von Stefanie Glinski, World Vision
Ein Junge sitzt unter einem Baum im südsudanesischen Bundesstaat Obernil. Er beobachtet Fledermäuse, die aus seiner Hütte ein- und ausfliegen. Der Elfjährige weiß noch nicht, dass er seinen letzten Abend in Frieden verbringt.
Als John anfängt zu rennen, brennen einige Hütten bereits lichterloh
Die Sonne ist fast untergegangen, als er sich mit seinen Eltern und Geschwistern zu Bett begibt. Es gibt keinen Strom, John liebt den klaren Nachthimmel seines Landes, der übersät ist von Sternen. Das ist sein letzter Gedanke, bevor er einschläft.
Seine Welt ist eine andere geworden, als John aufwacht: Die Luft ist erfüllt mit Pistolenschüssen und Schreien, helle Lichter durchstechen die dunkle Nacht. Überall sind Rebellen. Als John anfängt zu rennen, brennen bereits einige der Hütten lichterloh, schwarzer Rauch dringt in seine Lungen. John hat keine Ahnung, wo er hinläuft, trotzdem ist er noch nie so schnell in seinem Leben gerannt.
„Ich bin viele Kilometer gelaufen, bis ich an einem Fluss ankam und dort den Rest der Nacht allein verbrachte. Am Morgen fand ich meine Geschwister. Ein Nachbar erzählte mir, dass meine Eltern brutal ermordet wurden. Als ich das hörte, fiel mein Leben für mich auseinander.“
"Das Leben ist hart"
John ist heute 14 Jahre alt und lebt in einer Flüchtlingsgemeinde im Norden Ugandas. Wie Tausend andere hat er sein Land zu' Fuß mit seinen drei Geschwistern durchquert. Nur manchmal hat ein Fahrer sie mitgenommen. Drei Jahre nachdem Johns Dorf angegriffen wurde, hat der Südsudan noch immer nicht genügend Stabilität und Frieden gefunden. Immer wieder brechen im Land Kämpfe aus, wie zuletzt am fünften Gründungstags des jüngsten Staates der Welt. Seit 2013 hat der Krieg über 10.000 Menschen das Leben gekostet, über 1,6 Millionen Menschen sind auf der Flucht, über 720.000 Frauen, Männer und Kinder sind in Nachbarländer umgesiedelt. John ist einer von ihnen. „Ich habe meine Eltern und mein Heimatdorf geliebt. Das Leben war gut. Heute ziehe ich meine zwei Brüder und meine Schwester groß. Ich bin ihre Mutter und ihr Vater. Jeden Tag passe ich auf sie auf. Das Leben ist hart.“
"Ich hoffe, dass es eines Tages Frieden geben wird"
Täglich erreichen bis zu 800 Südsudanesen Uganda. John und seine Geschwister können zur Schule gehen. Das Trauma, das der Rebellenüberfall verursacht hat, sitzt tief. „Ich kann mich an die Schüsse erinnern. Eine Kugel davon traf meine Mutter, eine andere meinen Vater.“ Johns Geschwister besuchen am Nachmittag das Kinderzentrum von World Vision, wo sie das Erlebte aufarbeiten und einfach nur Kinder sein können.
Wenn John abends hoch zum Himmel blickt, sieht er den gleichen Sternenhimmel wie in seiner Heimat. „Ich frage mich, wie es da gerade aussieht“, sagt der 14-Jährige, der fast schon wie ein junger Erwachsener auftritt. „Ich hoffe, dass es eines Tages Frieden geben wird“, sagt er leise als, die Sonne untergeht und das Licht des Tages schwindet.
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