von ADRA
Die Flüchtlingssituation hält Europa in Atem. Um den Menschen aus dem Balkan eine Zukunft zu bieten, hat ADRA Deutschland ein Pilotprojekt in Serbien verwirklicht. Hanna Arhin-Sam, ADRA-Projektleiterin für Europa und Deutschland, berichtet nach der Rückkehr aus Serbien über ihre Eindrücke.
Während ihrer Projektreise konnten Sie sich ein Bild über die aktuelle Flüchtlingssituation in Serbien machen. Wie ist die Lage vor Ort?
Gerade die Stadt Belgrad wird von vielen Flüchtlingen aufgesucht, weil hier der zentrale Busbahnhof liegt. Die gesamte Stadt ist völlig überlastet, täglich kommen 4000 bis 8000 Menschen an. Die freiwilligen Helfer sind mit der Situation überfordert und kommen mit der Versorgung nicht mehr nach. Der Bedarf an Nahrung und Kleidungsstücken ist nach wie vor sehr groß. Es fehlt an Duschgelegenheiten und Ruheräumen, in denen sich besonders Mütter mit ihren Kindern entspannen und zurückziehen können.
Wie hilft Ihre Organisation vor Ort?
ADRA unterstützt in Belgrad ein Informationszentrum. Dieses ist eine zentrale Anlaufstelle, die täglich von tausenden Flüchtlingen aufgesucht wird. Die Mitarbeiter vor Ort informieren die Flüchtlinge über Anlaufstellen wie Flüchtlingseinrichtungen und Behörden. Außerdem werden sie über Gefahren und Hindernisse auf der Flucht aufgeklärt. So sollen die Flüchtlinge beispielsweise vor Schlepperbanden bewahrt werden.
ADRA hat in Serbien ein Projekt für Roma initiiert. Was ist die Idee hinter diesem Projekt?
In Serbien leben viele Roma, die versuchen, in westeuropäische Länder auszuwandern. So stammt ein Großteil der Asylanträge in Deutschland von Roma-Familien aus Serbien. Da Serbien jedoch als sicherer Herkunftsstaat gilt, werden diese Menschen schnell wieder abgeschoben. Doch in Serbien werden Roma gesellschaftlich stigmatisiert und diskriminiert. Durch die engen Sozialstrukturen innerhalb der Familien werden sie aus der Gesellschaft ausgegrenzt, wodurch Konflikte im Alltag vorprogrammiert sind. Viele der Roma-Kinder haben keine Möglichkeit, die Schule abzuschließen, denn häufig arbeiten sie schon und unterstützen so ihre Familien beim Geld verdienen. Dadurch wird ihnen der Eintritt in die normale Berufswelt massiv erschwert. So befinden sie sich in einem Teufelskreis. Unser Projekt möchte die Roma dabei unterstützen, eine gesicherte Zukunft in Serbien aufzubauen.
Welche Hilfsmaßnahmen hat ADRA darüber hinaus durchgeführt?
ADRA führt verschiedene Workshops zum Thema Bildung durch – wie beispielsweise Computerkurse. Zudem können die Teilnehmer aus einer Reihe von Ausbildungsangeboten wählen, die jeweils drei Monate dauern. Die Lehrgänge umfassen in der Regel handwerkliche Berufe wie Friseur, Kosmetikerin, Maler, Schweißer oder Bäcker. Danach erstellen die Absolventen zusammen mit den Ausbildern Business-Pläne, um langfristige Planungssicherheit zu bekommen und selbstständiger zu werden. Auch Bewerbungen werden gemeinsam geschrieben. Zum Berufsstart bekommen sie die erforderliche Werkzeuge, Kleidung und andere berufsspezifische Utensilien geliehen, um so einen leichteren Start ins Berufsleben zu haben. Parallel dazu werden für Kleinkinder Kurse angeboten, in denen Fein- und Grobmotorik trainiert werden. Dort erlernen die Eltern pädagogisches Wissen.
Das Pilotprojekt läuft noch bis Ende Oktober 2015. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?
Viele Begünstigte fragen nach weiteren Projekten und möchten sich weiterbilden. Sie entwickeln eigene Ideen und schließen sich in Kleingruppen zusammen, um sich innerhalb ihres beruflichen Schwerpunktes austauschen zu können und so ihr Wissen zu erweitern. Sie wollen sich in Serbien eine sichere Existenz aufbauen. Auch von den Einrichtungen gibt es positives Feedback – sie sind mit der Arbeit der Auszubildenden sehr zufrieden.
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