Die allgemeine Situation in Haiti ist belastend für alle Betroffenen. Das Elend in den Camps ist groß und der Wiederaufbau schreitet langsam voran. Die bevorstehenden Wahlen in Haiti sorgen für zusätzliche Unruhen.
Allgemeine Situation
Die Menschen Haitis haben immer noch mit den Folgen des Erdbebens zu kämpfen. Nach dem Erdbeben im Januar 2010, welchem mehr als 222.000 Menschen zum Opfer fielen, breitet sich nun die Cholera im Land aus. Seit dem Ausbruch der Krankheit sind mehr als 14.600 Menschen mit Cholera in Krankenhäuser eingeliefert worden. Zusätzlich hat der Wirbelsturm „Tomas“, der Anfang November über Haiti wütete, weitere Zerstörungen in Form von Überschwemmungen angerichtet. Zwar sind die Schäden des Sturms nicht so verheerend wie befürchtet, aber diese Situation belastet die Menschen zusätzlich. Durch die Überschwemmungen ist die Gefahr der weiteren Cholera Ausbreitung noch größer geworden.
Die haitianische Regierung verkündete, dass der Notstand in Haiti noch bis etwa Juli 2011 andauern werde. Die humanitäre Hilfe sei weiterhin von großer Wichtigkeit für die betroffenen Menschen und sollte, bis die Menschen eigenständig zurecht kommen, aufrecht erhalten werden. Den Menschen sollten Anreize und Möglichkeiten gegeben werden um aus den Camps in Port-au-Prince in ländlichere Gebiete zu ziehen.
Lage in den Camps
Die Lage in den meisten der 1.300 Camps in Haiti ist angespannt. Die Angst vor Krankheiten, die Hilflosigkeit und die schlechten Lebensbedingungen der Menschen in den Camps und besonders im größten Slum “Cité de Soleil“, führen zu dem Gefühl von großer Hoffnungslosigkeit. Die Mehrzahl der Haitianer ist darüber enttäuscht, dass sich die Lage in den Camps noch nicht viel verbessert hat.
Viele Menschen scheinen die Grenze, dessen was sie ertragen können, erreicht zu haben. Die Menschen wirken lethargisch und schätzen ihre Situation als aussichtslos ein. Medienkoordinator Moritz Wohlrab von Aktion Deutschland Hilft berichtet, dass viele der Graffitis, die in Port-au-Prince auf kreolisch zu finden sind, die Verzweiflung der Menschen ausdrücken. Sprüche wie „Wir können nicht mehr“ sind in Port-au-Prince überall zu lesen.
In vielen Fällen haben in den Camps Gangs das Sagen übernommen. Diese versuchen die Situation zu ihren Gunsten auszunutzen und unterdrücken die Bewohner. Vor allem für Frauen ist die Sicherheitslage kritisch. Viele von ihnen sind Opfer von Überfällen und Vergewaltigungen geworden. Hilfsorganisationen gelingt es nur bedingt, das Management in den Camps zu übernehmen.
Einige der Camps wurden auf Privatgrund errichtet, deren Besitzer nun teilweise ihr Land zurück fordern. Dies führt zu großer Sorge unter den Camp Bewohnern, denn für sie gibt es keine alternativen Lebensräume.
Die bevorstehenden Wahlen
Trotz der vielen Cholera-Fälle finden am 28. November 2010 in Haiti die Präsidentschaftswahlen statt. Im Februar 2011 endet die zweite Regierungsperiode des derzeitigen Staatsoberhauptes Préval.
Mehr als 30 Kandidaten haben sich für die Präsidentschaftswahl aufstellen lassen. Kritiker äußern, die Wahlen seien undurchsichtig und es gäbe keine klaren Ideen und Konzepte der Kandidaten.
Zusätzlich zu allgemeinen Unruhen ist die Atmosphäre durch die bevorstehenden Wahlen angespannt. Die Politiker des Landes gelten zumeist als korrupt und könnten die Menschen mobilisieren sich in ihrem Interesse gegen die Wahlen aufzulehnen. Mögliche Demonstrationen und gewalttätige Ausschreitungen könnten die Wahlen unterbrechen bzw. die neue Regierung nach der Wahl in Frage stellen und die Instabilität des Landes verschärfen.
Bei dieser großen Naturkatastrophe sind auch auch der Präsidentenpalast und 15 der 17 Regierungsministerien eingestürzt. Unter den mehr als 222.000 Toten sind 18.000 Staatsangestellte, rund ein Viertel der bisherigen Staatsbediensteten. Das zeigt auch, warum bestimmte Strukturen einfach nicht funktionieren.
Regiert wird Haiti faktisch von der "Interimistischen Kommission für den Wiederaufbau" (CIRH). Sie verwaltet 9,9 Milliarden US-Dollar, die die internationale Gemeinschaft Ende März in New York als Hilfe zugesagt hatte. Geführt wird die CIRH gemeinsam von Premier Bellerive und dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton, dem UN-Sonderbeauftragten für Haiti. Demonstranten kritisieren das als "Ausverkauf Haitis an ausländische Mächte".
Wiederaufbau
Beim Fortschritt des Wiederaufbaus in der Hauptstadt Port-au-Prince wird das Ausmaß der Katastrophe deutlich. Obwohl schon einiges geleistet wurde, besteht die Stadt hauptsächlich aus Trümmern.
Doch trotz der schwierigen Situation gibt es auch viele kleine Hoffnungsschimmer: Durch die Unterstützung unserer Hilfsorganisationen vor Ort konnte schon vielen Menschen in Haiti geholfen werden.
Die Helfer der Organisation AWO International errichteten beispielsweise temporäre Schulen und Kindergärten um den vielen traumatisierten Kinder zu betreuen. Die Organisation CARE bietet, unter anderem, auch psychosoziale Betreuung von Kindern an. Von den Mitarbeitern der Johanniter und Handicap International bekommen viele Menschen Prothesen, damit sie wieder uneingeschränkter am Leben teilhaben können.
Hygieneschulugen, wie etwa von Malteser International und World Vision sollen schlimmere Folgen der Choleraverbreitung verhindern. Zudem kümmert sich Arche NoVa um die Installation von Trinkwasseraufbereitungsanlagen. Gesundheitsvorsorge wie etwa von Malteser International und medizinische Unterstützung auch bei Cholera sind wichtiger Bestandteil der Hilfsleistungen. Die Organisation action medeor stellt in diesem Rahmen viele Medikamente zur Verfügung. Auch der Häuserbau wird vorangetrieben. Die Organisationen ASB, Help und ADRA errichten neue Wohnhäuser für die Menschen.
Durch diese Hilfsmaßnahmen werden den Menschen neue Perspektiven gegeben und die Lebensbedingungen verbessert.
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