von den Freunden der Erziehungskunst
Nachdem die heftigen Wirbelstürme Eta und Iota in Zentralamerika Anfang und Mitte November schwere Schäden verursacht und zahlreiche Todesopfer gefordert haben, sind am 07. Dezember drei Notfallpädagog*innen aus Deutschland nach Kolumbien gereist, um dort gemeinsam mit lokalen Teammitgliedern einen Akuteinsatz durchzuführen.
Corona: Eine große Belastung für Kinder
Auf den Inseln San Andres und Providencia führen sie 14 Tage lang notfallpädagogische Interventionen durch, um die Kinder vor Ort bei der Bewältigung der traumatischen Erlebnisse durch die Stürme und der durch die Corona-Pandemie verursachten Herausforderungen zu unterstützen.
Innerhalb von zwei Wochen fegten gleich zwei schwere Hurrikane über Zentralamerika und verursachten gefährliche Erdrutsche, Sturzfluten und Überschwemmungen, die Häuser und ganze Straßen mit sich rissen. Hunderte Menschen kamen dabei ums Leben und Unzählige haben ihr Zuhause verloren. Honduras und Nicaragua wurden besonders schwer getroffen, doch auch auf den kolumbianischen Karibikinseln San Andres und Providencia sind die Schäden nicht zu übersehen: Ein Großteil der Infrastruktur wurde vor allem auf Providencia zerstört und die Menschen haben traumatisierende Dinge erlebt.
Traumatische Erfahrungen durch Hurrikan
Hier und auf der kleinen Nachbarinsel Santa Catalina unterstützt das 14-köpfige Notallpädagogik-Team betroffene Kinder und Jugendliche bei der Verarbeitung des Erlebten. Darunter ist auch eine Familie, die den Großvater durch den Wirbelsturm verloren hat. "Er wollte einigen Menschen dabei helfen, während des Sturms in die Kirche zu fliehen und ist dabei selbst durch eine umstürzende Mauer und hereinbrechende Wassermassen ums Leben gekommen", berichtet Notfallpädagogik Koordinatorin Fiona Bay.
Solche Erlebnisse sind für die Angehörigen sehr schwer zu verarbeiten. "Einige Menschen mussten über mehrere Stunden dicht gedrängt in den kleinen Badezimmern der Häuser ausharren, weil das die einzigen Räume aus Beton waren, die dem Sturm einigermaßen standhalten konnten", erzählt Einsatzleiter Lukas Mall weiter. Durch die notfallpädagogischen Interventionen versucht das Team in einer Frühphase der traumatischen Belastung anzusetzen und damit Traumafolgestörungen zu verhindern.
Notfallpädagogik: Ein großes Spektrum an Methoden und Übungen
Dabei müssen die Notfallpädagog*innen während dieses Einsatzes zusätzlich auf die Hygienevorschriften im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie achten: Die Gruppen werden möglichst klein gehalten, sämtliches Material wird regelmäßig desinfiziert und Singen als wichtiges Element der Notfallpädagogik fällt ganz weg. "Wir haben uns sehr gut damit arrangiert und die Notfallpädagogik bietet zum Glück ein großes Spektrum an Methoden und Übungen, mit denen die Selbstheilungskräfte der Kinder aktiviert werden können", merkt Lukas Mall an.
Zusätzlich zur Arbeit mit den Kindern wurden Fortbildungen für insgesamt etwa 20 Lehrkräfte, Erzieher*innen, Psychologi*innen und Mitarbeitende im Gesundheitswesen angeboten, in denen die Grundlagen der Notfall- und Traumapädagogik und Methoden zur Selbststabilisierung vermittelt werden.
Praxiserfahrung für lokale Teams
"Uns ist wichtig, dass unsere Arbeit weiter fortgeführt werden kann. Durch diesen Einsatz konnten die kolumbianischen Teammitglieder noch mehr Praxiserfahrung sammeln und sind damit gut vorbereitet für die weitere Arbeit vor Ort und zukünftige Einsätze" betont Lukas Mall. Die Verarbeitung des Erlebten wird bei allen Betroffenen sicherlich noch lange andauern, doch ein erster Schritt zur Heilung der seelischen Wunden wird durch den Akuteinsatz des Notfallpädagogik-Teams möglich. Der Einsatz findet in Zusammenarbeit und auf Anfrage der lokalen Organisation Help2Ocean statt.
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