von Aktion Deutschland Hilft
Nach der verheerenden Explosion herrschen weiterhin besorgniserregende Zustände in Beirut. Während die Aufräumarbeiten im Gange sind und internationale Helfer eintreffen, ist die Gefahr noch nicht vorbei: Auch weiterhin gibt es Warnungen, dass Hochhäuser und Hochstraßen einsturzgefährdet sind – ein Risiko für die Bewohner Beiruts aber auch die vielen Helfer, die im Einsatz sind.
Und Hilfsorganisationen im Bündnis Aktion Deutschland Hilft berichten auch von anderen Herausforderungen für die krisengeplagte Bevölkerung vor Ort:
Medizinische Nothilfe auf den Straße von Beirut
Das Gesundheitssystem Libanons war bereits vor der Explosion völlig überlastet und befindet sich jetzt am Rande des Kollapses. So werden auch weiterhin medizinische Ausrüstung, Medikamente, Blutkonserven und Schutzausrüstung benötigt. Trauma- und Verbrennungspatienten müssen zum Teil auf Bürgersteigen oder Parkplätzen behandelt werden, weil die Kapazitäten in den Krankenhäusern nicht ausreichen.
Handicap International unterstützt Verletzte unter anderem mit der Ausgabe von Wundbehandlungssets, damit die Menschen sich zu Hause selbst versorgen können. "Das Ausmaß der Katastrophe ist unfassbar. Man kann sich kaum vorstellen, was das für den Libanon in den nächsten Monaten, sogar Jahren bedeutet. Man muss sich vorstellen, die Menschen kämpfen hier ums Überleben", erklärt Muriel Schockenhoff, Mitarbeiterin der Hilfsorganisation arche noVa im Libanon. Das Team vor Ort arbeitet unter Hochdruck, um die Lage zu sondieren und dort zu unterstützen, wo Hilfe am dringendsten ist.
Lebensmittel und Trinkwasser sind knapp
Zusätzlich zu der infrastrukturellen Zerstörung und den Ausfällen in der Strom- und Trinkwasserversorgung kommt die desolate Versorgungslage hinzu, die durch die Wirtschaftskrise und Zerstörung des Hafens zu Engpässen in der Lebensmittellieferung und somit zu einer lang anhaltenden Hungerkrise führen wird.
Die Hälfte der knapp 7 Millionen Menschen lebt laut Schätzungen der UN unterhalb der Armutsgrenze. Besonders betroffen sind Flüchtlinge, von denen in Libanon bis zu 2 Millionen, mehrheitlich syrische und palästinensische, Zuflucht gefunden haben.
Die Bündnisorganisation CARE hat mit Lebensmittelverteilungen in Beirut begonnen. Die Nahrungsmittel werden zunächst vor allem an besonders betroffene Menschen, wie Ältere, Frauen und Mädchen sowie Menschen mit speziellen Bedürfnissen, ausgegeben. Das Einsatzteam der Organisation ADRA versorgt lokale Bergungskräfte mit notwendigen Hilfsgütern und Ausrüstung, um sie bei den schweren Bergungsarbeiten zu unterstützen.
Neuer Ausbruch von Corona befürchtet
"Wir sind sehr besorgt über die COVID-19 Situation", sagt Nidal Ali von der Bündnisorganisation Islamic Relief. "Uns wurde gesagt, dass Medikamente und COVID-19-Artikel wie Masken, Handschuhe und Persönliche Schutzausrüstung (PSA) im Hafen gelagert und alles während der Explosion zerstört wurden. Wir sind besorgt, dass es angesichts der jüngsten Ereignisse zu einem weiteren Ausbruch kommen wird." Derzeit unterstützt Islamic Relief unter anderem Krankenhäuser mit verzehrfertigen Snacks für Patienten und Mitarbeiter.
Die Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft bereiten sich auf einen langfristigen Einsatz vor. Die Katastrophe trifft ein Land, das immer mehr im Chaos versinkt. Durch die Explosion rückt jetzt auch die seit Jahren herrschende Not der Menschen im gesamten Libanon in den Fokus der Öffentlichkeit.
Nothilfe Libanon: Bündnisorganisationen arbeiten unter Hochdruck
"Die Hilfsorganisationen in unserem Bündnis arbeiten jetzt unter Hochdruck daran, den Menschen nach der Explosion in Beirut zu helfen. Aber uns allen ist klar, dass die Not im Libanon weit über die Folgen des aktuellen Unglückes hinausgeht. Unsere Unterstützung wird auch in Monaten – wenn nicht sogar Jahren – noch gebraucht", appelliert Manuela Roßbach, geschäftsführende Vorständin von Aktion Deutschland Hilft.
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