von Aktion Deutschland Hilft
Elcin liegt mit ihrer achtjährigen Tochter Elena im Bett, als im Februar dieses Jahres das Haus in der türkischen Provinz Hatay heftig zu beben beginnt.
"Ich habe meine Tochter ganz fest umarmt"
Die 38-Jährige ruft ihren Sohn und ihre Eltern, die in einem anderen Zimmer schlafen. "Es war wie ein Donnerschlag und der Boden bewegte sich in alle Richtungen. Ich habe meine Tochter während des Bebens ganz fest umarmt", erinnert sich Elcin. Dann stürzt die Decke über ihnen ein.
Es ist plötzlich völlig dunkel um sie, aber sie kann ihre Tochter noch mit dem linken Arm berühren. Elena sagt, dass sie nicht sterben will. Ihre Mutter versucht, sie zu beruhigen. "Ich fühlte es, als meine Tochter neben mir starb. Wir waren zwölf Stunden lang eingeschlossen – und dann war sie weg."
81 Stunden unter Trümmern
Die Tage vergehen in Dunkelheit. Das Atmen wird immer schwieriger. Es ist kalt und Wassertropfen treffen sie. Nach 81 Stunden unter Trümmern erreicht sie ein Rettungsteam. Elcin bittet darum, erst den Leichnam ihrer Tochter zu bergen.
Vier Tage später werden ihr Sohn Mertcan (14) und ihre Mutter in den Trümmern gefunden – auch sie sind tot. Nach ihrer Rettung lässt sich Elcin ein Bild ihrer Kinder auf den Arm tätowieren, für die Ewigkeit: Der Bruder umarmt darauf sanft seine Schwester. Ihre Gesichter sind leer.
Erdbeben Türkei und Syrien: Die Hilfe geht weiter
Obwohl die Aufräumarbeiten vorangehen, sind vielerorts noch immer Trümmer zu sehen. Einfach zu groß sei das Ausmaß der Zerstörung, berichten Helfer:innen aus den Erdbebengebieten. Über sechs Monate ist das verheerende Erbeben in der Türkei und Syrien her, bei dem mehr als 50.000 Menschen starben und über 100.000 verletzt wurden.
Viele Überlebende wohnen noch immer in Zelten, Containern, Gärten oder teilweise einfach auf der Straße vor ihren zerstörten Häusern. Helfer:innen unterstützen die Menschen nach wie vor mit sauberem Wasser, Lebensmitteln und medizinischer Hilfe.
Wiederaufbau und Vorbereitung auf den Winter
Weil der Winter naht, hat die Sanierung von Unterkünften für mehrere Bündnisorganisationen derzeit Vorrang: So gibt Help – Hilfe zur Selbsthilfe Gutscheine für Baumaterialien an Betroffene aus. AWO International verteilt Bargeldhilfen zur Renovierung von Häusern.
Auch CARE setzt mit Blick auf den nächsten Winter Notunterkünfte in Syrien instand und verteilt mobile Heizgeräte. Und Habitat for Humanity schult Mitarbeiter:innen von Kommunen darin, Gebäude erdbebensicher zu bauen und berät bei Sanierungen.
Zugang zu Trinkwasser
Ein sicherer Zugang zu Trinkwasser stellt vor allem in den Erbebengebieten in Syrien weiterhin eine Herausforderung dar. Die Helfer:innen von World Vision reparieren in Syrien Wasserversorgungsnetze und Abwassersysteme.
Malteser International setzt Wassertürme und Brunnen in Nordwestsyrien instand. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) hat in der türkischen Region Samandag die Trinkwasseraufbereitungsanlagen an den lokalen Wasserversorger übergeben und dessen Mitarbeiter:innen in der Nutzung geschult.
Ausbau medizinischer Hilfe
Viele Krankenhäuser sind nach wie vor zerstört, noch bestehende sind überlastet. Vor allem in den Zeltstädten ist die medizinische Versorgung und Hygiene desolat. Kinder, Schwangere, Schwerkranke und Verletzte brauchen dringend Zugang zu medizinischer Versorgung.
Deshalb haben die Malteser den Aufbau eines Container-Krankenhauses in Afrin unterstützt, das bis zu 150.000 Menschen behandeln kann. In Zusammenarbeit mit World Vision nahm das syrische Krankenhaus mit der notwendigen medizinischen Ausstattung bereits im Juli den Betrieb auf.
Mobile Gesundheitsteams und Reha-Angebote
Für action medeor sind in der Türkei und in Syrien mobile Gesundheitsteams unterwegs, die sich unter anderem in den Zeltstädten um Kranke kümmern.
Auf den enormen Bedarf an Rehabilitation für Verletzte reagiert Handicap International mit Reha-Angeboten, um Langzeitschäden zu vermeiden.
Umfangreiche Hilfe dank Spenden
Bereits in den ersten sechs Monaten haben die Bündnisorganisationen rund 1,2 Millionen Betroffene durch akute Nothilfe unterstützt. Mit langfristigen Maßnahmen geht die umfangreiche Hilfe nun in der Wiederaufbauphase weiter.
Betroffene in der Türkei und vor allem in Syrien sind nach wie vor auf Unterstützung angewiesen. Über 82 Millionen Euro Spenden konnte unser Bündnis bisher für die Menschen sammeln.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die betroffenen Menschen in der Türkei und Syrien.
Stichwort: Erdbeben Türkei und Syrien
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
Jetzt online spenden!