von Malteser International
Seit Jahren sorgt eine Terrormiliz für Angst und Schrecken in Nigeria. Auch das Dorf der 40-jährigen Kulu wurde überfallen. Die Geschichte ihrer Flucht und von ihrem Leben im Flüchtlingscamp hat sie unserer Bündnisorgansiation Malteser International erzählt.
"Damals verlor ich fast den Verstand"
Kulu erzählt: Sie sei sofort losgelaufen, als sie die Männer hörte; raus aus dem Dorf, um sich und ihre Familie in Sicherheit zu bringen. Ihr Mann lief neben Kulu durch die Büsche, als er von den Angreifern tödlich getroffen wurde. Er starb vor den Augen seiner Frau und Kinder. "Damals verlor ich fast den Verstand", sagt Kulu.
Allein bei diesem Überfall kamen 2.000 Menschen ums Leben. Insgesamt fielen dem Terror in Nigeria in den vergangenen Jahren tausende Menschen zum Opfer. Die Sicherheitslage in der gesamten Tschadseeregion ist bedroht und die humanitäre Not der Menschen ist riesig.
Nigeria: Zahlreiche Menschen suchen Schutz in Flüchtlingscamps
Aus Angst fliehen die Menschen aus ihren Dörfern, Felder werden nicht mehr bestellt, es gibt kaum genug zu essen. Jeden Tag kommen Familien in den Camps für Binnenvertriebene in Maiduguri an, einer Stadt im Nordosten des Landes.
Weltweit sind rund 70,8 Millionen Menschen auf der Flucht. Davon sind 25,9 Millionen Flüchtlinge, 3,5 Millionen Asylbewerber und 41,3 Millionen auf der Flucht im eigenen Land.
Das bedeutet: Jeder 108. Mensch auf der Welt hat kein Zuhause. Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge sind jünger als 18 Jahre. Uganda meldet 2.800 geflüchtete Kinder, die jünger als sechs Jahre alt und von ihren Eltern getrennt sind.
Etwa 80 Prozent der Flüchtlinge haben in einem direkten Nachbarland Schutz gefunden. Oft in einem Entwicklungsland: Bangladesch, Uganda oder der Libanon sind eher arm. Sie haben im vergangenen Jahr (2018) besonders viele Flüchtlinge aufgenommen.
Die Genfer Flüchtlingskonvention definiert Flüchtlinge als Menschen, die
- sich außerhalb des Landes befinden, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzen oder in dem sie ihren ständigen Wohnsitz haben
- wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung eine begründete Furcht vor Verfolgung haben
- den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen können oder aus Furcht vor Verfolgung nicht dorthin zurückkehren können.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff Flüchtling auch für Binnenvertriebene, Umwelt- und Klimaflüchtlinge und Wirtschaftsflüchtlinge verwendet. Im völkerrechtlichen Sinn gelten sie nicht als Flüchtlinge.
Binnenvertriebene sind Flüchtlinge, die innerhalb ihres Heimatlandes Zuflucht suchen. Wirtschaftsflüchtlinge lassen ihr Heimatland aufgrund existenzbedrohender Rahmenbedingungen, Armut und wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit hinter sich. Klima- und Umweltflüchtlinge fliehen vor Umweltveränderungen oder Naturkatastrophen. Klimaflüchtlinge sind direkt von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen.
Die Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft helfen Menschen auf allen Stationen ihrer Flucht: in den Herkunftsländern, den Transitländern und in Deutschland.
In Herkunftsländern wie Syrien oder dem Südsudan versorgen Mitarbeiter unserer Hilfsorganisationen die Menschen zum Beispiel mit Lebensmittel- und Hygienepaketen oder Kleidung und Krankenhäuser mit Medikamenten. In Transitländern wie den Balkanländern erhalten die Menschen Nahrungsmittel und Unterstützung beim Bau von Unterkünften sowie Decken, Matratzen und Kleidung. Kommen Flüchtlinge in Deutschland an, unterstützen Mitarbeiter unserer Bündnisorganisationen sie beispielsweise im Umgang mit Behörden, vermitteln Deutschkurse oder betreuen unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
Erfahren Sie mehr über unsere weltweite Hilfe für Flüchtlinge.
Auch Kulu war viele Tage auf der Flucht – und zum Zeitpunkt des Übergriffs schwanger. Doch nach den Strapazen verlor sie ihr ungeborenes Kind. Ihre körperlichen Wunden heilten, doch die seelischen sind geblieben. "Ich war so traurig, dass ich nicht essen konnte. Ich konnte nur an meinen Mann denken. Nachts träumte ich von ihm und davon, wie er immer wieder erschossen wurde."
Langsam kam Kulu wieder auf die Beine
Es hat lange gedauert, bis Kulu das Erlebte verkraftet hatte. Heute kann sie darüber mit klarer Stimme sprechen und mit der Unterstützung ihres Bruders kam sie langsam wieder auf die Beine.
Mit ihren Kindern lebt Kulu im Flüchtlingscamp. Ihre Unterkunft besteht aus Heu, Schlamm und zerfledderten Planen. Aus einem alten Sack Reis wurde ein Teppich, eine kleine Grasmatte dient als Sitz- und Schlafplatz und es gibt einen Ofen, neben dem Töpfe gestapelt sind. Doch nur selten genügen die Nahrungsmittel, um dort eine Mahlzeit zu kochen.
Malteser International hilft den geflüchteten Menschen in Nigeria
Malteser International, Mitglied im Bündnis Aktion Deutschland Hilft, unterstützt die vertriebenen Menschen im Camp Maidinatu. "Die Helfer gaben mir zwei Wasserkanister, eine Kindertoilette, Seife, einen Wasserkocher und andere nützliche Dinge", erzählt Kulu. Sie ist sehr dankbar für diese Hilfe. Wovon Kulu nun träumt: dass ihre Kinder zur Schule gehen und Geld verdienen können. Sie sollen es eines Tages besser haben.
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