von World Vision/Aktion Deutschland Hilft
Die Kämpfe an der syrisch-türkischen Grenze haben viele Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Teile der Infrastruktur sowie Schulen sind zerstört worden, die Lebensmittelpreise sind um 20 Prozent gestiegen. Mehr als 14.000 Menschen sind seit Mitte Oktober aus Nordsyrien in den Irak geflohen, ein Großteil sind Frauen und Kinder.
Viele Familien fanden im Flüchtlingscamp Gawilan Zuflucht. Es liegt in der Autonomen Region Kurdistan. Helfer unserer Bündnisorganisation World Vision stehen ihnen zur Seite.
Hier erzählen Menschen ihre Geschichten von Flucht und Verzweiflung – und von neuer Hoffnung.
"Wir sind doch Menschen!"
Eine kräftezehrende Flucht liegt hinter Amina und Fatima. Nun harren die Frauen vor einem Zelt im Flüchtlingscamp aus. Der 57-jährigen Fatima kommen diese Tage wie ein Déjà-vu vor: Seit Beginn des Syrienkrieges im Jahr 2011 musste sie vier Mal ihr Zuhause zurücklassen. Zuletzt lebte sie mit ihrer Familie in Ras al-Ain, einem bislang friedlichen Ort an der syrisch-türkischen Grenze. Dann begannen die Kämpfe.
"Um meine ganze Geschichte zu erzählen, bräuchte ich wahrscheinlich drei Tage", sagt Fatima. Ihre Verzweiflung und das Unverständnis über die andauernde Gewalt sind groß: "Wir sind doch Menschen! Warum tun die uns das an?"
Luftangriffe & Raketen ließen keine Wahl
Zwischen Ras al-Ain in Nordsyrien und dem Flüchtlingscamp Gawilan liegen mehrere Hundert Kilometer Luftlinie. Zu Fuß, auf Motorrädern oder mit Schleppern haben die Menschen die Strecke zurückgelegt. Anstrengende Tage liegen hinter ihnen, vor allem Kinder sowie ältere Frauen und Männer sind erschöpft.
Die 65-jährige Fatuma erzählt: "Das Laufen war sehr anstrengend, meine Knie schmerzten sehr." Nun überwiegt die Erleichterung, in Sicherheit zu sein. Auch sie ist im Flüchtlingscamp untergekommen, zusammen mit ihren Kindern und Enkeln.
Über die Situation in ihrer Heimat Syrien sagt sie: "Es herrscht Krieg, es wird getötet. Es gibt weder Essen noch Arbeit." Die Luftangriffe und Raketen hätten ihrer Familie keine Wahl gelassen, als die Flucht zu ergreifen.
Rebaz' Wunsch: Nach Hause zurückkehren
So erging es auch der Familie des kleinen Rebaz. Im Flüchtlingscamp angekommen, werden sie von unserer Bündnisorganisation World Vision unterstützt. Mit internationalen Organisationen und lokalen Partnern haben sich die Helfer auf die Ankunft der Flüchtlinge vorbereitet. Sie versorgen die Menschen nun mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser, ermöglichen Kindern Unterricht im Flüchtlingscamp, verteilen Decken, warme Kleidung und Heizöfen für den bevorstehenden Winter.
Inmitten einer fremden Umgebung, herausgerissen aus dem Alltäglichen, möchte der zehnjährige Rebaz vor allem eines: "Ich wünschte, die Situation in Syrien würde endlich besser werden, so dass wir nach Hause zurückkehren können", sagt der Junge.
Hintergrund: Die aktuelle Lage im Norden Syriens
Fast 14 Jahre herrschte in Syrien Krieg. Anfang Dezember 2024 wurde der bisherige Staatspräsident Baschar al-Assad gestürzt. Innerhalb weniger Wochen hatte eine Allianz aus Oppositionsgruppen die Kontrolle über die wichtigsten Städte des Landes übernommen. In großen Teilen der Zivilbevölkerung keimt nun vorsichtige Hoffnung auf Frieden und Normalität.
Die humanitäre Lage in Syrien ist weiterhin instabil.
- Ein Großteil der Bevölkerung lebt in extremer Armut. Bereits jetzt sind mehr als 16 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen.
- Nach fast 14 Kriegsjahren ist die medizinische Infrastruktur stark geschwächt, viele Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen sind geschlossen oder bieten nur Notdienste an.
- Die Lebensmittelpreise sind explodiert und die Lebensmittelknappheit verschärft sich.
- Weiterhin befinden sich viele Menschen auf der Flucht. Sie sind aufgrund der jüngsten Ausschreitungen vertrieben worden oder auf dem Weg zurück in ihre Heimatregion.
- Auch die humanitäre Lage in den Flüchtlingscamps bleibt schwierig. Viele davon sind überfüllt.
- Eine große Gefahr für die Zivilbevölkerung sind die Kriegsreste überall im Land.
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis von mehr als 20 Hilfsorganisationen, ist weiterhin für die Menschen in und aus Syrien im Einsatz. Helfen Sie uns, zu helfen – mit Ihrer Spende!
Auch nach dem Machtwechsel Anfang Dezember 2024 sind die Bündnisorganisationen und ihre Partner vor Ort sind weiter aktiv und weiten ihr Engagement – soweit es die Sicherheitslage zulässt – weiter aus.
Insgesamt ist die Lage sehr volatil, die regionalen Unterschiede sind groß. Die Helfer:innen vor Ort prüfen die Möglichkeiten des Zugangs täglich neu.
Einige Bündnisorganisationen, darunter CARE, die Johanniter, Arbeiter-Samariter-Bund, Help – Hilfe zur Selbsthilfe, action medeor und Handicap International, sind schon lange selbst in Syrien oder über Partnerorganisationen aktiv. Auch nach dem Machtwechsel führen sie ihre Projekte zum großen Teil weiter durch. Die Mitarbeiter:innen beurteilen die Sicherheitslage aber täglich neu.
Beispiele für die Hilfe der Bündnisorganisationen:
- Unsere Bündnisorganisationen verteilen Versorgungpakete mit Lebensmitteln.
- Wir unterstützen Familien mit Babynahrung und Windeln, Medikamenten und Hygienekits.
- Wir sorgen für sicheren Zugang zu Trinkwasser und setzen Brunnen in Stand.
- Und wir verteilen warme Schuhe, Jacken und Decken gegen die Kälte im Winter.
- Für die Menschen, die auf der Flucht sind, schaffen wir Unterkünfte – in Syrien und in den Nachbarländern.
- Wir unterstützen Menschen, die aufgrund ihrer Erfahrungen im Krieg und auf der Flucht traumatisiert sind.
- Langfristig ist geplant, beim Wiederaufbau der zerstörten Gebäude und Infrastruktur mitzuwirken.
Danke, dass Sie Herz zeigen und helfen. Erst Ihre Spende ermöglicht unsere Hilfe für Familien aus Syrien. Ihr Engagement ist großartig!
Die meisten Bündnisorganisationen sind seit mehreren Jahren in Syrien, der Türkei oder auch im Irak mit lokalen Partnerorganisationen vernetzt und leisten gemeinsam mit ihnen Hilfe. Einige Organisationen verfügen in Syrien über eigene Länderbüros, in denen lokale Helfer:innen arbeiten. Diese Mitarbeiter:innen kennen die Region und insbesondere die Menschen, für die Hilfe geleistet wird, am besten.
- Libanon: Die wirtschaftliche und politische Lage im Libanon ist sehr angespannt. Die Inflation ist hoch, die Arbeitslosigkeit steigt und Spannungen zwischen der libanesischen Bevölkerung und syrischen Geflüchteten nehmen zu.
- Türkei: Viele syrische Geflüchtete waren von der Erdbebenkatastrophe 2023 betroffen. Ein Großteil der Menschen lebt in schwierigen Verhältnissen mit unzureichender Hygiene. Zugang zu Sprachkursen und zum Arbeitsmarkt haben die Menschen in der Türkei kaum.
- Jordanien: Mehr als 80 Prozent der Geflüchteten wohnen außerhalb von Flüchtlingscamps am Rande von Städten. Viele syrische Familien in Jordanien leben unterhalb der Armutsgrenze.
Danke, dass Sie unsere Nothilfe für die Menschen aus Syrien mit Ihrer Spende ermöglichen!
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die Nothilfe in Syrien:
Stichwort: Nothilfe Syrien
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
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