von action medeor/Aktion Deutschland Hilft
"Wo sind wir denn hier?" – Emmanuel traut seinen Augen nicht. "Wir sind angekommen", sagt der Fahrer des Geländewagens trocken. Vor ihnen sollte eigentlich ein Lager für burundische Flüchtlinge liegen. Stattdessen aber sieht Emmanuel nur einige Strohhaufen auf einem Feld. Erst nach und nach wird ihm bewusst, dass in diesen Strohhaufen Hunderte Menschen leben. Sie sind das Lager, mehr gibt es nicht.
2015: Hundertausende Menschen fliehen aus Burundi
Das war im Juni 2015, als Emmanuel Limi, Referent bei action medeor für die humanitäre Hilfe in Zentralafrika, das Flüchtlingslager im kongolesischen Luvungi zum ersten Mal besuchte.
Kurz zuvor waren im benachbarten Burundi politische Unruhen ausgebrochen, sodass Hunderttausende Menschen die Flucht ergriffen. Über 40.000 von ihnen flohen seinerzeit über die Grenze in die kongolesische Region Süd-Kivu, wo sie komplett sich selbst überlassen waren.
"Ich war völlig schockiert", erinnert sich Emmanuel
"Ich war völlig schockiert", erinnert sich Emmanuel. "Die Familien lebten schon über Wochen in diesen provisorischen Hütten, darunter Kinder, Alte und schwangere Frauen. Es gab keine sanitären Einrichtungen, keine Decken, kein sauberes Wasser.
Die Flüchtlinge tranken die dreckige Brühe aus einem nahe gelegenen Fluss. Sie litten an Malaria und Durchfall, konnten aber nicht behandelt werden, weil es keine Medikamente gab." Diese Bilder ließen Emmanuel nicht los. Er kontaktierte lokale Partner, beschaffte Zelte, Moskitonetze, Nahrung und Medikamente.
Aufbau von Gesundheitsstationen, Schulungen für medizinisches Personal
Was als lebensrettende Soforthilfe begann, hat sich inzwischen zu einem vielschichtigen humanitären Projekt ausgeweitet:
Rund 20 lokale Gesundheitseinrichtungen werden regelmäßig mit Medikamenten und Ausrüstung unterstützt, 15 wurden instandgesetzt oder ganz neu gebaut. Mit zwei mobilen Kliniken können auch die Menschen in der Region medizinisch versorgt werden, die keine andere Gesundheitseinrichtung erreichen. Medizinisches Personal wird geschult und die pharmazeutische Logistik optimiert.
Dabei unterstützen action medeor und seine lokalen Partner längst nicht mehr nur geflüchtete Familien aus Burundi, sondern auch kongolesische Binnenflüchtlinge und die lokale Bevölkerung.
Andauernde Unruhen in Burundi und der DR Kongo
"Leider gibt es weiterhin viele Unruhen sowohl in Burundi als auch in der Demokratischen Republik Kongo, sodass die Menschen beiderseits der Grenze in die Region Süd-Kivu flüchten", schildert Emmanuel die Situation. Inzwischen haben die Vereinten Nationen zwei große Flüchtlingslager in der Region eingerichtet, in denen heute rund 50.000 Menschen leben. action medeor und seine lokalen Partner sind aktiv.
"Wir haben Tanks gebaut zur Wasseraufbereitung und sanitäre Anlagen installiert", berichtet Emmanuel, "und wir versorgen die umliegenden Dörfer mit frischem Quellwasser aus den Bergen, wo wir die Quellen und Brunnen reaktiviert haben."
action medeor unterstützt die Geflüchteten
Dennoch bleiben insbesondere die gesundheitlichen Risiken für die Menschen. Cholera, Malaria und Unterernährung gehören zu den Hauptursachen für Krankheiten und Todesfälle in der Region. "Seit Anfang 2019 mussten wir immer wieder auch lokale Ausbrüche von Ebola bekämpfen", sagt Emmanuel. Dazu wurden Handwasch-Stationen errichtet, Gesundheitshelferinnen ausgebildet und Aufklärungsmaßnahmen durchgeführt.
Im Frühjahr 2020 verschlimmerte sich die Lage noch einmal. Durch eine Überschwemmung wurden Hunderttausende obdachlos, gleichzeitig erreichte die Corona-Pandemie die Demokratische Republik Kongo. Viele Menschen gerieten zusätzlich in Not, gleichzeitig mussten Corona-Schutzmaßnahmen ergriffen und beispielsweise Gesundheitsstationen mit Schutz- und Hygienematerialien ausgestattet werden.
Neue Herausforderung durch COVID-19
action medeor verteilte über 100.000 Mund-Nase-Schutzmasken und schulte mit seinen lokalen Partnern das medizinische Personal im Umgang mit COVID-19. Die Tatsache, dass man im Umgang mit Epidemien bereits Erfahrung hatte, erwies sich dabei als Vorteil.
Fünf Jahre, nachdem Emmanuel die erschreckenden Bilder von Menschen in Strohhütten sehen musste, hat sich die Situation der Flüchtlinge und die der lokalen Bevölkerung verbessert – auch, wenn aktuelle Probleme bleiben.
"Wir leisten hier schon ein wenig Regionalentwicklung", resümiert Emmanuel. "Das macht mich trotz aller Herausforderungen jedes Mal ein wenig glücklich, wenn ich es sehe."
+++ Spendenaufruf +++
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