Nachdem sich mittlerweile die Situation für die Menschen auf Haiti weiter stabilisiert habe, drohe in den kommenden Tagen mit Beginn der Regenzeit eine erneute Verschlechterung. Darauf weist Dr. Georg Nothelle hin, der gestern nach 14-tägigem Einsatz in Haiti wieder nach Deutschland zurück gekehrt ist. „Die Menschen brauchen schnell Schutzplanen“, so der Nothilfe-Koordinator von Malteser International heute in Köln.
Aber auch Hygienemaßnahmen seien notwendig, zusätzlich zur medizinischen Versorgung. „Der Bau von Toiletten und die geregelte Müllentsorgung müssen jetzt mit der medizinischen Versorgung einhergehen, um den Ausbruch von Epidemien zu vermeiden.“ Vielen Häusern, Slums und Trümmern auf Hängen drohe Abrutschgefahr durch den tropischen Starkregen.
Bedenken äußert der Nothilfeexperte gegenüber den Plänen, die Obdachlosen aus Port-au-Prince in 16 neue Camps außerhalb der Stadt zu bringen. „Natürlich ist dann eine Versorgung und Betreuung möglich, wie sie zur Zeit in den 283 offiziellen Camps inmitten der Trümmer nicht möglich ist“. Aber die Menschen sammelten sich nach der Katastrophe und „leben“ an Orten, die möglichst nahe bei ihrem ehemaligen Zuhause seien; von hier aus versuchten sie ihren Alltag zu meistern, versuchten, ihren Geschäften, ihren beruflichen Tätigkeiten nachzugehen, Handel und Gewerbe zu treiben – wie vor dem Erdbeben auch. „In diesen 'gathering points' haben sie ihre sozialen Strukturen, die Menschen haben sich hier organisiert und schützen sich gegenseitig. Durch die geplante Auflösung dieser gathering points und Verlagerung der Menschen in Camps am Rande der Stadt gehen die vorhandenen sozialen Strukturen kaputt“, befürchtet Nothelle.
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