von Kai Mirjam Kappes, Aktion Deutschland Hilft
Syrische Flüchtlingskinder wie Zuzu können in der Bekaa-Ebene zur Schule gehen und lernen außerdem, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. arche noVa bietet damit einer ganzen Generation eine Zukunftsperspektive.
Ohne Fensterscheiben, ohne fließendes Wasser: Flüchtlingsunterkünfte im Libanon
Die Bekaa-Ebene ist die Kornkammer des Libanons. Zwischen den zwei beeindruckenden Gebirgszügen, die das Land durchziehen, breiten sich Getreidefelder und Obstplantagen wie ein Teppich aus Farben und Gerüchen aus. Einzig die schnell zusammengezimmerten Hütten wollen nicht ins Postkartenidyll passen: Es sind Flüchtlingsunterkünfte.
Aus Sperrholz und Plastikplanen, ohne Fensterscheiben, ohne fließendes Wasser stehen sie da. Im Libanon gibt es keine offiziellen Camps für die über eine Million syrischen Flüchtlinge, die seit Kriegsbeginn ins Nachbarland geflohen sind. Jeder vierte Bewohner im Libanon ist mittlerweile ein Flüchtling. Sie leben dort, wo sie Platz finden: In Rohbauten, Lagern, Kellern oder eben in selbst gebauten Hütten.
So wie hier, in der Nähe des Ortes Bar Elias. Etwa 800 Menschen hausen hier, die Hälfte davon Kinder. Doch genau weiß das niemand. Die Straßen verwandeln sich bei Regen in Seen aus Schlamm. Krankheiten wie Krätze breiten sich in der namenlosen Siedlung aus. Ein Bewohner erzählt, dass die Polizei kontrolliert, ob nach sieben Uhr abends niemand mehr vor die Tür geht. Für ihre Behausungen haben sie das Land von den libanesischen Bauern gemietet. Viele berichten von 100 Dollar für die Miete und nochmals 30 Dollar für Strom. Geld, das viele nicht haben.
Männer, Frauen und Kinder schuften auf den Feldern als Erntehelfer. Männer nehmen schlecht bezahlte Gelegenheitsjobs an, um ihre Familie zu ernähren, oft illegal. Eltern schicken ihre Kinder zum Betteln, damit etwas Essbares auf den Tisch kommt.
Zuzu ist mit ihrer Familie vor den Fassbomben in Syrien geflohen
Die elfjährige Soreya, von allen nur Zuzu genannt, lebt mit ihren Eltern und ihren fünf Schwestern in einer der Hütten. Die Wände sind aus Sperrholz, von der Decke baumelt eine Glühbirne. Im Winter ist es sehr kalt und es kann schneien. Soreyas Familie hat keine Heizung in ihren zwei Räumen.
Ihre kleinste Schwester ist wenige Wochen alt. Das Mädchen ist hier geboren. Eine Staatenlose, denn Pässe erhalten Neugeborene von Flüchtlingsfamilien nicht. Die Familie floh vor den Fassbomben in Syrien. Zuzus Vater wurde am Bein verletzt, er hat Schwierigkeiten, Arbeit zu finden. Die Eltern haben dennoch Hoffnung. Zuzu kann zur Schule gehen, genau wie drei ihrer Schwestern.
Diesen Lichtblick hat ihnen arche noVa eröffnet. Die Hilfsorganisation ermöglicht zusammen mit der lokalen Organisation Social Support Society (SSS) 2000 Jungen und Mädchen an fünf Schulen in der Bekaa-Ebene Unterricht.
"Sie ist sehr schlau"
Zuzus Mutter hat einen Universitätsabschluss, sitzt im Elternbeirat der Schule und ist sehr stolz auf ihre Tochter: "Sie ist sehr schlau." Zuzu hat wegen des Kriegs viel Schulstoff verpasst, dennoch konnte sie zwei Klassen überspringen und geht jetzt in die vierte Klasse. "Bei uns werden die Kinder nach Wissensstand eingestuft, nicht nach Alter", sagt Nimat Bizri von SSS, die das Projekt ins Rollen gebracht und längst noch nicht beendet hat. "Wir wollen noch mehr Kindern Schulunterricht ermöglichen und ihnen dabei helfen, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten."
Zuzu vermisst ihre Großeltern, die noch in Syrien leben und bereits sechs Mal ausgebombt wurden. Sie kann sich noch gut an den Garten und ihr Haus erinnern, an ihre Freunde, ihre Onkel und Tanten, erzählt Zuzu auf Englisch, bevor sie sich auf den Boden setzt, um die Hausaufgaben zu machen. Fein säuberlich schreibt sie Vokabeln ab, ihre Nasenspitze berührt dabei fast das Heft. Englisch ist ihr Lieblingsfach. Am Nachmittag wird sie sich ihren Rucksack anlegen und mit den anderen Flüchtlingskindern aus dem Dorf zur nahegelegenen Schule laufen.
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