von World Vision
Wenn der 15-jährige Sadeq aus Afghanistan über seine Gastfamilie spricht, huscht ihm ein Lächeln übers Gesicht: „Ich bin sehr dankbar und glücklich. Man hat mich freundlich aufgenommen und mir ein Zuhause gegeben.“ Seine neue Familie und er unternehmen viel zusammen, was ihm das Einleben in Deutschland leichter macht.
Sadeq gehört zu den rund 60.000 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die nach offiziellen Angaben derzeit in Deutschland leben. Etwa 9.000 waren es Ende 2015 in Baden-Württemberg. Viele von ihnen haben auf der Flucht ihre Eltern und Angehörigen verloren oder wurden allein losgeschickt. Die Landkreise suchen nach Lösungen für eine gute Unterbringung und Betreuung.
Der Seehaus e. V. in Leonberg engagiert sich in Kooperation mit der Kinderhilfsorganisation World Vision und „Aktion Deutschland Hilft“ für die Integration von unbegleiteten minderjährigen Migranten. Durch das gemeinsame Projekt kann Seehaus in viel größerem Umfang auf die Möglichkeit, Gastfamilie für junge Flüchtlinge zu werden, aufmerksam machen und neue Gastfamilien finden. Dabei kann auf die bestehende Erfahrung, junge Flüchtlinge in Familien zu vermitteln aufgebaut werden. Damit wurden schon sehr gute Erfahrungen gemacht, jedoch werden noch dringend zusätzliche Gastfamilien gesucht.
Geflüchtete Kinder brauchen so schnell wie möglich ein Zuhause
„Die Jugendämter sind dankbar für jede Gastfamilie, weil der Anschluss an Familien für junge Menschen mit Flucht-und Trennungserlebnissen besondere Vorteile hat“, berichtet Tobias Merckle, geschäftsführender Vorstand des Seehaus e.V.. Wegen der geringeren Zahl neu ankommender Flüchtlinge sei es jetzt auch leichter möglich, individuell passende Lösungen für die Jugendlichen zu finden.
Geflüchteten Kindern so schnell wie möglich ein sicheres Zuhause mit Familienanschluss zu geben, empfiehlt auch eine im März veröffentlichten Studie von World Vision. „Wir freuen uns, dass in Baden-Württemberg ein solches Konzept auf Offenheit stößt und wir die Umsetzung unterstützen können“, sagt Christoph Waffenschmidt, Vorstandsvorsitzender von World Vision Deutschland e.V.
Informationen für interessierte Familien
Zunächst sollten interessierte Gastfamilien vorab einige grundlegende Fragen für sich selbst klären: Besteht Interesse und Offenheit an einer anderen Kultur, Mentalität und eventuell Religion? Ist im Alltag genügend Zeit, sich mit einem fremden jungen Menschen zu beschäftigen? Steht dem jungen Flüchtling eigener Wohnraum zur Verfügung? Besteht eine gewisse psychische Belastbarkeit bei Konfliktfällen? Wenn diese Punkte geklärt sind und weiter Interesse besteht, einen jungen Flüchtling – in der Regel einen männlichen Jugendlichen zwischen 13 und 15 – aufzunehmen, schickt der Seehaus e. V. gerne die Informationen zu und klärt weitere Fragen im Gespräch.
Mitarbeiter des Seehaus e. V. stehen den Gastfamilien mit Rat und Tat zur Seite. Sie organisieren gemeinsam mit den Gastfamilien Angebote für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge wie Sprach- und Integrationskurse, Sport oder andere Freizeitaktivitäten.
Nicole Pfäffle und ihr Mann aus Renningen haben sich entschieden, einen jungen Flüchtling bei sich aufzunehmen. „Wir hatten schon länger darüber nachgedacht. Schließlich hat mein Mann gesagt: Komm, lass es uns machen“, sagt sie. Beide haben zwei kleine Kinder, nun ist mit dem 17-jährigen Ajmar ein großer Bruder hinzugekommen. „Wir hatten bisher viele positive Erlebnisse und sind sehr dankbar, dass er nun bei uns sein kann“, fügt Nicole Pfäffle hinzu.
+++ Spendenaufruf +++
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