Rückblick: Zehn Jahre nach der Elbeflut in Ostdeutschland
März 2001. Aktion Deutschland Hilft wird gegründet. Das Ziel: Die schnelle und koordinierte Nothilfe nach Katastrophen – weltweit.
Sommer 2002. Die Elbe und viele ihrer Nebenflüsse treten über die Ufer. 21 Menschen kommen in den reißenden Fluten ums Leben; Zehntausende verlieren alles, was sie haben.
Obwohl Aktion Deutschland Hilft von Anfang an seinen Schwerpunkt im Ausland gesehen hat, fand der erste gemeinsame Einsatzfall im Inland statt. Das Bündnis warb für die Menschen in den ostdeutschen Flutgebieten um Spenden – und konnte letztlich mit knapp 900.000 Euro viele Hilfsmaßnahmen der Mitgliedsorganisationen ADRA, arche noVa, ASB, Help, Johanniter und Malteser finanzieren. Sandsäcke schleppen, Schlamm beseitigen, Heizgeräte verteilen, Medikamente ausgeben, Kindergärten, Jugendtreffs oder Altenheime wiederaufbauen – die Unterstützung umfasste viele Bereiche.
Zeuge eines ganz speziellen Hilfsprojekts wurden die Menschen in Prettin, im Südosten Sachsen-Anhalts. Ein Projekt, das auf das Engagement des Bonner Bündnispartners Help in Bosnien zurückgeht. Im Jahr 1995, noch während des Bürgerkriegs, versorgte Help Familien mit Lebensmitteln und kümmerte sich um die medizinische Versorgung. Später konzentrierte man sich darauf, Häuser wiederaufzubauen und Existenzgründungen zu fördern. Noch heute unterhält Help in Sarajevo ein Büro – und im August 2002 ergriffen die Mitarbeiter des Büros die Chance, sich bei den Deutschen für die erfahrene Unterstützung zu revanchieren: Gemeinsam mit Mitarbeitern des bosnischen Zivilschutzes widmeten sich die Help-Männer dem Wiederaufbau des schwer gebeutelten Städtchens Prettin. Die Johanniter unterstützten das Projekt mit finanziellen Mitteln.
Zehn Jahre nach dem Hilfseinsatz in Prettin erinnert sich der bosnische Help-Mitarbeiter Ismet Alisehovic an die Ereignisse von damals. Im Interview gibt der heute 62-Jährige Auskunft:
Wie kam es zu dem Einsatz in Deutschland? Haben die Mitarbeiter des Help-Büros in Sarajevo selbst die Initiative ergriffen und ihre Hilfe angeboten oder kam eine konkrete Anfrage aus Deutschland?
Ismet Alisehovic: Die Initiative ging von uns aus. Als uns Roland Zimmermann, ein in Sarajevo lebender deutscher Minenräumer, von der Elbeflut erzählte, war es uns wichtig, vor Ort mit anzupacken. Wir haben dann den bosnischen Zivilschutz in Tuzla und Sarajevo kontaktiert und gemeinsam mit ihnen verschiedene Einheiten gebildet. Es waren auch ehemalige Zivilschutzmitarbeiter dabei, die arbeitslos waren und daher Zeit hatten.
Wie viele Helfer aus Bosnien waren schließlich im Einsatz?
Zunächst sind zwölf Männer in zwei Fahrzeugen nach Prettingefahren, um zu helfen. Deren Einsatz dauerte etwa zwei Wochen. Übernachtet haben sie in Zelten. Danach kam noch eine Gruppe von zwölf Zimmermännern für einen Monat nach Prettin. Sie wurden in Feuerwachen untergebracht. Essen wurde von örtlichen Restaurants ausgegeben. Umsonst.
Welche Arbeiten wurden konkret ausgeführt? Wie viele Häuser wurden wieder instandgesetzt?
Jeden Morgen verteilte der lokale Zivilschutz die anstehenden Aufgaben. Es wurden dann zwei bosnische Gruppen gebildet. Morgens ging es in der Regel darum, Wasser abzupumpen und private Häuser zu entrümpeln. Nachmittags wurden dann städtische Einrichtungen gesäubert, auch eine Sporthalle war dabei. Jede Gruppe schaffte pro Tag ungefähr drei bis vier Häuser.
In welcher Form haben sich die betroffenen Menschen gegenüber den Helfern aus Bosnien dankbar gezeigt?
Jeden Tag bedankte sich die Bürgermeisterin für unsere Arbeit, auch der lokale Zivilschutz war sehr dankbar. Die Einwohner wollten unbedingt Fotos von uns vor ihren Häusern machen. Darüber haben wir uns immer sehr gefreut und es hat uns ungeheuer motiviert.
+++ Spendenaufruf +++
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