Drei Tage nach dem Erdbeben war ein Team von CARE Deutschland-Luxemburg (CARE DL) vor Ort und hat mit seiner Partnerorganisation Betroffene in den Dörfern unterstützt, die von jeglicher Hilfe abgeschnitten waren. Insgesamt konnte CARE 236.377 Euro umsetzen, davon kamen 90.000 Euro vom Auswärtigen Amt und 50.000 Euro von ADH; der Rest waren Spenden, die bei CARE DL direkt eingingen.
Unmittelbar nach dem Beben konnten CARE und die Partnerorganisation Fundacion Alemana para el Desarollo in dem Dorf Sauzal 210 Familien mit Zelten, Nahrungsmittelpaketen und Plastikplanen versorgen. Weitere 1226 Familien im Erdbebengebiet erhielten Hauhaltssets, Hygieneartikel, Nahrungsmittelpakte sowie Werkzeug und Material für Reparaturen. Zusätzlich wurden vier Altenheime mit der Verteilung von Windeln für Erwachsene unterstützt. Altenheime und Kindergärten, die von dem Erdbeben beschädigt wurden, erhielten Baumaterialen für die Reparatur.
Kleine Schritte Richtung Zukunft
In der vom Erdbeben betroffenen Region Cumpeo verteilte CARE Werkzeug und Materialien, damit Familien ihre Häuser wieder instandsetzen konnten.
von Marten Mylius
Eine staubige Straße windet sich in einen dichten, dunklen Wald. Der Motor brüllt, während wir den Weg zu einem Wohngebiet erklimmen, das sich über die ländlichen Teile von Rio Claro erstreckt. Langsam weicht der Wald landwirtschaftlichen Flächen und man kann die Überreste von mehreren Häusern aus Lehmziegeln sehen. Sie wurden durch eines der stärksten Erdbeben in der Geschichte der Menschheit zerstört. Es ist ein dunstiger Tag, wie jeder andere in dieser Zeit des Jahres. Anfang Juni in der südlichen Zentralregion Chiles bedeutet: kühle Winde und häufige Regenfälle, während die Temperaturen bis auf den Gefrierpunkt abrutschen.
Angelica Sepulvera (32 Jahre) führt uns zu dem, was von ihrem und dem Haus ihrer Schwester nach den heftigen Erdstößen in den Morgenstunden des 27. Februars 2010 übrig geblieben ist. 150 Sekunden, die ihr Leben auf den Kopf stellten, ihre Habseligkeiten beraubten, und ihren Wunsch nach einer besseren Zukunft zerstörten.
Die Sepulveras leben nur etwa 150 km vom Epizentrum des Erdbebens vor der Küste des südamerikanischen Landes. In ihrem Haus lebten sie seit mehr als 50 Jahren - während der unruhigen Jahre des wirtschaftlichen Zusammenbruchs, der Diktatur und der Demokratisierung. Es war ein geräumiges Haus aus Lehmziegeln, das sie vor der Kälte der harten chilenischen Winters und der Hitze der langen Sommertage schützte. Als die Erde am 27. Februar 2010 bebte, schlief die Familie tief und fest. Angelica mit ihrer Tochter und ihren Eltern, und nebenan in ihrem neu gebauten Haus, die Familie ihrer Schwester. Viele Familien haben von dem erschreckenden Grummeln der sich bewegenden Erde berichtet.
Im Gegensatz zu tausenden anderen Familien, die in den vom Erdbeben betroffenen Städten leben, sind die Sepulveras augenblicklich aus ihren Häusern gelaufen, obwohl sie weder einstürzende Hochhäuser, noch einknickende Strommasten oder Bäume befürchten mussten. Nur wenige Sekunden später zerfiel das Haus der Schwester zu Staub. Die Familien hielten sich ungläubig in den Armen. Kurze Zeit später brachen auch die Wände von Angelicas Haus weg und begruben mit einem Schlag all ihre Habseligkeiten. Die ganze Familie verfolgte im Schockzustand, wie die Welt um sie herum zu Staub zusammenbrach, ihre Tochter war so verängstigt, dass sie seit dem Beben ständig krank ist. Diese Momente und die Erinnerungen an die Qualen dieser Nacht veranlassen immer noch die kleine Amanda Valentina, ihrer Mutter um den Hals zu fallen.
Der Hund der Familie schmiegt sich an Angelicas Bein, während sie von den kalten Nächten im Freien, ungeschützt und ohne Wasser und Strom, erzählt. Wenigstens habe sie die richtige Entscheidung zur rechten Zeit getroffen, eine Entscheidung, die ihr Leben rettete. Diejenigen, die ihre Häuser nicht verlassen haben, und im Inneren Schutz suchten, haben zumeist schwere Verletzungen davon getragen, oder schlimmer, sogar ihr Leben verloren. Obwohl sich Chile im Pazifischen Ring des Feuers befindet, haben die Menschen von Cumpeo ein Beben dieser Größenordnung noch nicht erlebt. Alle Lehmziegelhäuser der Gemeinde sind eingestürzt, und mit einem Schlag waren 1.800 Familien obdachlos. In ganz Chile sind nach Angaben der Regierung seit dem Erdbeben 370.000 Häuser unbewohnbar.
CARE hat unmittelbar nach dem Eintreffen der ersten Informationen über die schrecklichen Zustände in Cumpeo Hilfsmaßnahmen eingeleitet. Der Vertreter der örtlichen Kirche, Jorge Opazo, hat seit Jahren eine enge Beziehung zum lokalen Partner von CARE, der Deutschen Stiftung für Entwicklung, und konnte somit wichtige Informationen schnell weitergeben.
Die Sepulveras konnten kaum etwas von Wert oder Nutzen aus den Trümmern retten. Das Mobiliar wurde zertrümmert, die Geräte unbrauchbar gemacht, viele Dinge unwiederbringlich begraben. In dieser Situation hat CARE Winterdecken und Hygiene-Artikel an die am schlimmsten betroffenen Familien in Cumpeo und den umliegenden Bereichen verteilt. Angelica lächelt, als sie davon erzählt, wie nützlich diese Gegenstände waren, um die schweren Tage nach dem Beben zu überstehen, und um den Verlust der eigenen Habseligkeiten zu verkraften. Ihre Eltern sind beide über 70 und haben mehrere chronische Erkrankungen. Sie sind durch die schlechte sanitäre Situation besonders anfällig für die extreme Kälte und für Infektionskrankheiten. Die Seife, die Zahnpasta, das Waschmittel und jede Menge andere Hilfsmittel, sowie die Winterdecken halfen dabei, die Gesundheit zumindest vorübergehend zu schützen. In dieser schweren Zeit müssen sich die betroffenen Menschen mehr als jemals zuvor auf ihre Nachbarn, Freunde, Familie, und auf die gesamte chilenische Bevölkerung verlassen.
Als die Regierung ein Programm für Notunterkünfte startete, wurden die Sepulveras als Begünstigte ausgewählt, um eine Holzhütte zu erhalten. Rund 50.000 Familien erhielten eine Hütte. Diese sogenannten "mediaaguas" waren ein vielbeachteter erster Schritt, um das Leben der Familien wieder in geregelte Bahnen zu lenken. Es wurde jedoch schnell klar, dass die Verteilung dieser Notunterkünfte mit einem hohen Preis verbunden war: schlecht isolierte Unterkünfte aufgrund der miserablen Handwerksleistung, Lieferengpässe, die zur Auslieferung von nicht fertig gestellten Hütten führten, die Verwendung ungeeigneter Hölzer minderer Qualität und mangelnde Dachisolierungen. Vielen Familien machten der kalte Wind und der heftige Regen, der gegen die Wände peitschte, zu schaffen.
CARE hat deshalb ein Werkzeugpaket entworfen, um nicht nur die Lebensbedingungen in den mediaaguas zu verbessern, sondern auch denen, die noch keine mediaagua erhalten haben, ein Dach über dem Kopf zu ermöglichen. Die Sepulveras haben Faserzementplatten, Plastikfolien, Dichtungsfilzstreifen, Nägel und Holzmasten erhalten. Insgesamt erhielten 815 andere Familien aus Cumpeo solche Materialien, um ihre Hütten zu isolieren und die Toilette und Küche zu schützen, erklärt Angelica den Mitarbeitern von CARE. Es wäre für sie unmöglich gewesen, die Materialien in Eigenregie zu erlangen, da die Haupteinnahmequellen der Sepulveras landwirtschaftliche Erträge aus der Frühlings- und Sommersaison sind.
Der Winter ist immer eine schwierige Zeit für die Menschen in Cumpeo und insbesondere für die Frauen, da es in dieser Zeit nur sehr wenige Möglichkeiten für landwirtschaftliche Arbeiten gibt. So benutzen die Einwohner von Cumpeo den Ausdruck "schlanke Kuh", um ihre Situation in den kalten, windigen und regnerischen Wintermonaten zu beschreiben. Die Sepulveras schaffen es dank der Rente ihrer Eltern, sich in diesen schwierigen Zeiten über Wasser zu halten. Vom Staat gibt es keine Unterstützung.
Angelica weiß, dass es eine sehr lange Zeit dauern wird, den Verlust und das Trauma des Erdbebens zu verarbeiten. Allerdings erkennt sie, dass das Erdbeben zur gleichen Zeit das Beste in der chilenischen Gesellschaft zum Vorschein bringt, ein Gefühl der Einheit, des Mitgefühls und der Solidarität. So bekamen sie einen Einblick, wie es ist, wenn hunderte von Menschen ins Land strömen, um die Betroffenen zu unterstützen. So wie die Nothelfer von CARE.
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