Global Care unterstützt den Wiederaufbau einer Kindertagesstätte in Kamaishi
Schlagartig ist er zu Ende, der Mittagsschlaf der 80 Kinder der Kindertagesstätte in Kamaishi. Das gewaltige Erdbeben reißt die Jungen und Mädchen um genau 14:46 Uhr aus ihren Träumen. Wenig später der nächste Schock: Die Behörden warnen vor einem zehn Meter hohen Tsunami, der Kurs auf die Küste nehmen soll.
Die Leiterin der Tagesstätte, in Kamaishi aufgewachsen, wird später berichten, dass es das erste Mal war, dass die große Tsunami-Warnung herausgegeben wurde. Bislang sei immer von maximal 30 Zentimeter hohen Wellen die Rede gewesen. Sie habe die Warnung anfangs für übertrieben gehalten und es einfach nicht glauben können. Doch als sich die Hinweise in immer kürzeren Zeitabständen wiederholen, ahnt die Leiterin, dass diesmal alles anders ist – und handelt. Ruhig und gefasst informiert sie alle Erzieherinnen und bittet darum, die immer wieder trainierten Flucht- und Evakuierungsmaßnahmen einzuleiten.
Mittlerweile wird es dunkel, vom Himmel fallen Graupelschauer. Alle 80 Kinder stehen in Schlafanzügen und Schuhen parat. Die Zeit reicht nicht, um Jacken anzuziehen. Sie landen in Plastikbeuteln und werden mitgenommen. Zehn Babys kommen in drei Kinderwagen unter. Eine der Erzieherinnen trägt ein Baby in einem Tragetuch auf dem Rücken und ein weiteres im Arm. Dann geht es los. Das Ziel der Gruppe: ein rund 300 Meter hoher Berg.
Kein Kind schreit oder weint nach den Eltern
Auf dem Weg nach oben schaut sich eines der Kinder um und ruft erschrocken: „Menschen und Autos kommen in einer Welle auf uns zu!“ Viele drehen sich um. Sie sehen eine Staubwolke und eine gewaltige Welle. Sie ist wie eine riesige Wand aufgetürmt und rollt auf sie zu. Die Leiterin zwingt sich, nicht zu schauen. Ihr Blick ist nach vorne gerichtet. Sie hat nur das eine Ziel vor Augen: Alle in Sicherheit zu bringen!
Die Mitarbeiterinnen handeln hochprofessionell. Niemand widmet sich jetzt den eigenen Sorgen und Ängsten um Familienangehörige. Sie spüren die Verantwortung für die ihnen anvertrauten Kinder. Und tatsächlich: Alle sind innerhalb von 20 Minuten unversehrt oben angekommen. Endlos erleichtert fallen sich die Frauen in die Arme und drücken die Kinder an sich. Kein Kind schreit oder weint nach den Eltern. Instinktiv spüren selbst die Kleinen, dass etwas Schlimmes passiert ist, sie aber bei ihr en Erzieherinnen sicher sind.
Das Wasser hat sich wieder zurückgezogen und die Kinder kommen in zwei Räumen im fünften Stock eines nahegelegenen Gebäudes unter. Es gibt weder Strom, Gas, Wasser oder Telefon. Die Straßen sind unpassierbar, die Stadt ist vollkommen isoliert. Die 80 Kinder müssen sich am nächsten Tag einige wenige Wasserflaschen teilen, irgendwie schaffen es die Erzieherinnen, Milchpulver und Babynahrung aufzutreiben. Windeln gibt es nicht. Zwei Tage nach der Katastrophe kann das letzte Kind seinen Eltern wohlbehalten übergeben werden.
Neubau in sicherer Entfernung zum Meer
Das alte Kita-Gebäude und sämtliches Mobiliar wurden von den Wassermassen unwiederbringlich zerstört. Seit dem 1. April werden die Kinder im Alter zwischen drei Monaten und sechs Jahren vorübergehend in einem zehn Kilometer entfernten ehemaligen Kindergarten betreut. Das Kinderhilfswerk Global Care finanzierte einige Ausstattungsgegenstände für die provisorische Tagesstätte.
Gemeinsam mit der japanischen Partnerorganisation TPAK plant Global Care nun den Wiederaufbau der Kindertagesstätte und einem Spielplatz auf einem höher gelegenen Grundstück im Osten der Stadt – in sicherer Entfernung zu Fluss und Meer. Auch um die kompetente psychologische Betreuung der Eltern und Kinder durch Therapien und Kurse zur Trauma-Bewältigung kümmern sich die beiden Hilfsorganisationen. Die Bauphase wird etwa zwei Jahre dauern, doch die Wartezeit lohnt sich: Am Ende werden die Kinder und Betreuerinnen eine sichere Unterkunft vorfinden – und in ihren Alltag zurückkehren können.
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