von Aktion Deutschland Hilft
Das Coronavirus ist in 218 Ländern oder Gebieten der Welt bestätigt. Einige der betroffenen Regionen befinden sich aufgrund von Konflikten, Naturkatastrophen und dem Klimawandel bereits in einer Krise, in der die Menschen auch ohne die Pandemie auf Hilfe angewiesen wären.
COVID-19 könnte Länder langfristig zurückwerfen
Auch im Jahr 2021 wird COVID-19 humanitäre Notlagen weltweit verschärfen. Zudem ist zu befürchten, dass die Folgen der Pandemie im Zusammenhang mit vermehrt auftretenden klimabedingten Krisen und Konflikten die erreichten Fortschritte bei der Bekämpfung von Armut, Hunger und Gewalt langfristig um Jahrzehnte zurückwerfen.
"Notlagen, in denen Betroffene und Helfer die Folgen von nur einer Katastrophe oder Krise bewältigen müssen, gibt es eigentlich nicht mehr", warnt Manuela Roßbach, geschäftsführende Vorständin von Aktion Deutschland Hilft. "Die 23 Hilfsorganisationen in unserem Bündnis werden zunehmend mit komplexen Mehrfachkatastrophen konfrontiert, die sich gegenseitig verstärken."
"Verhindern, dass Krisen zu Katastrophen werden"
Daher wird das Hilfsbündnis auch im kommenden Jahr Strategien und Maßnahmen der neuen Komplexität humanitärer Notlagen anpassen und seine Bemühungen in der Bekämpfung weltweiter Katastrophen verstärken. "Praktisch und finanziell ist die weltweite Not fast nicht mehr zu stemmen. Wir setzen daher noch mehr auf vorausschauende Strategien und vorsorgende Maßnahmen. So können wir verhindern, dass Krisen zu Katastrophen werden und das Leid von Betroffenen lindern", so Roßbach.
Viele Länder, die von andauernden Krisen und Mehrfachkatastrophen betroffen sind, verlangen im kommenden Jahr besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung. Aktion Deutschland Hilft beobachtet für das Jahr 2021 aktuell vor allem die Entwicklungen folgender Krisenlagen:
Syrien/Libanon: Kein Ende von Flucht und Gewalt in Sicht
Der Bürgerkrieg in Syrien geht 2021 in sein zehntes Jahr. Ein Ende von Gewalt, Vertreibung und humanitärer Not für die betroffene Bevölkerung ist weiterhin nicht in Sicht. Der Zugang für humanitäre Helfer ist zunehmend eingeschränkt und vor allem gefährlich. Hilfsgüter sind knapp, das Gesundheitssystem ist so gut wie zerstört. COVID-19 ist auch 2021 ein gefährlicher Motor in dieser humanitären Katastrophe.
Zudem befindet sich das Land in einer Wirtschaftskrise, die durch die Situation im benachbarten Libanon verschärft werden kann: Die Inflation des Landes hat 100 Prozent überschritten, Lebensmittel und Mieten sind für viele nicht mehr bezahlbar. Syrische Flüchtlinge werden durch eine Kombination aus restriktiver Regierungspolitik, schlechten humanitären Bedingungen und Diskriminierung zurück in ihre Heimat gedrängt, damit sich die Lage im Libanon entspannt. Je mehr Flüchtlinge aber nach Syrien zurückkehren, desto schlechter wird dort die bereits angespannte humanitäre Lage.
Jemen: Die humanitäre Lage spitzt sich weiter zu
Mit über 24 Millionen Menschen, die laut der UN humanitäre Unterstützung benötigen, bleibt der Jemen auch im Jahr 2021 eine der größten humanitären Notlagen der Welt. Über 85 Prozent der Bevölkerung sind auf Hilfe angewiesen. Und die Lage spitzt sich weiter zu: Andauernde Konflikte, eine Wirtschaftskrise, drohende Heuschreckenschwärme und das Coronavirus treiben die Menschen weiter in Hunger und Armut.
Der Wert der Landeswährung Jemen-Rial hat den niedrigsten Stand aller Zeiten erreicht. Lebenswichtige Nahrungsmittelimporte werden zunehmend schwieriger. Durch die steigenden Lebensmittelpreise können sich immer weniger Menschen etwas zu essen leisten. Und aufgrund der vielen gewaltsamen Konflikte im Land ist der Zugang auch für Hilfskräfte eine Herausforderung.
Afghanistan: Bedrohliche Folgen von Krieg und Klimawandel
Auch die Menschen in Afghanistan sind von mehrfachen Katastrophen bedroht: Die Konflikte im Land haben nach vier Jahrzehnten in diesem Jahr wieder neue Eskalationen erfahren, der Friedensprozess ist festgefahren. COVID-19 verschärft auch hier die Not. 18,4 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen – fast doppelt so viele wie in den Vorjahren.
Scheitern die Friedensgespräche 2021, wird der Bedarf weiter steigen, denn die Gewalt forciert die humanitäre Notlage. Zudem treiben monatelange Dürren oder schwere Überschwemmungen viele Afghanen in die Flucht: Das Land zählt zu den am stärksten durch die Folgen des Klimawandels gefährdeten Ländern der Welt.
Heuschrecken Ostafrika: Es droht eine neue Plage
Bereits Anfang 2020 wurden mehrere ostafrikanische Länder sowie Teile Asiens von einer Heuschreckenplage heimgesucht. Riesige Schwärme, zum Teil so groß wie das Saarland, fielen über Ernte- und Weideflächen her und gefährdeten die Lebensgrundlage Tausender Familien. Trotz intensiver Bemühungen im zurückliegenden Jahr bahnt sich eine zweite Welle an.
Günstige Wetterbedingungen und verbreitete Regenfälle haben zu einer ausgiebigen Bruttätigkeit geführt. Besonders besorgniserregend ist die Lage aktuell in Somalia, Äthiopien und im Jemen. Bereits jetzt leben in den betroffenen Gebieten mehr als 35 Millionen Menschen in akuter Ernährungsunsicherheit. Ohne weitere Gegenmaßnahmen könnte diese Zahl stark steigen.
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