr Zuhause verloren.
Die besonderen Bedürfnisse von Kindern
Kinder leiden als die Schwächsten der Gesellschaft am meisten unter der extrem großen psychischen und gesundheitlichen Belastung und der Unsicherheit um die eigene Zukunft. Sie sind gefährdet, Opfer von Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch zu werden. Darum ist es wichtig, dass wir uns um ihre besonderen Bedürfnisse kümmern. Kinder haben ein Recht auf Schutz und Würde. Sie benötigen Unterstützung bei der Bewältigung des Traumas ihrer Flucht.
Teilnahme an Freizeiten für Flüchtlingskinder in Deutschland
Als Kinderhilfswerk möchten wir einen Beitrag für Flüchtlingskinder in unserer Umgebung in Deutschland leisten. Wir planen, Kindern die Teilnahme an einer Freizeitwoche zu ermöglichen. Bei tollen Aktionen, Abenteuer, Musik, Sport und interessanten Bibelarbeiten können sie unbeschwerte Tage erleben und Freundschaften zu Kindern aus Deutschland knüpfen.
Doch der Fokus muss auch auf die humanitäre Hilfe und Entwicklungshilfe in den Herkunftsländern gerichtet sein, damit die Ursachen vor Ort bekämpft werden.
Die Hilfe KHW Global Care Hilfe für syrische Flüchtlinge im Libanon
Nach über vier Jahren Bürgerkrieg in Syrien sind elf Millionen Menschen – die Hälfte der Bevölkerung – ins Ausland geflohen oder Vertriebene im eigenen Land. 1,5 Millionen registrierte und geschätzte 2 Millionen syrische Flüchtlinge halten sich im Libanon auf. Der Libanon, halb so groß wie Hessen, hat selbst nur 4 Mio Einwohner. Mit einem Flüchtlingsanteil von 50 % beherbergt das Land prozentual die meisten Flüchtlinge weltweit. Die Probleme sind kaum zu bewältigen:
- Es mangelt an Wohnraum, die Mieten steigen, Straßen und Schulen sind überfüllt und es gibt Engpässe in der Strom- und Wasserversorgung.
- Es wird immer schwieriger für die Flüchtlinge, eine Arbeit zu finden. Die Arbeitslosenquote liegt ohnehin bei 28 %. Man kann den Frust der einheimischen Bevölkerung verstehen: „Die nehmen uns die Arbeit weg, weil sie nur die Hälfte des Stundenlohns verlangen!“
- Die Kriminalität nimmt wegen Arbeits- und Perspektivlosigkeit zu. Immer wieder kommt es zu Entführungsdelikten mit Lösegeldforderungen durch verzweifelte Flüchtlinge.
- Rebellen und Regierungsflüchtlinge bekämpfen sich teilweise auch im Libanon.
- Die Lebenshaltungskosten im Libanon sind im Vergleich zu Syrien sehr hoch.
Unser Kinderhilfswerk unterstützt seit November 2012 die Hilfsmaßnahmen von vier lokalen Kirchengemeinden im Libanon. Regelmäßig werden Versorgungspakete mit Grundnahrungsmitteln, nährstoffreicher Babynahrung und –milch, sowie Hygienepakete mit Windeln, Shampoo und Waschpulver an ca. 300 Familien verteilt.
Die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter besuchen die Familien und kümmern sich um ihre Nöte und Bedürfnisse. Da sie selbst Opfer eines Bürgerkriegs (libanesischer Bürgerkrieg von 1975-1990) waren, können sie die Situation der traumatisierten Flüchtlinge verstehen. Um den Kindern und Familien fröhliche und unbeschwerte Momente zu ermöglichen werden Feste und Veranstaltungen, wie Kinoabende oder Kindertreffen, organisiert. Auch ein Weihnachtsfest mit Geschenken durfte nicht fehlen und hat Kinderaugen zum Strahlen gebracht. Durch Kontakte zu weiteren Hilfsorganisationen vor Ort konnten Ärzte zur Untersuchung von Kindern und schwangeren Frauen zur Verfügung gestellt und erkrankte Flüchtlinge mit Medikamenten versorgt werden.
Die Flucht und das Leben im Libanon – Farida berichtet
Einige Monate ist es her, dass die zwölfjährige Farida ihre Heimat Syrien Hals über Kopf verlassen musste. Jetzt lebt sie mit ihren Eltern und drei Geschwistern in einem Dorf in der Bekaa-Ebene im Libanon. Ihr neues Zuhause ist eine ehemalige Werkstatt, die notdürftig hergerichtet wurde, damit hier jemand wohnen kann. In der Mitte trennt eine unverputzte halbhohe Wand den Wohnbereich und das Bad. Es gibt kaum Möbel, nur einige Plastikstühle und Matratzen, die tagsüber als Sitzgelegenheit dienen. Farida erinnert sich an den Tag der Flucht: "Meine Eltern haben nicht gesagt, wohin wir fahren, aber ich spürte, dass irgend etwas nicht stimmte. Wir stiegen in den Bus nach Damaskus. Von dort ging es weiter mit einem Taxi. Unterwegs mussten wir dauernd anhalten. In der Mitte der Straße standen bewaffnete Männer, die in unser Auto guckten. Jedes Mal waren meine Eltern nervös und angespannt. Mein Vater musste seinen Ausweis zeigen.
Erst als wir im Libanon ankamen sagte meine Mutter: "Wir haben es geschafft! Jetzt wird alles gut!" Ein anderes Taxi brachte uns dann weiter bis in das Bekaa-Tal. Zum Glück gibt es hier keine Schießereien oder Granaten, die in die Häuser krachen. Aber mein Zuhause in Syrien war viel schöner. Ich hatte ein eigenes Zimmer mit rosa Gardinen. Papa hat in einem Büro gearbeitet. Hier findet er keine richtige Arbeit. Das gefällt ihm nicht und auch meine Mutter ist oft traurig, weil wir kaum Geld haben." Sie lächelt schüchtern und rutscht hin und her auf der Matratze: "Ich gehe hier zur Schule. Das finde ich gut, sonst würde ich mich langweilen. Aber fast alle Fächer werden in Französisch unterrichtet. In Syrien haben wir nur Englisch gelernt. Deshalb verstehe ich nichts von dem, was die Lehrer uns erklären. Außerdem vermisse ich meine Freunde. Ich konnte mich noch nicht einmal von ihnen verabschieden. Alles ging so schnell und dann waren wir weg. Wenn ich meine Mutter frage, wann wir wieder nach Hause fahren, guckt sie traurig und zuckt mit den Schultern."
+++ Spendenaufruf +++
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