von World Vision
Den Krieg aus dem Kopf zu bekommen ist für Kinder im Nordirak alles andere als einfach. In zwei großen Flüchtlingslagern nahe der Stadt Dohuk ist es World Vision gemeinsam mit Partnern jedoch gelungen, Schulen und kinderfreundliche Räume in einen Ort der Hoffnung zu verwandeln. Die 10jährige Shirin steckt ihre Energie am liebsten in einen wirbelnden Hula-Hoop-Reifen. “Ich mag aber auch den Englisch-Unterricht”, sagt sie und trägt unserer Mitarbeiterin Suzy Sainovski halb-singend das englische Alphabet vor.
Das Angebot unseres Projekts “Let us learn”, das mit Spenden an “Aktion Deutschland Hilft” letztes Jahr von World Vision in der kurdischen Autonomieregion gestartet werden konnte, richtet sich an rund 600 Kinder und Jugendliche, sowie deren Eltern und auch an lokale Lehrkräfte. Die Familien in den Zeltlagern gehören Minderheiten wie den Jesiden an und flohen nach Massakern aus der Region Sinjar in die Gegend von Dohuk. Auch die Lehrkräfte sind Flüchtlinge.
Bewegungsspiele und Bastelarbeiten lenken vom Alltag ab
Anfangs stand das Ziel im Vordergrund, in kinderfreundlichen Räumen überhaupt ein pädagogisches Angebot zu machen, da die meisten Kinder keine irakischen Schulen besuchen konnten und der Alltag im Flüchtlingslager ihnen wenig positive Anregungen bietet. Inzwischen geht es um eine sinnvolle Ergänzung des normalen Schulunterrichts, der an den staatlichen Schulen für die meisten Flüchtlingskinder aber auch nur an drei Tagen in der Woche organisiert werden kann.
In den kinderfreundlichen Räumen werden Geschichten erzählt, phantasievolle Dinge gebastelt und Bilder gemalt, Spiele angeboten, Theaterstücke entwickelt und Fragen zum Leben erörtert, nach einer Methodik, die besonders auf die Bedürfnisse von Kindern in Krisen eingeht. Bewegungsspiele etwa können bei traumatisierten Kindern Verkrampfungen lösen, und kreative Aktivitäten in der Gemeinschaft stärken ihr Gefühl der Selbstwirksamkeit. Das Projekt sensibilisiert auch für Kinderrechte und Kinderschutz-Maßnahmen. Seit kurzem bringt außerdem ein Bücherbus Lesestoff zu den Kindern.
Auch die Lehrerin Gulpari musste fliehen
In der Syrerin Gulpari haben Shirin und viele andere Schulkinder eine sehr motivierte und erfahrene Lehrerin. Gulpari hat 27 Jahre lang als Grundschullehrerin in Syrien gearbeitet. “Ich habe fast alle Fächer unterrichtet, aber Mathematik war mein Fachgebiet”. Gulpari floh vor drei Jahren mit ihrer Familie vor dem Krieg in ihrer Heimat und kam in die kurdische Autonomieregion im Nordirak. Sie wollte dort aber nicht in einem Flüchtlingslager leben und wohnt daher in der Stadt Zakho. Zuerst war sie dort damit beschäftigt, ein neues Zuhause für ihre Familie einzurichten und in der Fremde anzukommen, aber dann wollte sie doch gerne wieder Kinder unterrichten. “Ich fragte meine Freunde nach Arbeitsmöglichkeiten und fand im April 2015 meinen Job.”'
Eine Beziehung zu ihren neuen Schülern zu finden fiel ihr nicht schwer. “Da meine eigenen Kinder und die Kinder hier dasselbe durchgemacht haben, kommt es mir so vor, als würde ich meine eigenen Kinder unterrichten. In Syrien dachte ich manchmal als Mutter: Warum gebe ich meine Zeit für andere Kinder statt für meine eigenen? Aber hier hätte ich kein Problem damit den ganzen Tag zu unterrichten”, sagt Gulpari mit einem warmen Lächeln. “Bildung ist wirklich sehr wichtig für Kinder”, fügt sie hinzu.
Die Kinder lernen es, wieder zu lachen
Der Syrerin gefällt die Vielfalt der Vielfalt der pädagogischen Aufgaben in dem Projekt, und sie hat in Workshops auch noch dazu gelernt, etwa für den Umgang mit Trauma-Problemen, oder auch zur Selbstfürsorge, denn nur stabile Menschen können traumatisierten Menschen helfen. Gulpari schult nun selbst weniger erfahrene Lehrkräfte und widmet sich auch besonders den Lebenskompetenzen von Mädchen. “Unsere vielen praktischen Übungen hier lassen die Kinder aktiv werden. Es ist kein trockener Unterricht.”
Positive Veränderungen bei den Kindern zu sehen, motiviert Gulpari und auch unser Projektteam natürlich am meisten. Dass traurige Kinder wieder lachen können oder verschlossene, verängstigte oder aggressive Kinder plötzlich Nähe suchen oder eben im Hula-Hoop Reifen tanzen. Gulpari freut sich als Lehrerin natürlich auch über neu erwachte Lust am Lernen: “Eine meiner Schülerinnen sagte zu mir: Ich wusste gar, dass man so viele Sachen lernen kann, ich dachte immer, man würde in der Schule nur Buchstaben lernen.”
+++ Spendenaufruf +++
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