Dr. Jürgen Clemens, als Referent für Sri Lanka und Pakistan seit vier Jahren im Einsatz in der Zentrale des Malteser Hilfsdienstes in Köln, war vom 25. Januar bis 10. Februar 2009 in Pakistan. Wir sprachen mit ihm über die Umsetzung der Hilfsprojekte nach den schweren Erdbeben vom Oktober 2005 und Oktober 2008.
Herr Dr. Clemens, 2005 hat in Pakistan die Erde gebebt, 2008 erneut. Wie ist die Lage heute in den betroffenen Gebieten?
Nach dem verheerenden Erbeben 2005 hatten wir ein Warnsystem installiert, das eineinhalb Wochen vor dem erneuten Beben im Februar 2008 fertiggestellt wurde. Das war der dritte Schritt unserer Hilfe dort nach der akuten Nothilfe und dem Wiederaufbau von acht Gesundheitsstationen, auch durch Spenden über Aktion Deutschland Hilft finanziert. Aber glücklicherweise halten sich die Schäden in Grenzen: einige Erdrutsche und Risse in wenigen Häusern, Menschen sind nicht zu Schaden gekommen. Unser Erdbeben-Warnsystem hat funktioniert und die Menschen vor Ort sind sehr froh darüber. Dieses Beben war längst nicht so verheerend wie das in Kaschmir. Hier haben wir Nothilfe geleistet und konnten die Region bereits wenige Wochen später wieder verlassen.
Wie haben Sie Ihren Einsatz in der Region Belutschistan organisiert?
Wir haben einen Arzt und einen Logistiker nach Belutschistan geschickt. Von Islamabad aus ist das mehr als eine Flugstunde entfernt, wie etwa Hamburg von München. Daher haben wir vor Ort Helfer eingestellt und zum Teil mit sogenannten „Cash-for-Work“-Programmen auch Betroffenen kurzfristig Arbeit geben können. Sie haben zum Beispiel Hilfsgüter verladen und bei der Verteilung geholfen. Insgesamt hat unser Einsatz vor Ort rund vier bis sechs Wochen gedauert, dann sind unsere Helfer zurückgekehrt.
In Pakistan gibt es auch Hilfsorganisationen. Wie arbeiten Sie als deutsche Hilfsorganisation mit denen des Landes zusammen?
Es gibt einige große Hilfsorganisationen in Pakistan, die zum Teil über den Dachverband Pakistan Humanitarian Forum, PHF abgekürzt, vernetzt sind. Mit PHF haben wir auch 2008 in Belutschistan zusammengearbeitet. Wir haben einen Arzt für die gemeinsame Bedarfsermittlung im Erdbebengebiet abgestellt und anschließend die Hilfe abgestimmt. Wir haben in einem Teilgebiet die Versorgung mit Hygiene-Kits, in denen zum Beispiel Seife und Zahnbürsten enthalten sind, Trinkwasserbehältern und Planen übernommen. Ansonsten arbeiten wir grundsätzlich mit lokalen Hilfsorganisationen zusammen oder fördern die Dorfgemeinschaften mit partizipativen Ansätzen direkt. Dabei bieten wir den lokalen Hilfsorganisationen und Verwaltungen sowie Freiwilligen auch organisatorische Unterstützung, Schulungen und unser Know-How an, so dass sie möglichst selbständig arbeiten können.
Sie arbeiten nach den humanitären Prinzipien
Genau. Wir helfen den betroffenen Menschen ungeachtet der Religion, Abstammung etc. Dabei stimmen wir unsere Arbeit auch mit politischen und religiösen Autoritäten ab. Die Menschen vor Ort beteiligen sich aktiv an den Maßnahmen. So bilden wir zum Beispiel auch Katastrophenhelfer in Kaschmir aus, die sich ehrenamtlich in der Nothilfe, z.B. nach Erdbeben oder allgemein in der Ersten Hilfe einbringen möchten. Die lokalen Komitees dieser Helfer werden in Kürze in die Strukturen des staatlichen Katastrophenschutzes integriert, um die Einsatzfähigkeit auch langfristig sicherstellen zu können.
Zum Schluss interessiert uns noch, welche Maßnahmen haben die Malteser in der Nothilfephase ergriffen? Und wie unterstützen Sie die Betroffenen in Pakistan langfristig?
Wir arbeiten in vielen Bereichen! Schwerpunkte sind seit der direkten Nothilfe, bei der wir vor allem winterfeste Ausrüstung verteilt haben, unter anderem die Versorgung mit Trinkwasser sowie die Basisgesundheitsversorgung mit dem Einsatz von mobilen Gesundheitsteams in abgelegenen Bergregionen in Kohistan und dem Bau von acht Gesundheitsstationen in Kaschmir. Wir bauen die Stationen auf, statten sie aus und schulen das örtliche Personal. Zudem bereiten wir ein Mutter-Kind-Gesundheitsprojekt vor. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Katastrophenvorsorge mit der Installation des Erdbeben-Warnsystems und der Ausbildung und Ausrüstung von ehrenamtlichen Helfern. In Kaschmir und Kohistan sind wir noch mindestens bis Mitte 2010 und bemühen uns um weitere Finanzmittel. Besonderen Entwicklungsbedarf gibt es vor allem im ländlichen Gesundheitsbereich und der Katastrophenvorsorge.
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