In Syrien verschlechtern sich die Sicherheitslage sowie die humanitäre Lage zunehmend. Aus diesem Anlass hat die Hilfsorganisation CARE Deutschland-Luxemburg zu einem Mediengespräch eingeladen, bei dem CARE-Präsident Heribert Scharrenbroich fordert die internationale Gemeinschaft auf, dem Flüchtlingselend mehr Aufmerksamkeit zu schenken und Flüchtlinge und Aufnahmeländer großzügiger zu unterstützen. Das gesamte Statement finden sie hier:
Mediengespräch zur humanitären Lage syrischer Flüchtlinge
Berlin, 21. September 2012
Statement Heribert Scharrenbroich, Staatssekretär a.D.
Präsident CARE Deutschland-Luxemburg e.V.
Stellv. Vorsitzender Aktion Deutschland Hilft
Seit über einem Jahr herrscht in Syrien der Ausnahmezustand. Seit Juli 2012 ist der Konflikt als Bürgerkrieg eingestuft. Wir müssen uns darauf einstellen, dass die humanitäre Lage sich noch dramatisch verschlechtern wird. Sowohl weil das Regime Assad in einer Endphase sicher noch brutaler gegen die eigene Bevölkerung kämpfen wird, aber auch weil ein Regimewechsel vermutlich andere Menschen zu Vertriebenen oder Flüchtlingen machen wird. Bei der täglichen Berichterstattung über den Bürgerkrieg, diplomatische Bemühungen, Diskussionen um militärische Hilfen von außen oder „missions impossible“ darf die Not der Flüchtlinge nicht vergessen werden.
Dabei ist das Drama der Vertriebenen, Flüchtlinge, der Zivilbevölkerung insgesamt also jetzt schon erschreckend. Einige wenige aktuelle Zahlen:
- 19.000 Menschen sind seit Beginn der Auseinandersetzungen getötet worden, der Großteil sind Zivilisten.
- Ca. 1,5 Millionen Menschen sind vor der Gewalt in Syrien selbst auf der Flucht, also Binnenflüchtlinge.
- Mehr als 260 000 sind in die benachbarten Länder Jordanien, Libanon, Irak und in die Türkei geflohen.
- Allein Jordanien , wo CARE seit 1948 arbeitet, beherbergt zur Zeit mehr als 150.000 Flüchtlinge. Registriert sind nur etwa ein Drittel, weil sich viele aus Angst vor Racheakten an ihren daheimgebliebenen Verwandten oder nach ihrer eigenen Rückkehr nicht registrieren lassen wollen. Wir gehen davon aus, dass bis Ende des Jahres eine viertel Million Flüchtlinge in Jordanien sein werden.
Zusammenfassung: Mehr als 2 Millionen Menschen brauchen dringend humanitäre Unterstützung
Ich appelliere an die Internationale Gemeinschaft, den Vereinten Nationen endlich mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Die UN halten bereits jetzt 265 Mio EURO zur Finanzierung ihrer Hilfsmaßnahmen für notwendig. Die internationale Gemeinschaft hat aber bisher nicht einmal die Hälfte der erbetenen Hilfsgelder zur Verfügung gestellt.
Ich appelliere auch, dass die langjährigen Erfahrungen der in der Region tätigen NRO besser genutzt werden. Die Hilfsorganisationen wären in der Lage, erheblich mehr zu leisten, wenn sie finanziell besser unterstützt würden. Viele der großen NRO arbeiten schon seit Jahren in Syrien oder den angrenzenden Aufnahmeländern für Flüchtlinge.
Beispiel CARE: Wir arbeiten seit 1948 in Jordanien. Wir haben gerade in den letzten Jahren dort bereits intensiv mit Flüchtlingen in den Städten gearbeitet, nämlich mit den Flüchtlingen aus dem Irak. Wir stimmen auch in diesen Fällen unsere Hilfsmaßnahmen mit dem UNHCR ab, was die großen NRO grundsätzlich machen.
Im April dieses Jahres hat CARE International aus seinem eigenen Nothilfefonds 70.000 US-$ bereitgestellt. Wir unterstützen vor allem die vielen Flüchtlinge in den Städten und Dörfern Jordaniens mit Startgeldern nach ihrer Ankunft. Flüchtlinge brauchen Kleidung, Wohnung, Nahrungsmittel. Das verlangt eine sehr individuelle Prüfung.
Die Flüchtlinge mieten kleine Wohnungen oder Lagerräume und leben auf engstem Raum. Die Dörfer und Städte, die sie aufnehmen, sind am Rande ihrer Kapazitäten angekommen: Der Druck auf kommunale Dienstleistungen wie Wasserversorgung, Abwasserentsorgung sowie das Gesundheits- und Bildungswesen ist enorm. Viele Familien haben die wenigen Ersparnisse, mit denen sie nach Jordanien geflohen sind, aufgebraucht. Die angemieteten Zimmer können sie sich nicht mehr leisten. Sie haben ihr letztes Geld für Unterkünfte und Lebensmittel ausgegeben. Bisher haben wir mehr als 3000 Flüchtlinge in Jordanien mit Bargeld als Soforthilfe ausgestattet.
CARE will und muss seine Hilfen in Jordanien ausweiten, auch zugunsten der Flüchtlinge in Lagern. CARE hat langjährige Erfahrungen auf diesem Gebiet: Wasser, Sanitäre Einrichtungen, Hygiene, Bau von Unterkünften (Sheltern ), aber auch schulische Bildung und Traumabekämpfung – das sind die Sektoren, auf denen CARE weltweit in Flüchtlingslagern arbeitet.
Vor allem gilt es, die Flüchtlinge in wenigen Monaten vor der Kälte zu schützen, die der bevorstehende Winter mit Temperaturen um den Gefrierpunkt mit eisigen Winden in der Wüste Jordaniens zu schützen.
Für diese Tätigkeit bitten wir Regierungen und Spender um finanzielle Unterstützung – für CARE, für unser Nothilfebündnis Aktion Deutschland Hilft, aber auch für die anderen Hilfsorganisationen. In allen Ländern der Region und auch in Syrien selber sind Mitgliedsorganisationen von Aktion Deutschland Hilft seit Jahren aktiv.
Aktion Deutschland Hilft hat bis heute eine halbe Million EURO an Spenden erhalten, CARE Deutschland-Luxemburg selber bis heute 120 Tausend
EURO. Das ist im Vergleich zu anderen großen Katastrophen relativ wenig. Trotzdem danken wir unseren Spendern, hoffen aber auf weitere Unterstützung.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
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