von Aktion Deutschland Hilft
Nach den schweren Erdbeben ist in Marokko nichts mehr, wie es war. Expert:innen aus unserem Bündnis zufolge sind rund 300.000 Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Es ist eine furchtbare Katastrophe.
Im Interview erklärt Hannah Egger, Referentin für Projekte und Qualitätssicherung bei Aktion Deutschland Hilft, wie Hilfe nach dem Erdbeben in Marokko möglich ist – und warum eine Bündnisorganisation ihren geplanten Einsatz abgebrochen hat.
Aktion Deutschland Hilft: Trotz der verheerenden Folgen des Erdbebens hat Marokko bislang kein internationales Hilfeersuchen gestellt. Was könnten die Gründe dafür sein?
Hannah Egger: Über die Gründe können wir nichts sagen und wir wollen darüber auch nicht spekulieren.
Aber vielleicht einmal zur Einordnung: Marokko ist zwar ein Empfängerland für Gelder aus der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit. Es ist jedoch kein Empfänger-, sondern selbst ein Geberland, wenn es um humanitäre Nothilfe nach großen Katastrophen geht. Marokko hat gute staatliche Selbsthilfestrukturen und einen funktionierenden Katastrophenschutz.
Fakt ist: Die Regierung hat bislang kein internationales Hilfeersuchen gestellt, sondern gezielt Unterstützung aus den vier Ländern Spanien, Großbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten angefragt.
Warum helfen die Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft nur, wenn ein internationales Hilfeersuchen vorliegt?
Weil wir die Souveränität eines Landes achten. Aktion Deutschland Hilft arbeitet nach den so genannten Sphere-Standards für humanitäre Hilfe. Zu diesen Prinzipien gehört, dass wir bei Katastrophen nur im Einvernehmen mit dem betroffenen Staat tätig werden.
Das heißt im konkreten Fall beispielsweise, dass unsere Bündnisorganisation Bundesverband Rettungshunde ihre Vorbereitungen für einen Einsatz in Marokko abgebrochen hat und nicht in das Land einreisen wird, da es kein internationales Hilfeersuchen gibt.
Vor diesem Hintergrund hat Aktion Deutschland Hilft auch keinen Hilfseinsatz gestartet.
Erdbeben, Tsunamis, Wirbelstürme, Hochwasser: In der humanitären Hilfe geht es in Krisensituationen zuallererst darum, den Überlebenden zu helfen.
Manchmal ist die Katastrophe so groß, dass das Land die Folgen nicht allein bewältigen kann. Dann stellt die Regierung des betroffenen Landes ein internationales Hilfeersuchen. Das heißt, es bittet andere Länder um Unterstützung in der Krise.
Erst danach können Hilfsorganisationen aus dem Ausland dort aktiv werden und humanitäre Hilfe leisten. Je nach Krise und Bedarf erfolgen dann Absprachen mit den Vereinten Nationen, anderen Hilfsorganisationen und dem Staat.
Auch bei Aktion Deutschland Hilft stehen die Bündnisorganisationen im Falle großer Katastrophen in engem Austausch, um effizient und schnell zu helfen: mit Lebensmitteln, Trinkwasser, Medikamenten, Notunterkünften – oder bei der Bergung verschütteter Menschen.
Überblick: Hilfe im Bündnis Aktion Deutschland Hilft
Die Regierung Marokkos hat nach den Erdbeben vier Länder um Hilfe gebeten: Spanien, Großbritannien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Organisationen, die bereits vor der Katastrophe in Marokko tätig waren, können dennoch Soforthilfe leisten und die Rettungsarbeiten vor Ort unterstützen. Ganz unabhängig von einem internationalen Hilfeersuchen gibt es in unserem Bündnis Hilfsorganisationen, die bereits seit Jahren langfristige Hilfe in Marokko leisten oder über lokale Partnerorganisationen im aktuellen Fall tätig werden:
- action medeor überprüft jetzt vor Ort die wichtigsten medizinischen Bedarfe und wird isolierte Notunterkünfte bereitstellen
- CARE Marokko ist seit 15 Jahren im Land aktiv und stellt jetzt die Hilfe um: Nothilfeteams unterstützen Betroffene in der Erdbebenregion
- TERRA TECH startet mit der Hilfe für die Menschen in schwer zugänglichen Bergregionen – gemeinsam mit lokalen Partnern vor Ort
- Malteser International erhebt die Bedarfe der betroffenen Familien und sorgt gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen dafür, dass sie die dringend benötige Hilfe schnell erhalten
Ob weitere Hilfsorganisationen aus dem Bündnis Aktion Deutschland Hilft in Marokko verstärkt zum Einsatz kommen, um in den betroffenen Gebieten Soforthilfe zu leisten, wird geprüft.
Können wir die betroffenen Menschen trotzdem unterstützen?
Wir beschreiten nach dem Erdbeben zwei Wege der Hilfe – wenn auch in kleinerem Umfang als im Falle eines internationalen Hilfeersuchens.
Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft, die bereits seit Jahren in Marokko tätig sind, zum Beispiel mit einem eigenen Büro, sind dort staatlich anerkannt.
Sie werden ihre Arbeit im Katastrophenfall selbstverständlich nicht einstellen, sondern im Erdbebengebiet helfen – immer in Abstimmung mit den örtlichen Behörden. Das trifft z. B. auf unsere Bündnisorganisation CARE zu, die seit 15 Jahren in Marokko aktiv ist.
Andere Bündnisorganisationen arbeiten mit lokalen Partnerorganisationen zusammen, die ganz nah an den Menschen und Bedarfen vor Ort sind. Das tut beispielsweise action medeor, die Notapotheke der Welt. So erreichen Spendengelder für Marokko, die bei Aktion Deutschland Hilft eingehen, auf jeden Fall die betroffenen Menschen im Katastrophengebiet.
Video: Wie entsteht ein Erdbeben?
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis von mehr als 20 deutschen Hilfsorganisationen, leistet immer dann Hilfe, wenn Menschen durch Katastrophen in Not geraten. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen stehen die Helferinnen und Helfer den betroffenen Menschen in Marokko zur Seite. Wenn Sie den Einsatz unterstützen möchten, können Sie das hier tun. Herzlichen Dank!
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