von den Freunden der Erziehungskunst
Die Zerstörung ist nach wie vor sichtbar in den Straßen rund um das Hafengebiet Beiruts. Zwar wurden viele Schäden inzwischen repariert und die Aufbauarbeiten sind sichtbar, dennoch ist nichts wie es vorher war.
Notfallpädagogik-Team wieder in Beirut
"Es sind vor allem die inneren Wunden, die auch ein Jahr nach den heftigen Explosionen bei den Einheimischen deutlich zu spüren sind", schildert der Schweizer Arzt Richard Ploner seine Eindrücke. Er war bereits letztes Jahr – wenige Tage nach dem Unglück – mit einem Notfallpädagogik-Team vor Ort, um die traumatisierten Menschen zu unterstützen und ist nun Ende Juli gemeinsam mit vier weiteren Teammitgliedern erneut in das Katastrophengebiet gereist.
Am 4. August jährt sich die verheerende Katastrophe im Libanon durch die gewaltigen Explosionen im Hafen von Beirut. Die Bilder, die damals um die Welt gingen waren schockierend. Viele Menschen starben, große Teile des Hafens und umliegende Wohngebiete wurden stark beschädigt.
Situation für die Menschen im Libanon hat sich verschlechtert
"Die Menschen sagen, es geht ihnen schlechter als vor einem Jahr. Sie haben große Ängste. Das Land hatte schon vor dem Unglück mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Hinzu kam der Lockdown durch die Corona-Pandemie, die Kinder konnten nicht mehr zur Schule gehen, weshalb die Perspektivlosigkeit und die Sorgen noch größer wurden", erläutert Richard Ploner.
"Wir versuchen, den Familien Mut zu machen, ihnen zuzuhören und Methoden zur Selbststabilisierung an die Hand zu geben."
Notfallpädagogische Betreuung für palästinensische Geflüchtete
"Neben den Hausbesuchen bei Familien, mit denen das Team bereits damals gearbeitet hatte, finden auch dieses Mal wieder Fort- und Weiterbildungen für die Mitarbeiter:innen der Partnerorganisationen Step Together und Just Childhood statt, damit die notfallpädagogische Arbeit auch zukünftig im Libanon fortgeführt werden kann," erklärt Einsatzleiterin Fiona Bay. Mit den Mitarbeiter:innen von Just Childhood arbeitet das Team dieses Mal auch im Flüchtlingscamp Schatila am Stadtrand von Beirut.
"Hier leben palästinensische Geflüchtete unter einfachsten Bedingungen. Es ist ein deprimierender Ort, der wie ein schmutziges Labyrinth ohne Ausweg und Perspektive wirkt. Hier arbeiten wir aktuell mit Kindern zwischen 6 und 12 Jahren, um sie bei der Verarbeitung ihrer Erlebnisse zu unterstützen. Für die nächsten Tage sind außerdem Elterngespräche geplant und die Erzieher:innen werden in die notfall- und traumapädagogische Arbeit mit einbezogen."
Freunde der Erziehungskunst weiten psychosoziale Hilfe aus
Für die Menschen im Libanon wird es noch ein langer Weg sein, das Unglück zusätzlich zu den weiteren schwerwiegenden Belastungen, die das Land seit Jahren zu bewältigen hat, zu verarbeiten. "In Gesprächen mit den Einheimischen wird deutlich, wie tief die schrecklichen Erinnerungen und Erlebnisse sich eingebrannt haben. Umso wichtiger ist es, ihnen Hilfsangebote zu machen und die notfallpädagogische Arbeit auch nach unserer Abreise fortzuführen", betont Fiona Bay.
Die gute Zusammenarbeit mit den beiden Partnerorganisationen ermöglicht es, dass die Menschen auch zukünftig nicht alleine gelassen werden und der Weg mit ihnen gemeinsam gegangen wird. Nur so können sie bestmöglich bei der Traumabewältigung unterstützt werden.
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