„Auch einen Monat nach dem Erdbeben ist die Situation hier in Léogâne weit entfernt von der Normalität", berichtet der Malteser Tobias Kann aus der Krisenregion. Im benachbarten Ort Darbonne seien weit über Tausend Menschen weiterhin ohne medizinische Versorgung für die nun zumindest tagsüber eine mobile Klinik eingerichtet werde, so Kann weiter. Täglich behandeln die Malteser Menschen, deren Hauptproblem mehr seelischer als körperlicher Natur ist und denen man die nervliche Belastung mehr als deutlich anmerkt. Die wenigsten Haitianer verstehen, wie ein Erdbeben entsteht, sodass vielfach ein Vodoo-Geist dahinter vermutet wird. In Léogâne wird dieser Glaube dadurch verschärft, dass nur der Vodoo-Tempel stehen geblieben ist. Entsprechend dankbar sind die Erdbebenopfer für Erläuterungen.
Seit dem 15. Januar sind die Malteser mit einem internationalen Team aus Ärzten, Krankenschwestern, OP-Pflegern, Public-Healt-Fachleuten, Logistikern und weiteren Nothilfe-Experten in der Katastrophenregion aktiv. Schwerpunkt war zunächst die Übernahme der medizinischen Erstversorgung in dem teilweise zerstörten Krankenhaus ‚Francois de Sales’ sowie die Beteiligung an Assessments der UN von Krankenhäusern in Port-au-Prince. In der zu 90 Prozent zerstörten Stadt Léogâne, westlich von Port-au-Prince in der Nähe des Epizentrums, übernahm das Team die Leitung eines Gesundheitszentrums für die medizinische Grundversorgung einschließlich Geburtshilfte. Zwei aus Deutschland eingeflogene Emergency Health Kits mit Antibiotika, Medikamenten und Verbandsmaterial gewährleisten hier für drei Monate eine grundlegende medizinische Versorgung für 20.000 Menschen. Besonders hilfreich, so Kann, sei die von EADS gestiftete mobile Rettungsstation, die eine hervorragende Möglichkeit biete für die Menschen in Léogâne auf Dauer adäquate Gesundheitsdienste sicherzustellen. Auch die Ärzte seien froh über die fast heimatlichen Arbeitsbedingungen.
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