Syrische Kinder in einer fremden Welt namens Libanon
Mahmoud hat seine Sprache verbessert. Nicht seine Muttersprache Arabisch, auch keine andere Sprache. Es ist die Sprache von Gewalt und Krieg. Blut, Verletzungen, Schüsse, Erste Hilfe, Bomben – all diese Wörter sollte ein Elfjähriger nicht unbedingt in seinem Wortschatz haben. Mahmoud ist aus Syrien geflohen und in fast allen Gesprächen der letzten Zeit kamen diese Vokabeln vor.
Eines Tages, vor wenigen Monaten, schickte ihn seine Mutter zum Brot holen. Er kam nicht bis zum Bäcker, weil er auf dem Weg dorthin in die Schusslinie geraten ist. „Vor mir wurde eine Kuh angeschossen und dann schoss man mir in den Fuß“, erzählt er. „Am Anfang habe ich das gar nicht gespürt. Die Leute um mich herum schrien, dass ich blute.“ Es wurde ein schwerer Weg zurück nach Hause für Mahmoud.
„Meine Kinder haben mich angefleht, endlich das Land zu verlassen“, berichtet Mahmouds Mutter. „Die Situation wurde katastrophal und ein Leben hier unmöglich. Wir hielten aus, bis es nicht mehr ging. Die Kinder waren arg verängstigt. Ihre Köpfe waren von Pilz befallen und ihre Haare fielen teilweise aus.“
Mahmouds Familie floh aus ihrer Heimatstadt und rettete sich in den benachbarten Libanon. Sie mussten alles zurücklassen. Nur ihr Leben und die Kleidung, die sie an dem Tag ihrer Flucht trugen, konnten sie behalten. „Wir haben Syrien unter starkem Bombardement verlassen“, sagt die Mutter. „Im Libanon angekommen, mussten wir mehrfach die Unterkunft wechseln, bis wir uns hier in einem Lager in der Bekaa-Ebene vorläufig einrichten konnten.“ Ihre bescheidene Unterkunft teilen sie sich mit einer weiteren Flüchtlingsfamilie. Viel haben sie nicht: Ein paar Matratzen auf dem Boden, einen Ventilator der gegen die Hitze anpustet und einen alten Fernseher, der sie mit Neuigkeiten aus der Heimat versorgt.
World Vision errichtet Kinderzentren
Ihr Überleben ist gesichert. Von World Vision und seinen Partnern bekommen sie monatlich Unterstützung. World Vision hilft den Flüchtlingen, besonders in der Region von Zentral- und West-Bekaa. Hier ist World Vision bereits seit zehn Jahren mit nachhaltigen Projekten aktiv. Bereits im März haben World Vision-Mitarbeiter mit der Verteilung von Hygieneartikeln für Kinder und Erwachsene begonnen.
Mahmoud, dessen Fuß noch nicht ausgeheilt ist, spricht über seine Schule, als ob er sein Gedächtnis verloren hätte. „Von welcher Schule sprechen Sie? Was für Freunde? Ich habe nichts mehr!”, sagt er mit dem Sarkasmus eines Erwachsenen. Als sich jedoch die erste Möglichkeit bietet, etwas ähnliches wie eine Schule zu besuchen, nimmt er sie sofort wahr. Zweimal die Woche besucht Mahmoud das von World Vision eingerichtete Kinderzentrum. Hier kann er wieder mit Gleichaltrigen spielen, in einem sicheren, kinderfreundlichen Umfeld. „Es gefällt mir gut hier. Die Lehrer spielen mit uns und wir haben Spaß”, sagt Mahmoud.
„Wir schaffen ein Klima in dem Mahmoud und die anderen Kinder sich öffnen können. Diese Kinder haben traumatische Erfahrungen gesammelt. Mit unserer Unterstützung können sie sich darüber mit uns und untereinander austauschen“, beschreibt Joelle Wakim, die Leiterin des Kinderzentrums ihre Arbeit. Vier dieser Kinderzentren konnten in der Bekaa-Region eingerichtet werden für die Kinder, die mit ihren Eltern vor der eskalierenden Gewalt in Syrien geflohen sind. 240 Kinder besuchen bislang diese für sie sicheren Orte. Ausgestattet sind sie mit Spielsachen und Lehrmaterial, um den Kindern wieder eine Art Normalität zu geben.
„Was haben diese Kinder getan, dass sie so leben müssen?“ Mahmouds Mutter kann nicht weitersprechen, sie weint. „Der Libanon ist gut, aber Zuhause ist und bleibt Zuhause.“
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