Königreich der Fremden: Ein Ruhepol inmitten von Krisenherden? Während Syrien und Irak vom Krieg beherrscht werden und in Israel und Palästina der Konflikt hochkocht, gilt Jordanien als stabil. Über eine Million Menschen haben sich in das Königreich geflüchtet, darunter nach UN-Angaben allein 630.000 aus dem benachbarten Syrien.
Frühling ohne Sommer: Auch in Jordanien waren während des sogenannten Arabischen Frühlings einige Zehntausend Menschen gegen Korruption und für mehr Demokratie auf die Straße gegangen. Das Königshaus ließ die Proteste einschränken, stieß aber auch gewisse Reformen an. Inzwischen ist der Geist der Revolution verflogen: Viele Jordanier fürchten ein Abgleiten in die Gewalt und Militärherrschaft wie in Syrien, Libyen oder Ägypten.
Flüchtlinge: Seit dem Ausbruch der Kriege im Irak und in Syrien kamen Hunderttausende über die Grenze nach Jordanien. Doch seit Anfang dieses Jahres sind die Grenzen dicht: Nur etwa 80 Personen aus Syrien lassen die Grenzsoldaten täglich ins Land. Ihr Argument: Jordanien sei überfordert. Mehr als jeder Zehnte im Land ist hierher geflüchtet.
Flüchtlingslager: Geröll soweit das Auge reicht. Das Flüchtlingslager Azraq liegt abgeschieden in karger Landschaft im Nordosten Jordaniens. Zur nächsten Stadt sind es 20 Kilometer. Die Bewohner dürfen das Camp nur mit besonderer Genehmigung verlassen. Bezahlte Arbeit gibt es hier nicht, die Menschen sind abhängig von Lebensmittelgutscheinen und Diensten der Hilfsorganisationen.
In meinen Augen: Safaa al-Hadschi, 23, aus dem syrischen Daraa lebt jetzt mit ihrem Mann und fünf Kindern in einem Armenviertel der Hauptstadt Amman. Das Foto der jungen Frau hat eines ihrer Kinder gemacht. Safaa wünscht sich, ihre Familie selbst versorgen zu können: "Wir brauchen mehr Hilfen, um uns Lebenmittel kaufen zu können. Aber wichtiger als Hilfe ist in meinen Augen, dass mein Mann und ich hier legal arbeiten dürfen. Dann können wir selbst für uns sorgen." Mehr als 80 Prozent der aus Syrien geflüchteten Menschen in Jordanien leben nicht in Flüchtlingslagern, sondern in Städten, Seite an Seite mit jordanischen Nachbarn. Zwei Drittel von ihnen leben in absoluter Armut.
Es fehlen Perspektiven: Die jordanische Regierung fürchtet den Unmut der eigenen Bevölkerung. Flüchtlinge haben in der Regel keine Möglichkeit, legal zu arbeiten, viele verdingen sich schwarz auf dem Bau oder in der Landwirtschaft. Weil die Versorgungslage für Flüchtlinge in Jordanien immer schlechter wird und sie ohne Arbeit keine Perspektive auf Besserung sehen, kehren inzwischen täglich rund 50 Syrer zurück in das Bürgerkriegsland.
Hilfe für Flüchtlinge weltweitJordanien: Königreich der Fremden
von Lea Frehse, Nominierte des Journalistenwettbewerbs
Im September 2015 wurden sechs Teilnehmer und Teilnehmerinnen des ersten Journalistenwettbewerbs Humanitäre Hilfe für eine zweite Wettbewerbsphase nominiert. In dieser zweiten Phase begeben sich die Nominierten auf Recherchereisen in weltweite Krisengebiete, um neue digitale Wege der Berichterstattung über Humanitäre Hilfe zu finden. Denn viele Menschen auf der ganzen Welt sind in Not und brauchen dringend mehr Öffentlichkeit!
Lea Frehse, 26, ist Schülerin der Hamburger Henri-Nannen-Journalistenschule und eine von sechs Nominierten für den ersten Journalistenpreis Humanitäre Hilfe. Mitte Oktober hat sie in Jordanien recherchiert und dabei unter anderem Mitarbeiter der Johanniter und von CARE Deutschland-Luxemburg bei ihrer Arbeit mit Geflüchteten begleitet.
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis deutscher Hilfsorganisationen, bittet dringend um Spenden für Menschen auf der Flucht
Spenden-Stichwort: Hilfe für Flüchtlinge IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX Spenden-Hotline: 0900 55 10 20 30 (Festnetz kostenfrei, mobil höher) jetzt online spenden!
