Der ARD-Reporter Horst Kläuser zu Besuch im Kinderheim Fujinosono
… immer wieder haben die Menschen unter schweren Nachbeben zu leiden.
… Japan stuft das nukleare Ausmaß auf die höchste Stufe 7 ein.
… wir müssen von der größten Naturkatastrophe aller Zeiten sprechen.
Die Lage im Nordosten Japans trug in den Tagen und Wochen nach dem 11. März apokalyptische Züge. Beinahe stündlich mussten die Medien neue schockierende Meldungen nach Deutschland transportieren. Einer dieser Nachrichtenübermittler war Horst Kläuser. Für die ARDHörfunkanstalten berichtete er fünf Wochen lang über die Situation im Nordosten des Inselstaates – aus Sicherheitsgründen zunächst aus Singapur, später dann aus Japan. „Distanz wahren“ ist ein Grundsatz, dem sich Journalisten normalerweise strikt verschreiben. Doch die Ereignisse in Japan waren weit davon entfernt, normal zu sein. Nach unzähligen Gesprächen mit Menschen, die unvorstellbarem Leid ausgesetzt waren, war Horst Kläuser zutiefst berührt. Er wollte helfen. Und seine Heimatstadt half mit. Unter dem Motto „Remscheid hilft Japan“ stellten der Initiator und viele engagierte Bürger der östlich von Düsseldorf gelegenen Stadt eine Spendengala und viele weitere Aktionen
auf die Beine. 100.000 Euro kamen auf diese Weise zusammen – über Aktion
Deutschland Hilft kam das Geld direkt in die betroffenen Regionen.
Im November reiste Kläuser erneut nach Japan. In doppelter Mission. Einerseits um für den WDR über den aktuellen Stand in der Krisenregion zu berichten, andererseits um sich ein Bild davon zu machen, in welcher Form das gesammelte Spendengeld eingesetzt wird.
Kinder aus zerrütteten Familien
Die Reise führt den 55-Jährigen nach Ichinoseki. Die Stadt ist keine Perle, die Häuser wirken funktionell, mittags sind die Straßen wie ausgestorben. In den Hügeln am Stadtrand liegt das Kinderheim Fujinosono. Seit zehn Jahren leitet die aus dem Emsland stammende Schwester Caelina Mauer das Heim. Gemeinsam mit ihren 31 Mitarbeitern ist sie für 57 Kinder verantwortlich. „Etwa 70 Prozent der Kinder kommen aus zerrütteten Familien“, berichtet Schwester Caelina Horst Kläuser im Interview. „Die Jungen und Mädchen wurden körperlich, sexuell oder psychisch misshandelt.“ Zudem habe sie einige Waisenkinder in ihrer Obhut.
Der 11. März 2011 war in Ichinoseki ein frostiger Tag. Schnee lag auf den Straßen. Schwester Caelina war im Kloster, gleich neben dem Kinderheim, als ihr scheinbar der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. „Niemand von uns konnte sich mehr auf den Beinen halten. Auf allen Vieren klammerte ich mich an ein Tischbein, während um mich herum viele Gegenstände auf den Boden klirrten. Das brummende Geräusch des Bebens werde ich nie wieder vergessen.“ Die Mitarbeiter des Heims evakuierten die Kleinsten unter den Kindern, die Oberschüler konnten sich selbst ins Freie retten.
Die Ordensschwester führt den ARD-Reporter durch das Haus. In jedem Zimmer ziehen sich tiefe Risse durch die Wände. Risse, durch die in den Wochen nach der Katastrophe die Kälte und das Wasser eingedrungen waren. „Anfangs hatten wir weder Strom, noch Benzin oder fließendes Wasser. Es gab nichts. 90 Menschen waren in unserer kleinen Turnhalle zusammengepfercht. Und nahezu alle 15 Minuten kam es zu Nachbeben. Die Kinder hatten unglaubliche Ängste auszustehen.“
Neubau wird Energiesparhaus
Ängste, die Horst Kläuser gut nachempfinden kann. Auch am 7. April kam es zu einem schweren Nachbeben, das der Journalist im 27. Stock seines Hotels in Tokio miterlebte. „Ich saß auf einem Stuhl, als dieser plötzlich zu schwanken anfing. Die Alu-Fenster knirschten, es brummte bedrohlich. Ich dachte: War es das jetzt mit mir?“ Erst ein Blick aus dem Fenster beruhigte ihn etwas: Die erdbebenerfahrenden Tokioter unten auf der Straße verhielten sich recht gelassen.
Der Zustand des 1979 errichteten Heimgebäudes ist nach dem Beben äußerst schlecht. Doch dank der Unterstützung durch Malteser International und der Spendengelder von Aktion Deutschland Hilft ist die Perspektive gut: Bereits Ende 2012 sollen die Kinder in einen Neubau einziehen. In ein Haus, das seinen deutlich reduzierten Energiebedarf fast eigenständig durch Solarenergie und Biomasse deckt und dadurch im Katastrophenfall unabhängig von externer Versorgung sein wird. Durch seine stabile Bauweise soll das Haus im Falle einer neuen Katastrophe nicht nur den Kindern des Heims, sondern auch den Menschen im Umkreis Schutz bieten.
Die Unterstützung aus ihrem Heimatland hat Schwester Caelina tief bewegt: „Was sich hier am 11. März ereignet hat, war für Japan wie ein schwerer Herzinfarkt. Für die verzweifelten Menschen war es unglaublich wichtig, zu sehen, dass die Welt das Land in dieser schweren Stunde nicht alleine lässt.“ Und dank Horst Kläuser, Malteser International und Aktion Deutschland Hilft wurden auch die Kinder von Ichinoseki nicht alleingelassen.
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