World Vision erleichtert Bewohnern zerstörter Häuser das Leben im Provisorium
Es ist nur eine kurze Sequenz, doch sie zeigt treffend, um was es World Vision geht, hier in der zu weiten Teilen zerstörten Küstenstadt Kesennuma: Masaru Hatakeyama holt die Fernbedienung aus der Sofaritze, um im Sekundentakt durch die TV-Kanäle zu zappen. „Muss das denn sein?“, fragt seine Frau Kiyoko halb schmunzelnd, halb im Ernst – und schiebt ein „unverbesserlich“ hinterher.
Ein kleiner Zwist zwischen Eheleuten, wie er so auf der Welt schon unzählige Male vorgekommen ist. Ganz normal. „Und genau das ist es, was wir erreichen möchten“, sagt Mai Kawaharada von World Vision, „Normalität – danach sehnen sich die Menschen hier.“ Denn die Wochen und Monate nach dem Tsunami waren alles andere als normal, es war die schlimmste Zeit im Leben von Kiyoko und Masaru. Sie haben wie 8000 andere Menschen in Kesennuma ihr Zuhause verloren. Von einer Sekunde auf die andere war die Vergangenheit weggewischt. Restlos. Sie leben nun für mindestens zwei Jahre in einem Übergangshaus. Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad – klein zwar, aber funktionell.
Japan dankt Deutschland
Um Menschen wie Kiyoko und Masaru so etwas wie Normalität zu verschaffen, hat World Vision sie kurz nach dem Einzug in den Wohncontainer mit vielen Haushaltsgütern versorgt: Seife und Shampoo, Zahnpasta und Rasierschaum, Pflaster und Wattestäbchen, Schwämme und Putzlappen, Töpfe und Schüsseln, Kochlöffel und Dosenöffner, Kissen und Decken. Viele Waren wurden durch Aktion Deutschland Hilft finanziert – auf Aufklebern dankt das japanische Volk den Menschen im fernen Deutschland dafür herzlich.
World Vision geht es darum, den Menschen, die zunächst in Massenquartieren untergebracht waren und jetzt eine längere Zeit in Notunterkünften leben müssen, ein annähernd normales Leben zu ermöglichen – und auch ihre sozialen Kontakte zu fördern. So hat die Organisation Gemeinschaftsküchen in Notunterkünften unterstützt und widmet sich in besonderem Maße älteren, oftmals einsamen Menschen.
Auch Nobuko Murakami wurde von World Vision mit Haushaltsgegenständen ausgestattet. „Sämtliche Dinge waren für unseren Neustart extrem hilfreich“, sagt sie. Am 11. März war Nobuko zum Zeitpunkt des Bebens in ihrem Schreibwarenladen. Die Gefahr eines drohenden Tsunami war ihr und den anwesenden Kunden sofort bewusst. Und das, obwohl das Erdbeben für Stromausfälle gesorgt hatte und viele Tsunami-Warnstationen nicht mehr funktionierten.
Nobuko rannte zu ihrem Haus, holte einige Andenken, Geld und den Führerschein und eilte mit ihrem Mann bergauf hinter den naheliegenden Bahnhof. „Lass meine Hand nicht los, lass meine Hand nicht los“, habe sie immerzu ihrem Mann zugerufen. Von zwei Seiten, vom Fluss und vom Meer sah sie das Wasser kommen. In den schwarzen Wassermassen sah sie Autos schwimmen und Häuser bersten. „Erste Flammen loderten, die Menschen schrien wild durcheinander und flüchteten in ihren Autos in Richtung Berge. Dort bildeten sich lange Staus.“
Umstrittener Gedenkpark
Nobuko hat nicht nur ihr Haus, sondern auch ihren kleinen Schreibwarenladen in den Fluten untergehen sehen. Auf den Trümmern ihres Stadtviertels liegt jetzt ein riesiger Tanker, der von der 15 Meter hohen Welle angeschwemmt wurde. Das Schiff ist mittlerweile ein beliebtes Motiv für Fernsehteams oder Katastrophentouristen. „Die Stadt spielt mit dem Gedanken, den Tanker an dieser Stelle zu belassen und rundherum einen Park zum Gedenken an die 2200 Todesopfer in Kesennuma anzulegen“, sagt Mai von World Vision. Nobuko ist gegen diesen Plan: Sie möchte nicht, dass ihre alte Gegend, ihr altes L eben derart zur Schau gestellt wird.
Nobukos Ehemann sei über die Ereignisse depressiv geworden. „Ich sollte tot sein“, sage er immer und immer wieder. Sie selbst träumt häufig von ihrer Freundin Mari, die in den Fluten ihr Leben verloren hat. Der Besuch von Prinzessin Kiko im Evakuierungszentrum, die Unterstützung durch World Vision, die Solidarität ihrer Landsleute und der Menschen aus Deutschland – das alles hat Nobuko neuen Lebensmut schöpfen lassen. Sie denkt an die Zukunft und möchte nur in einem Punkt zurück: zurück zur Normalität.
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