Von Maltester International/Aktion Deutschland Hilft
Hoffen auf eine bessere Zukunft
Fatima lebte in einem Dorf in den irakischen Bergen – bis sie von einer Terrorgruppe entführt wurde. In einem Camp in der Provinz Dohuk, das von Malteser International unterstützt wird, ist sie nun in Sicherheit. Ihre traurige Geschichte erzählt sie hier.
Monatelang gefangen als Sklavin
In einem Camp lebt Fatima mit ihrem Mann und ihrem fünf Jahre alten Sohn. Fast alle anderen Familienmitglieder hat sie verloren. Die 25-jährige selbst hat nur knapp überlebt. Zehn Monate lang wurde sie als Sklavin gefangen gehalten, ohne Rechte und Freiheiten.
Es war im August 2014, als sie zusammen mit ihrem damals dreijährigen Sohn aus ihrem Dorf in den Sinjar Bergen im Irak entführt wurde. Eine Terrorgruppe stürmte in das Dorf und rief alle Einwohner zusammen, erzählt sie.
Gewalt und Leid an der Tagesordnung
Die Männer wurden von den Frauen, Kindern und älteren Menschen getrennt. „Wir waren im Haus, als sie kamen. Sie erschossen die Männer. Danach brachten sie uns Frauen und die Kinder nach Syrien“, berichtet Fatima mit leiser Stimme. Ihr Mann war an diesem Tag nicht bei ihr. Das rettete ihm das Leben.
Fünf Mal wurde Fatima in den kommenden zehn Monaten verkauft. In Rakka, einer der Hochburgen der terroristischen Gruppe, wurde sie monatelang in einem Zimmer eingesperrt. Der einzige Trost: Ihr Sohn war immer bei ihr. Doch er wurde schwer verletzt und mit Kabeln geschlagen. Noch heute zeichnen tiefe Narben das kleine Gesicht des Fünfjährigen.
Die Rettung: „Wie ein Wunder“
Nach rund zehn Monaten Gefangenschaft wurde Fatima für 1.000 US-Dollar freigekauft. Wie durch ein Wunder fand sie in Kurdistan ihren Mann wieder. Nun leben sie wieder zusammen in Sicherheit.
Fatima ist eine von etwa 3.800 Frauen die in den Flüchtlingslagern an einem Cash-for-Work-Programm von Malteser International teilgenommen hat. „Die Menschen haben schreckliche Dinge erlebt, die sie kaum verarbeiten können“, sagt Stefanie Heil, Länderkoordinatorin von Malteser International.
Sie erklärt, welche Ziele das Programm hat: „Wir versuchen die Frauen, Männer und Kinder zum einen psychisch zu stabilisieren und zum anderen auch zu beschäftigen, damit sie sich nicht isolieren. Sie müssen raus aus ihren engen Zelten und unter Menschen. Sie müssen sich austauschen und über das Erlebte reden. Und wenn wir das auch noch damit verbinden können, dass die Menschen etwas lernen und Geld verdienen können, umso besser.“
Das Camp bietet Sicherheit
Eine Woche lang wurde Fatima zu Hygiene, Wasser und gesunder Ernährung geschult. Das neuerworbene Wissen hat sie an Familie und Nachbarn weitergegeben und so dazu beigetragen, die Lebensbedingungen in den Camps deutlich zu verbessern.
„Es war schön, neue Aspekte zu lernen, in einer anderen Atmosphäre zu sein. Ich konnte vergessen, was Schreckliches passiert ist“, erzählt Fatima. Doch auch wenn das Leben in dem Camp für Fatimas Familie nun sicher ist: Es fühlt sich für sie dort nicht wie ein Zuhause an. Ihr größter Wunsch ist es, in das Dorf in den Bergen zurückzukehren und ihre Heimat neu aufbauen.
Wie Maltester International den Menschen im Irak hilft
Malteser International ist seit August 2014 in den Regionen Erbil und Dohuk tätig. Die Bündnisorganisation von Aktion Deutschland Hilft kümmert sich dort um die medizinische Versorgung der Vertriebenen mit Gesundheitszentren in den Camps und durch mobile Kliniken in den Dörfern. Im Jahr 2016 wurden rund 23.500 Vertriebene mit Hygiene-Kits versorgt, mehr als 161.400 Verletze und Kranke konnten medizinisch behandelt werden.
Was zuvor geschah – ein Rückblick
Im August 2014 griff die Terrormiliz die Dörfer der Sinjar Region westlich von Mossul im Irak an. 5.000 Angehörige der religiösen Minderheit der Jesiden wurden getötet, tausende Frauen als Sex-Sklavinnen entführt, Kinder und Jugendliche als Kämpfer missbraucht.
Rund 50.000 Menschen konnten fliehen und ließen alles zurück. Die meisten haben Zuflucht in der Provinz Dohuk gefunden. Dort hat Isaure Faivre d’Arcier von Malteser International sie besucht.
„Dohuk ist eine malerische Stadt, umgeben von Bergen und blühenden Feldern. Fast könnte es ein schöner Ort sein. Doch die vollen Flüchtlingslager und die Militär-Checkpoints an den Straßen erinnern immer wieder daran, dass der Krieg nicht weit weg ist. Nur 70 Kilometer entfernt liegt Mossul, eine umkämpfte Stadt, die teils noch immer von terroristischen Gruppen besetzt ist und von irakischen Truppen zurückerobert werden soll“, berichtet Isaure Faivre d’Arcier.
Die Menschen haben auf der Flucht alles zurückgelassen. In acht Camps und vielen Dörfern im irakischen Kurdistan sind sie untergekommen. Die autonome Region hat seit Beginn der Aufstände von Terrorgruppen im Sommer 2014 rund 3,3 Millionen Vertriebene aufgenommen. Malteser International hilft ihnen dort bei ihrem Neuanfang.
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