Familien in Liberia nehmen ivorische Flüchtlinge bei sich auf
In Liberia bringt eine Frau im Schnitt sechs Kinder zur Welt – die Mütter des westafrikanischen Landes sind also mit der Bewältigung des Familienlebens ganz offensichtlich gut ausgelastet. Entsprechend unglaublich erscheint es, mit welcher Selbstverständlichkeit die Menschen in jenen rund 100 Dörfern an der Grenze zur Elfenbeinküste Flüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen haben. Frauen, Männer und Kinder, die vor dem monatelangen Konflikt zwischen den Anhängern des bisherigen Präsidenten Laurent Gbagbo und denen seines Nachfolgers Alassane Ouattara geflohen sind.
Über 180.000 Menschen sind seit Beginn der Unruhen in der Elfenbeinküste in den Südosten Liberias gekommen; die meisten von ihnen leben bei Familien, nur wenige ziehen in eines der Flüchtlingscamps. Liberia hat selbst 14 lange Jahre unter einem Bürgerkrieg zu leiden gehabt und ist kaum in der Lage, die eigenen Bürger zu ernähren. Dennoch ist die Solidarität mit den Ivorern grenzenlos: Pro Haushalt werden nicht selten bis zu 20 Flüchtlinge aufgenommen.
Hilfsorganisationen wie Handicap International sorgen dafür, dass die Flüchtlinge in den Familien und Lagern mit dem Nötigsten versorgt werden. „Wir arbeiten in der liberischen Grenzstadt Zwedru“, sagt Cécile Dupré, Mitarbeiterin eines Nothilfeteams von Handicap International. „Unsere Aufgabe ist es, Flüchtlinge zu registrieren und die Bedürfnisse der besonders schutzbedürftigen Menschen zu ermitteln, damit wir ihnen speziell angepasste Hilfe anbieten können.“ Dazu gehören zum Beispiel die Verteilung von Gehhilfen an Menschen mit Behinderung.
Handicap International stellt außerdem die Versorgung mit Nothilfepaketen sicher. Diese bestehen aus Schlafmatten, Plastikplanen und Kochutensilien. Zusätzlich bietet die Organisation psychosoziale Unterstützung an, indem Gesprächsgruppen organisiert werden, in denen die Flüchtlinge über die schlimmen Erlebnisse der letzten Wochen reden können. Weiterhin organisiert das Nothilfeteam Schutzmaßnahmen in Bezug auf geschlechterspezifische Gewalt. „Wenn Familien auseinandergerissen wurden und viele Frauen auf sich alleine gestellt sind, ist Vorsorge besonders wichtig“, erklärt Cécile. „Es sind ganz einfache Regeln, die die Frauen beachten sollen. So sollten sie stets in Gruppen unterwegs sein und immer eine Trillerpfeife dabei haben, mit der sie um Hilfe rufen können, wenn sie angegriffen werden.“
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