Wie kann man sich diese Zusammenarbeit, den Austausch vorstellen?
Bevor wir mit dem Bau und aller weiteren Planungen für die Gesundheitsstationen begonnen haben, haben wir uns zunächst mit Vertretern der Gemeinde zusammengesetzt und ihnen erklärt, was wir planen. In solch einen regelmäßigen Austausch haben wir in der gesamten Planungs- und Bauphase die Gemeindemitglieder aktiv miteinbezogen, damit sie ihre ganz eigenen Gesundheitsstationen errichten können. Letztendlich sind es ja auch die Gemeinden, die die Stationen langfristig eigenständig führen sollen – aber auch wollen. Die Zusammenarbeit in allen fünf Stationen läuft sehr gut und das Bewusstsein für deren Dringlichkeit ist bei jedem einzelnen Gemeindebewohner vorhanden.
Die Gesundheitsstationen sind also jetzt schon voll akzeptiert bei den Menschen?
Der Bedarf ist immens. Bis zu 50 Personen werden täglich in allen Stationen zwischen 8:00 Uhr und 14:00 Uhr behandelt. Der Andrang ist noch viel größer, aber einige Patienten mit weniger dringenden Beschwerden müssen wir auch auf einen anderen Tag legen, da die personellen Kapazitäten – nicht zuletzt aufgrund fehlender finanzieller Mittel für weitere Krankenschwestern oder Ärzte – nicht ausreichen.
Wie kann man sich einen Patientenbesuch in einer haitianischen Gesundheitsstation vorstellen?
Im Grunde sind es drei Schritte: Wenn die Patienten in die Station kommen, gehen sie zunächst in eine Art Empfangsraum, wo eine der Krankenschwestern die Art der Beschwerden aufnimmt und in eine Krankenakte notiert. Anhand dieser Krankenakte erfolgt dann im Untersuchungszimmer die Untersuchung und das Beratungsgespräch. Hier wird eine Diagnose erstellt, Medikamente werden angewiesen oder auch Überweisungen in Krankenhäuser gegeben. Wenn Medikamente angewiesen sind, gibt es eine eigene kleine Apotheke in jeder Station, in der die Patienten nach der Untersuchung ihr Rezept einlösen können und Anweisungen zur Art und Dauer der Einnahme erhalten. Für Patienten, die eine kritischere Krankheit haben, wird letztendlich auch ein Krankenzimmer pro Station zur Verfügung stehen. Genau wie in deutschen Praxen steht natürlich auch ein Warteraum zur Verfügung.
Seit Januar arbeiten Sie am Aufbau der Stationen - obwohl noch nicht alles vollständig fertig ist, läuft der Betrieb und viele Patienten nutzen das Angebot der Johanniter Auslandshilfe. Was beeindruckt Sie an dem ganzen Projekt am meisten?
Am meisten beeindruckt mich, wie die Gemeindemitglieder und jeder einzelne Mensch hier uns das Vertrauen geschenkt haben, das nötig ist, um gemeinsam etwas so Wichtiges zu errichten. Man darf nicht vergessen, dass wir noch im Januar für die Gemeinden Fremde waren und medizinische Beratung, Beratung in Familienplanung und Mutter-Kind-Beratung sehr persönliche und sensible Themen sind. Heute sind wir ein wichtiger Teil dieser Gemeinde geworden, die Menschen schätzen unsere Arbeit, weil sie sie wirklich benötigen. Wenn zum Beispiel die Mütter mit ihren Kindern zu uns kommen, dann tragen sie ihre Sonntagskleider, die eigentlich nur für den Besuch der Kirche vorgesehen sind. Das ist ein Zeichen dafür, dass ein Besuch in einer Gesundheitsstationen etwas Besonderes ist, dass es etwas ist, was sehr wichtig für sie ist und dem sie auf diesen Weg Respekt zollen.
Wie sehen Sie die Zukunft der Gesundheitsstationen?
Eines unser wichtigsten Ziele ist es, das Personal weiter auszubauen und zu stärken, um einen wirklich guten medizinischen Service bieten zu können, was natürlich auch eine Frage unserer finanziellen Mittel ist. Langfristig wollen wir die Gesundheitsstationen völlig unabhängig machen und – in enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium – in die Hände der Gemeinden geben. Nur so kann man ein Land wie Haiti auch für die Zukunft stärken und unabhängig machen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Birte Steigert von Aktion Deutschland Hilft.
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