von Eva Greitemann, action medeor
Eva Greitemann, Mitarbeiterin bei action medeor, berichtet von ihrer Reise durch den Nordirak
Als im Sommer 2014 Terrormilizen Sindschar und Mossul besetzten, flüchteten 500.000 Menschen in die Provinz Dahuk im Nordirak. Rund 230.000 Flüchtlinge leben seitdem in 22 Camps. action medeor hat seitdem dringend benötigte Hilfslieferungen mit Medikamenten in den Nordirak geschickt, um die medizinische Versorgung der Vertriebenen zu unterstützen. Ich bin nach Erbil geflogen, um die Lage zu prüfen und eine Ausweitung unserer Hilfe vorzubereiten.
"In der Halle gibt es kein Tageslicht"
Zuerst besuche ich das Camp Ashti. In jedem Wohncontainer leben auf engstem Raum bis zu neun Personen. Dort treffe ich die Familie Estefan, die mir berichtet, dass sie schon zum zweiten Mal geflohen ist. Sie hatten sich nach der Flucht aus Mossul zwischenzeitlich woanders angesiedelt, doch die Terrormilizen kamen auch dorthin. Ein Schicksal, das einige Familien teilen. Einige Wohncontainer sind in einer riesigen Lagerhalle aufgestellt. In der Halle gibt es kein Tageslicht.
In einem der Container spreche ich mit der fünfköpfigen Familie Sahid – auch hier ist der Mann chronisch krank. Es ist sehr warm und stickig in dem kleinen Raum, die Lüftung funktioniert nur zeitweise, wenn es Strom gibt. Es gibt viele ältere Menschen in dem Camp, die unter chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes leiden. Sie benötigen regelmäßig Medikamente, die leider kaum zur Verfügung stehen. Die Containerklinik des Camps wird von einer lokalen Hilfsorganisation geführt und ist gut organisiert. Es gibt einen Zahn- und einen Kinderarzt – wenn auch nicht täglich. Ein großer Mangel herrscht hingegen an Medikamenten. Hier kann action medeor womöglich helfen.
Provinz Dahuk: Hier sind die meisten Flüchtlinge
Meine nächste Station ist Dohuk. Zusammen mit dem Deutschen Institut für Katastrophenmedizin hatten wir dem lokalen Gesundheitsministerium eine Sendung im Wert von 70.000 Euro zur Verfügung gestellt. In dem zentralen Medikamentenlager können wir noch wenige Pakete unserer Sendung finden – das meiste wurde bereits an rund 25 Hilfsorganisationen und Gesundheitseinrichtungen verteilt.
Weiter geht es zum Camp Esyan. Dort spreche ich mit der Familie Eido, die aus der Gegend von Mossul hierhin kam. Der Cousin des kleinen Falah ist von Terrormilizen getötet worden. Den Jungen haben sie zum Andenken nach ihm benannt. Vom Camp aus schaue ich in das Tal, hinter dem Mossul liegt, das noch immer von Terrorstreitkräften besetzt ist. Auch im Camp Mamrashan sind Arzneimittel von action medeor im Einsatz. Ein Arzt stellt eine Liste mit den nötigsten Medikamenten zusammen, die bald ergänzt werden müssen: Antibiotika, Schmerzmittel und Blutdrucktabletten. Leider kann ich wegen der Sicherheitslage nicht mehr nach Sindschar fahren, wo action medeor eine Armenapotheke unterstützt. Vor zwei Tagen war im Stadtgebiet eine Rakete eingeschlagen.
Mein Fazit
Die Versorgung der Inlandsflüchtlinge ist recht gut organisiert, und es gibt Containerkliniken und Ärzte – was fehlt, sind Medikamente vor allem für chronisch Kranke. Hier sind wir
gefragt, damit die Ärzte den Menschen auch helfen können.
+++ Spendenaufruf +++
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