Auch nach über zwei Monaten ist die Verwüstung durch den Tsunami noch allgegenwärtig
Von CARE-Mitarbeiter Lois Robinson. Übersetzt aus dem Englischen von Marlies Binder
Diese Woche besuchte das Team von CARE-Japan noch einmal Yamada, eine Stadt an der Nordostküste Japans. Obwohl es über zwei Monate her ist, dass ein gewaltiger Tsunami die Küste Nordjapans traf, müssen noch viele verwüstete Gebiete aufgeräumt werden. Während ich durch die ehemaligen Wohnsiedlungen entlang der Küste ging, bemerkte ich einen Mann in Arbeitskleidung, der sich durch die Schuttberge schaufelte. Er war der einzige Mensch weit und breit, weshalb wir schnell ins Gespräch kamen.
Die weisen Worte seiner Großmutter retteten ihn und seine Familie
Katsuhiro Taro ist 71 Jahre alt und schaufelte dort Trümmer zusammen, wo früher sein Elternhaus stand. Alles, was jetzt davon noch übrig ist, sind versengte Schutthaufen und zerstörte Habseligkeiten. Er wirkte überraschend optimistisch und erzählte eifrig seine Geschichte: „Als ich noch ein kleiner Junge war, sagte mir meine Großmutter, dass ich bei einem Tsunami – so schnell es geht – flüchten soll. Also schickte ich meine Frau, meine Schwiegertochter und Enkel direkt nach dem großen Beben mit dem Auto weg und sicherte das Haus.“
Ein Feuerwehrmann musste ihn überzeugen, sein Haus zu verlassen. Doch genau in diesem Moment strömte das Wasser in sein Haus und zog ihn zwischen dem Schutt nach unten. Die Kraft des Tsunamis und der zurückfließenden Wassermassen war enorm. Kurz darauf entzündete sich Öl von Schiffen und ein verheerendes Feuer brannte alles nieder. Völlig durchnässt rannte er in der bitteren winterlichen Kälte zu einem hohen Gebäude, wo er bald von einem Freund gerettet und zu einem höher gelegenen Evakuierungszentrum gefahren wurde.
Katsuhiro fand Meeressand in seinen Bergfeldern
Dank der weisen Worte seiner Großmutter konnten er und seine Familie im letzten Augenblick flüchten, aber sein Haus und der Familienbetrieb wurden komplett zerstört. „Nach dem Erdbeben in Chile wurde mein Haus in Yamada schon einmal überschwemmt, aber ich hätte niemals eine Katastrophe mit solchen Ausmaßen erwartet.“
Katsuhiro hat sein ganzes Leben als Tischler und Gemüsebauer in Yamada verbracht. Als er eines Tages sein Land in den Bergen direkt hinter der Stadt umpflügte, fand er Küstensand auf seinen Feldern. Nach dieser Entdeckung warnte er die Menschen in der Stadt. Dass es möglicherweise vor hunderten von Jahren einen gewaltigen Tsunami gegeben hatte, der bis in die Berge reichte, schien zu diesem Zeitpunkt noch unwahrscheinlich und schwer zu glauben. Während er sein Grundstück säubert, schweift sein Blick auf das Meer: „Man kann sich auf eine Naturkatastrophe wie diese nicht vorbereiten, man kann sie nur akzeptieren und versuchen, weiterzumachen. Trotzdem tut es mir leid für meine Enkel, die sehr schnell erwachsen werden mussten.“
Das Wissen der Ahnen ist auch heute noch von unschätzbarem Wert
Katsuhiro lebt jetzt mit seiner Frau und der Familie seines Sohnes in einem der Evakuierungszentren, in denen CARE warmes Essen für Opfer der Dreifach-Katastrophe verteilt. Heute besuchte ich ihn mit dem Team im Zentrum, um 270 Matratzen an die dort beherbergten Menschen zu verteilen. Ich traf seine Frau Kazuko, die genauso optimistisch und positiv geblieben ist. Sie zeigte mir zwei Schalen aus Ton, die ihr Sohn für sie gemacht hatte und die ihr Mann aus dem Schutt unbeschadet bergen konnte – ihre Glücksschalen. Die ganze Familie ist sehr dankbar für die weisen Worte von Katsuhiros Großmutter, die ihm beibrachte, rechtzeitig zu fliehen.
Mir führt dies vor Augen, wie wichtig lokales Wissen in von katastrophengefährdeten Gebieten ist. CARE Japan arbeitet weiter mit Menschen aus der Iwate Präfektur zusammen, um gegen die aktuellen und zukünftigen Nöte anzukämpfen.
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