von Aktion Deutschland Hilft
Wo genau war die Explosion im Hafen vor Beirut? Was sind die Folgen für die libanesische Bevölkerung? Und wie leisten die Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft den Menschen jetzt Hilfe?
Der Libanon war bereits vor der Explosion von mehreren Katastrophen betroffen. Wachsende Armut und steigende Preise verschärfen die wirtschaftliche Situation vieler libanesischer Familien. Die Pandemie verstärkt die Probleme. In den Wochen nach der Explosion stiegen die Infektionszahlen an.
Hintergrund: Fragen & Antworten zur Explosion in Beirut
Am 4. August 2020 explodierte gegen 18 Uhr Ortszeit ein Lagerhaus im Hafen von Beirut, Libanon. Das Lagerhaus enthielt große Mengen Ammoniumnitrat. Die Explosionen verursachten weitreichende Schäden.
Laut Angaben der Regierung handelte es sich um 2.750 Tonnen, die dort jahrelang ohne Sicherheitsvorkehrungen gelagert worden waren. Die Regierung untersucht die Ursachen. Es besteht der Verdacht auf Fahrlässigkeit. Laut Angaben des Gouverneurs von Beirut sind Schäden in Höhe von 10 bis 15 Milliarden Dollar entstanden.
Am 5. August erklärte die libanesische Regierung den zweiwöchigen Ausnahmezustand. Aufgrund in Folge der Katastrophe steigender Corona-Infektionen hat das Innenministerium einen Lockdown ab dem 21. August angekündigt.
Bei der Explosion starben mehr als 180 Menschen; mehr als 6.000 wurden verletzt. Große Teile des Hafens sind vollständig zerstört, Getreidesilos und die umliegenden Gewerbe- und Wohnviertel stark beschädigt – teils mehr als 30 Kilometer vom Hafengebiet entfernt. Häuser und Unterkünfte liegen in Trümmern, Fensterscheiben gingen durch die Druckwellen zu Bruch. Betroffen ist auch das beliebteste Ausgehviertel Beiruts.
Auch Gesundheitseinrichtungen und große Krankenhäuser in unmittelbarer Umgebung trugen große Schäden davon. Fünf Krankenhäuser sind außer Betrieb oder nur eingeschränkt erreichbar. Die lokalen Krankenhäuser waren mit den vielen Verletzten überfordert. Durch COVID-19 sind viele Intensivstationen ausgelastet. Teils mussten Patienten unter provisorischen Bedingungen behandelt oder sogar abgewiesen werden.
In den Tagen nach der Katastrophe stiegen die Corona-Neuinfektionen stark an. Mehr als 2.600 Menschen sind derzeit im Libanon infiziert. Ab dem 21. August gelten strenge Ausgangssperren, um der Verbreitung des Virus entgegenzuwirken. Lebensmittelgeschäfte und Krankenhäuser sind geöffnet; die Aufräumarbeiten gehen weiter.
Da der Hafen von Beirut nicht mehr voll funktionstüchtig ist, werden Importe und Exporte in den Hafen von Tripoli umgeleitet. Dieser liegt etwa 85 Kilometer nördlich von Beirut. Das kann sich nachteilig auf einige Lieferketten auswirken, da der Hafen von Tripoli geringere Kapazität hat. Der internationale Flughafen bleibt geöffnet.
Beirut benötigt zusätzliche medizinische Fachkräfte und Medikamente für akute und chronische Erkrankungen. Viele Verbrennungs- und Traumapatienten müssen behandelt werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Lieferung von medizinischen Hilfsgütern angekündigt. Die Explosionen hat viele Bestände im Hafen zerstört.
Die 300.000 Obdachlosen brauchen Notunterkünfte, außerdem Lebensmittel, Trinkwasser, Hygieneartikel und Haushaltsartikel wie Töpfe und Geschirr, damit sie sich selber versorgen können.
Die libanesische Regierung schätzt, dass durch die Explosion mehr als 300.000 Menschen im Großraum Beirut obdachlos geworden sind. Einige sind in Schulen, Gemeindezentren, Kirchen oder Moscheen untergekommen. Andere kommen vorerst bei Verwandten oder Freunden unter. Für den Wiederaufbau der Häuser fehlt vielerorts das Geld.
Viele Menschen im Libanon – Libanesen und Geflüchtete – leben an der Armutsgrenze und sind auf Unterstützung angewiesen. Die Folgen der Explosion könnten zu einer Zunahme von Armut und Hunger führen und die wirtschaftliche Lage im Land noch weiter verschlechtern. Das birgt die Gefahr von Konflikten in der ohnehin fragilen Region.
Wirtschaftkrise und Corona: Der Libanon war bereits vor der Explosion von mehreren Katastrophen betroffen. Wachsende Armut und steigende Preise verschärfen die wirtschaftliche Situation vieler libanesischer Familien. Die Pandemie verstärkt die Probleme.
Das Gesundheitssystem ist durch COVID-19 und seit Wochen ansteigende Infektionszahlen belastet. Das Risiko weiterer Übertragungen ist nach den Explosionen hoch, da Social Distancing und andere Vorsichts- und Hygienemaßnahmen kaum umsetzbar sind. Durch die Zerstörung des Hafens und der dortigen Getreidesilos könnte die Versorgungskrise im Land weiter verschärfen, da der Libanon stark von Importen abhängig ist. Experten rechnen mit Brot-Engpässen und Hunger.
Auch die sozialen Spannungen nehmen in vielen Teilen des Landes zu. Schon kurz nach der Explosion kam es in Beirut zu Protesten gegen die politische Führung; knapp eine Woche später verkündete die Regierung Libanons den Rücktritt. Bei den Zusammenstößen zwischen regierungskritischen Demonstranten und Sicherheitskräften wurden mehrere Menschen verletzt.
Ersthelfer in Beirut suchten nach der Explosion in den Trümmern nach Überlebenden. Darunter waren viele Bewohner der Stadt: Nachbarn, Freunde und Verwandte. Die Trümmer behindern die Hilfe jedoch stark. Andere freiwillige Helfer säubern die Straßen und beseitigen die Trümmer.
Die Vereinten Nationen unterstützen die Nothilfe der libanesischen Regierung und koordinieren den Einsatz von Expertenteams. Nationale und internationale Such- und Rettungsteams (auch aus Deutschland) sowie Experten für Katastrophenmanagement sind vor Ort, um die Ersthelfer zu unterstützen und bei der Bergung und Suche nach Verschütteten zu helfen.
Erste Lebensmittel, Decken, Planen und Hygieneartikel an Betroffene und Obdachlose wurden verteilt. Viele lokale Hilfsorganisationen haben Unterstützung bei internationalen Partnern angefragt. Hilfe ist bereits auf dem Weg, um die Kräfte vor Ort zu unterstützen.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden die Menschen in Beirut noch viele Monate auf Unterstützung angewiesen sein. Hilfsorganisationen befürchten zudem starke Auswirkungen auf die im Land lebenden Geflüchteten.
Viele Hilfsorganisationen unseres Bündnisses sind seit Jahren im Libanon aktiv. Sie lassen die Menschen nicht im Stich und unterstützen die Bevölkerung Hand in Hand mit lokalen Partnern.
- Wir versorgen verletzte Menschen
- Wir liefern Medikamente
- Wir helfen bei den Bergungs- und Aufräumarbeiten
- Wir stehen Menschen mit psychosozialer Unterstützung zur Seite
- Wir verteilen Nahrungsmittel und Trinkwasser
- Wir versorgen Familien mit Hilfsgütern wie Hygieneartikeln – in der Corona-Pandemie ist das besonders wichtig
- Wir helfen den Menschen, bedarfsgerecht Unterkünfte zu finden. Dazu gehören Schulen, Kirchen und Moscheen und Gemeindezentren
- Wir verteilen Werkzeug, damit die Menschen ihre Wohnungen reparieren können
- Wir unterstützen Familien mit Bargeld, damit sie sich trotz steigender Preise Lebensmittel leisten und mit der Renovierung ihrer Häuser beginnen können
- Wir sorgen dafür, dass auch ältere Frauen und Männer, kleine Kinder sowie Menschen mit Behinderung schnell Unterstützung erhalten
- Wir berücksichtigen die Folgen für das gesamte Land und die vielen Flüchtlinge, die im Libanon Schutz suchen
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