Über 15.000 Menschen haben sich mit dem lebensbedrohlichen Ebola-Virus infiziert und die Zahl steigt täglich weiter. Vor allem die Menschen in Liberia, Sierra Leone und Guinea sind betroffen. Der UN-Sicherheitsrat wertet die Ebola-Epidemie als Gefahr für den Weltfrieden.
Die Hilfsorganisation LandsAid e.V. geht – mit der Unterstützung von Aktion Deutschland Hilft und lokalen Partnern – gegen die Ausbreitung des Virus vor. Anfang November flog LandsAid-Projektleiterin Charlotte Sielicki aus Stadtbergen/Bayern mit der Kollegin, Rebekka Bodemer, in die Millionenstadt Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen und Möglichkeiten der Hilfe zu bestimmen.
Frau Sielicki, Sie waren kürzlich in Sierra Leone, einem der am schlimmsten vom Ebola-Virus betroffenen westafrikanischen Länder. Wie schätzen Sie die Situation vor Ort ein?
Die Situation vor Ort ist sehr ernst. Das merkt man zum einen daran, dass Ebola überall Thema ist: Man sieht viele Plakate, hört und sieht Nachrichten im Fernsehen, aus Radios und öffentlichen Lautsprechern. Zum anderen ist die Betroffenheit der Menschen hoch. Der Vize-Gesundheitsminister erzählte uns beispielsweise, dass auch in seiner Heimat-Gemeinde Menschen erkrankt sind. Dennoch konnte man sich vor Ort unter bestimmten Vorsichtsmaßnahmen gut aufhalten, Menschen treffen und Meetings besuchen.
Welche Maßnahmen werden ergriffen, um die Epidemie einzudämmen?
Die externe Hilfe großer Geldgeber und Organisationen fokussiert sich besonders auf die Reaktion auf die Epidemie, also die Behandlung von Patienten in sogenannten Holding and Treatment Centers. Es gibt aber auch viele Organisationen, internationale und nationale, die an Aufklärungskampagnen und im Bereich Vorsorge arbeiten.
Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium ein Projekt ausgearbeitet, in dem junge Erwachsene geschult werden und die wichtige Rolle von Gesundheitshelfern in ihren eigenen Gemeinden übernehmen, denn ein großes Problem ist nach wie vor, dass Erkrankte nicht gemeldet werden oder erst zu spät Hilfe suchen. Ein weiteres Problem sind Quarantine-Homes, in denen die Familien unter Quarantäne gestellt werden, in denen jemand an Ebola erkrankt ist. Diese sollen mit Güterverteilungen unterstützt werden.
Wie kann das Problem, kaum medizinisches Personal zu finden, gelöst werden?
Hier können Medien einen Beitrag leisten, indem sie die Nervosität und Angst vor dem Virus etwas relativieren. Mit der richtigen Vorbereitung und der richtigen Ausrüstung kann man vor Ort am Patienten arbeiten. Langfristig würde ich mir wünschen, dass in die Ausbildung von medizinischem Personal in Sierra Leone investiert wird. Dort ist die Anzahl der vorhandenen Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger erschreckend niedrig.
Hatten Sie bei Ihren Begegnungen den Eindruck, dass die Menschen Hoffnung haben, dass das Virus bald eingedämmt wird? Welche Stimmungen überwiegten bei ihnen?
Alle Menschen vor Ort hoffen, dass die Neuansteckungen und Todesfälle bald zurückgehen- also noch in diesem Jahr oder im Januar. Dennoch gibt es auch Stimmen, die sagen, dass es bis Mitte nächsten Jahres dauern würde. Deshalb ist auch schnelle Hilfe erforderlich - und zwar jetzt.
Hatten Sie eine Erfahrung oder eine Begegnung, die Sie besonders berührt hat?
Ja, besonders berührt hat mich der Besuch eines Krankenhauses, das seit Beginn der Krise vorsichtshalber geschlossen ist. Eine leere Klinik. Das hat mir verdeutlicht, dass die Krise auch schlimme Auswirkungen auf die medizinische Grundversorgung hat. Es können also viele Kinder, Schwangere, Mütter und andere nicht behandelt werden und sterben möglicherweise an behandelbaren Krankheiten.
Haben die Gespräche mit der Bevölkerung Ihre Sicht auf die Situation verändert?
Ich denke, man kann vor Ort sehr gut spüren, welchen Einfluss diese Krise neben allen Auswirkungen auf das soziale Leben der Menschen hat. Es herrscht eine strikte no touch policy. Man muss sich erstmal vorstellen, was das für Menschen, Familien und Freunde heißt und ausmacht.
Angesichts einer hohen Gefahr angesteckt zu werden: War es schwierig für Sie, sich zu entscheiden, nach Sierra Leone zu fliegen?
Nein. Die Einreise nach Sierra Leone und der Aufenthalt bedeuten keine hohe Gefahr sich anzustecken. Man kann sich auch auf der Straße, im Internetcafé und im Supermarkt aufhalten. Hierbei bewegt man sich im geringen Risikobereich. Das Risiko, sich anzustecken, wird zusätzlich durch Maßnahmen wie kein Körperkontakt - also auch kein Hände schütteln - minimiert. Eine hohe Gefahr besteht beispielweise für die Menschen, die ihre erkrankten Familienmitglieder zuhause pflegen.
Hatten Sie nach Ihrer Rückkehr aus Sierra Leone eine besondere Untersuchung, die feststellen sollte, ob Sie sich selbst nicht angesteckt haben? Unterliegen Sie bestimmten Vorschriften?
Nein, bei der Ausreise aus Sierra Leone und der Einreise in Belgien wurde mein Gesundheitsstatus schriftlich erfasst und jeweils Fieber gemessen. Zur Sicherheit messe ich jeden Tag zweimal meine Temperatur - für insgesamt 21 Tage. Sonst gibt es keine weiteren Vorschriften für Einsatzkräfte, die beispielsweise keinen Patientenkontakt hatten
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