In dem Dorf wohnen zwischen 60 und 70 Familien. 90 Prozent der Häuser sind schwer beschädigt oder zerstört. Man sieht den Häusern an, dass sie aus geringwertigem Zement und billigen Ziegeln gebaut worden waren. Zwei Schulen sind ebenfalls stark beschädigt, sechs Klassenräume komplett zerstört. Eine Person kam durch das Erdbeben ums Leben, 25 wurden verletzt (hauptsächlich Knochenbrüche, Schnitte und Prellungen). Während unseres Besuches versuchten Soldaten einige Gebäude abzustützen. Junge Männer aus dem Dorf standen an der Straße und baten vorbeifahrende Autos um Spenden. Der Dorfälteste, der jetzt mit Frau und drei Kindern unter einer Plastikplane lebt, sagt, die Menschen des Dorfes besäßen kein eigenes Land und verdienten ihren Lebensunterhalt größtenteils als Tagelöhner. Deshalb könnten sie ihre Häuser nicht aus eigenen Mitteln wieder aufbauen. „Bis wir das Geld zusammen gespart haben, müssen wir in Zelten leben. Wir sind sehr, sehr traurig. Es wird lange dauern, bis wir das Dorf aufgeräumt haben, aber wir werden es zusammen tun.“
Sri Mulyani (32), Ehefrau eines Tagelöhners und Mutter von drei Kindern, erzählt: „Das Erdbeben spürten wir gegen 5:30 Uhr. Es war so stark, dass wir nicht laufen konnten. Wir mussten aus unserem Haus heraus kriechen, während alles um uns herum durchgeschüttelt wurde. Wir schrieen vor Angst und riefen einander. Das Beben dauerte ungefähr anderthalb Minuten lang. Als es vorüber war sahen wir, dass das Haus zusammengestürzt war. Unser Sohn Iqbal (2) war noch drinnen. Er hatte großes Glück, denn er wurde durch eine Tür geschützt. Er bekam nur kleine Kratzer an Kopf und Nacken ab. Unser Haus ist komplett zerstört. Das Schlafzimmer war aus Bambus gebaut, der Rest aus Ziegeln. Wir hatten zwei Zimmer, drei Fahrräder, einen Fernseher, Stühle, Tische und Betten. Alles ist kaputt. Und alles was wir täglich brauchen, sogar der Reis, liegt unter den Trümmern. Wir haben nicht mal Schuhe, um dort hineinzugehen. Unsere Sandalen liegen auch unter dem Haus.“
Aus Reissäcken baute sich die Familie zunächst einen Unterschlupf, der allerdings keinen wirklichen Schutz gegen den starken Regen bot. „Zwei Tage lang haben wir mit Regenpfützen um uns herum geschlafen”, erzählt Sri Mulyani weiter. “Wir brauchen Medikamente, weil das jüngste Kind Husten bekommen hat. Wir haben keine Jacken, die uns wärmen könnten. Die Kinder haben die ganze Nacht geweint. Wir brauchen Seife, Shampoo und Dinge für die Küche. Der Brunnen ist noch okay, aber das Wasser ist schmutzig geworden. Die Nachbarn teilen ihren Reis mit uns. Wir helfen uns gegenseitig so gut wir können. Ich kann an nichts denken. Ich habe große Angst und bewege mich fast nur zwischen dem Zelt und unserm alten Haus. Iqbal spricht seit dem Erdbeben nicht mehr und will auch nichts essen. Heute hat er zum ersten Mal ein wenig gespielt. Ich sage den Kindern: ‚Wir haben zwar unser Haus nicht mehr, aber wir haben uns.’ Bei jedem Nachbeben fängt Iqbal an zu zittern. Ich versuche die Kinder zu beruhigen, aber mein Herz schlägt auch bis zum Hals. Gestern hat es fünf mal gebebt. Wir rechnen damit, dass Hilfe kommt, aber eure ist die erste. Danke.“
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