Zwischen Trümmern und Palmen bringen Wohncontainer neue Hoffnung
Ich mag keine Erdbeben, es bedeutet, da passiert was mit mir. Ich möchte Dinge gerne kontrollieren, selbst in der Hand haben und zumindest beeinflussen können. Was sollen die Menschen nur sagen, denen es wirklich passiert ist, nicht nur in geringen oder weniger zerstörerischen Nachbeben. Die ihre nächsten Angehörigen verloren haben, ihre Liebsten tot geborgen haben oder das Leid mit ansehen mussten, diese hilflos sterben zu sehen. Was sagen die, die jetzt in Zelten leben, nichts mehr haben, als diese Plane über dem Kopf und eigentlich auch nicht wirklich eine Perspektive, bald wieder ein Haus, ein Bett und eine Zukunft zu haben. Ich schäme mich des Gedankens, ich mag keine Erdbeben, trotzdem habe ich ihn zu Beginn der Reise. HELP -Koordinator Friedhelm Simon begrüßt mich mit den Worten: "Als ich hier in Kerman ankam, war die Flughafenhalle voll mit Schwerstverletzten, Angehörigen und als ich meine Koffer suchte, musste ich aufpassen, nicht auch noch an die Notlager, die Schwerstverletzten zu rempeln.
Das Bild von Bam verblüfft nach wie vor. Die Erdbebenbilder anderer Erdbeben in meinem Kopf zeigen Ruinen, es steht noch was. Hier steht nichts mehr. Schutt und Asche, besser Staub. Davor, dahinter und mittendrin: Zelte. Die Menschen haben es sich eingerichtet, leben in einem Staubdesaster im ständig wehenden Staub des Wüstenwindes. Davor Verkehr, Betrieb auf den Straßen, der Normalität verheißt und noch mehr Staub verursacht.
Wir haben von Beginn an unseren Schwerpunkt auf die Unterstützung zum Wiederaufbau privater Häuser gesetzt. Die Menschen sollen so schnell wie möglich wieder ein Heim haben. Wer sind die am meisten Betroffenen? Das ist schon fast ein zynischer Gedanke, wenn alle, alles verloren haben. Es gibt sie, wie immer, denen im Schlimmsten, das noch Schlimmere passiert ist. Sie haben nicht nur die Angehörigen verloren, nein, Angehörige haben schwerst körperbehindert, querschnittsgelähmt, das Beben überlebt. Männer, die auf ihrem Lager liegen und sagen: "Ich wäre besser gestorben, meiner Familie kann ich jetzt nicht mehr helfen, ich bin nutzlos geworden". Eine junge Mutter, mit zwei Kindern, die jetzt von ihrer Schwester versorgt wird, neben ihrer Mutter, die hilflos in der Ecke kauert. Altersdemenz denkt ganz rational mein Kopf, auch das noch in all dem Elend.
Ich bin gekommen, um mir unsere Hilfsmaßnahmen anzusehen, zu überprüfen. Man will freundlich sein, höflich, auch meine Frage wie geht es, mutet mir zynisch an. Was will man auch sagen. Ich werde mit Dank überschüttet und bin schon wieder peinlich berührt, das wollte ich doch gar nicht.
Wir hatten uns entschlossen, 20 Familien mit einem querschnittsgelähmten Erdbebenopfer mit einem Wohncontainer zu unterstützen. Sie haben eine vernünftige und schnell bereitstehende Unterkunft am ersten nötig. Die Container sind im Iran produziert, auch gut, wann immer es auch geht, wollen wir mit unserer Hilfe auch lokale Märkte stärken. Die Aufstellung mit dem Kran mutete abenteuerlich an, letztendlich aber und mit viel nervenaufreibendem Engagement von Friedhelm hat doch noch alles geklappt. Wo früher das Haus der Familie stand, steht jetzt der Container.
Wir haben uns viel Gedanken gemacht über den Kauf der Wohncontainer, Friedhelm meinte dann zu mir, du kannst nicht immer deine ästhetischen Ansprüche verwirklichen. Ich mag keine Container, diese werden bei mir immer verknüpft bleiben mit einer Containersiedlung in Bosnien, die seit 10 Jahre existiert und nur ein Schandfleck in der Landschaft ist. Ich möchte gerne schöne Projekte machen, Häuser wiederaufbauen im lokalen Stil und mit lokalen Materialien. Nur sagt mir die Realität, dass in diesem Fall die Familien immer noch im Staub leben würden. Der Preis war vertretbar. 5000 Euro, 5 Monatsmieten in einer deutschen Großstadt. Oder die Hälfte dessen, was die Neuerstellung eines Hauses im Iran kostet.
Unser zweites Projekt entspricht da schon eher "meinen Ansprüchen". Der Ansatz gefällt mir. Wiederaufbau eines Dorfes mit 30 Häusern, nahe Bam. Auch hier alles Staub, dazwischen Zelte. Die "Housing Foundation of Iran" hat ein erdbebensicheres Musterhaus konzipiert. Die NROs sind aufgefordert das Fundament, die Stahlkonstruktion und das isolierte Dach zu finanzieren. Die Baumaterialien für den weiteren Ausbau werden über einen Kredit von der Housing Foundation finanziert. Die Eigentümer bauen diesen Teil selbst und sind 80% des Hauses finanziert, werden 25% des Kredites erlassen. Unsere Spenden werden für 15 Häuser reichen, aber eine andere deutsche NRO sagt zu, die weiteren 15 Häuser zu übernehmen. Ein deutsches Dorf bei Bam.
Ich mag immer noch keine Erdbeben und bin wie ein Küken dankbar, dass es keine Nachbeben gab. Frage mich, ob ich zufrieden bin, denn immer möchte man mehr machen als realistischerweise geht. Man kann nie allen helfen, aber man kann versuchen, das Bestmögliche zu machen. So erlaube ich mir ein klein wenig das Gefühl der Zufriedenheit, dass das was wir machen hilft und nicht nur gut gemeint ist, sondern auch gut ist.
Karin Settele (HELP - Hilfe zur Selbsthilfe) April 2004
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