Libanon: Ein kleines Land trägt eine große Last
Seit nunmehr vier Jahren tobt in Syrien der Bürgerkrieg. Fast die Hälfte der Bevölkerung ist auf der Flucht. Ein Ende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Täglich berichten die Medien von Gewalt, Bomben und dem unvorstellbar großen Leid der Zivilbevölkerung. Über eine Millionen syrische Flüchtlinge leben zurzeit im Libanon. Der Libanon, halb so groß wie Hessen, hat selbst nur rund 4 Millionen Einwohner. So sind die Probleme vorprogrammiert:
- Es mangelt an Wohnraum, die Mieten steigen, Straßen und Schulen sind überfüllt und es gibt Engpässe in der Strom- und Wasserversorgung.
- Es wird immer schwieriger für die Flüchtlinge, eine Arbeit zu finden. Die Arbeitslosenquote liegt ohnehin bei 28 Prozent. Man kann den Frust der einheimischen Bevölkerung verstehen: „Die nehmen uns die Arbeit weg, weil sie nur die Hälfte des Stundenlohns verlangen!“
- Die Kriminalität nimmt wegen Arbeits- und Perspektivlosigkeit zu. Immer wieder kommt es zu Entführungsdelikten mit Lösegeldforderungen durch verzweifelte Flüchtlinge.
- Rebellen- und Regierungsflüchtlinge bekämpfen sich teilweise auch im Libanon.
- Die Lebenshaltungskosten im Libanon sind im Vergleich zu Syrien hoch.
Viele syrische Flüchtlinge sind bei Verwandten untergekommen oder haben Wohnungen gemietet. Man findet sie aber auch in verlassenen Gebäuden oder in Zelten.
Kinderhilfswerk Global Care unterstützt Hilfsmaßnahmen
Das Kinderhilfswerk Global-Care unterstützt seit November 2012 die Hilfsmaßnahmen von vier lokalen Kirchengemeinden im Libanon. Regelmäßig werden Nahrungsmittelpakete, Hygieneartikel, Medikamente, Decken und Matratzen an ca. 180 Familien in Beirut und Umgebung sowie im Bekaa-Tal verteilt.
Die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter besuchen die Familien und kümmern sich um ihre Nöte und Bedürfnisse. Da sie selbst Opfer eines Bürgerkriegs waren, können sie die Situation der traumatisierten Flüchtlinge verstehen. Ihnen ist es ein Anliegen, die Betroffenen ganzheitlich zu betreuen. Um den Kindern und Familien fröhliche und unbeschwerte Momente zu ermöglichen werden Feste mit Spielen, Theaterstücken, Geschenken und einer Mahlzeit veranstaltet.
„Ich wünschte, ich könnte zurück in meine Heimat“
Die Äußerung eines Hilfeempfängers zu einem der Mitarbeitern steht stellvertretend für viele Betroffene: „Durch euch haben wir wieder Hoffnung geschöpft. Aber trotzdem sind wir verzweifelt, weil alles so teuer ist in diesem Land. Ich habe keine Arbeit und weiß nicht, was ich tun soll. Ich wünschte, ich könnte zurück in meine Heimat. Wenn ich dort sterbe, sterbe ich einmal. Das ist besser, als hier jeden Tag zu sterben.“
Flucht in den Libanon
Ranya* ist mit ihrer Familie im September 2012 in den Libanon geflohen. Während eines Besuchs der Mitarbeiterin Beate Tohmé erzählt sie von ihrer Flucht und den dramatischen Erlebnissen: "Wir stammen aus einem christlichen Dorf in Syrien. Es gibt viele Obstplantagen und die meisten leben von der Landwirtschaft. 260 Männer und Frauen aus unserem Dorf wurden während ihrer Arbeit auf dem Feld gekidnappt. Erst durch die Intervention eines Bischofs kamen sie nach Wochen banger Ungewissheit wieder frei. Dann schlugen zwei Granaten in unser Haus ein. Das war zu viel! Wir schnappten unsere drei Kinder, stiegen ins Auto und flüchteten in den Libanon. Unterwegs fielen Bomben und wir hatten Angst. Doch wir fuhren weiter. Wir hatten keine andere Wahl!"
„Wir wissen nicht, ob wir jemals wieder zurück in unsere Heimat können“
Zwei Monate sind seit der Flucht vergangen. Ihr neues Zuhause ist die kleine Wohnung eines Cousins, der als Pförtner in dem Gebäude arbeitet. Dicht gedrängt sitzen wir in dem 10m2- Raum auf zwei Matratzen, die tagsüber als Sofa dienen. Ranya atmet tief durch, bevor sie weitererzählt: „Nachdem wir weg waren, haben sie unser Haus in Brand gesteckt.
Mein Mann war Bauer und hat auf unserem Grundstück Obst und Gemüse angebaut. Unsere Aprikosen, Äpfel und Kartoffeln verderben auf den Bäumen und Feldern. Seit dem Vorfall mit der Entführung traut sich keiner mehr, die Plantagen zu betreten. Jetzt sitzen wir hier und wissen nicht, ob wir jemals wieder zurück in unsere Heimat können. Die Kinder gehen hier in die Schule. Das lenkt ab und gibt ihnen Halt. Doch mein Mann ist arbeitslos. Wie sollen wir die Kinder versorgen? Heute ist mein Cousin in die Hauptstadt Beirut gefahren, um Arbeit zu suchen. Falls er etwas findet, können wir hier bleiben und seinen Job als Pförtner übernehmen.”
Ranyas Angst sitzt tief. Ihre Namen sollen wir nicht nennen, keine Fotos machen: “Wir wurden schon genug erniedrigt.” So verabschieden wir uns mit dem Versprechen, bald Decken und Matratzen zu bringen, damit die Kinder Platz zum Schlafen haben und nicht frieren müssen.”
* Name geändert
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