von den Johannitern
Louis Massing ist Allgemeinmediziner und arbeitet seit 2016 für die Johanniter in der Demokratischen Republik Kongo. Derzeit versucht der 48-Jährige mit seinem Team, der Verbreitung des Coronavirus in der Provinz Nord-Kivu vorzubeugen.
Im Interview spricht der Mediziner über die Strukturen und das Wissen, die die Ebola-Epidemie in der DR Kongo hinterlassen hat. Und er erklärt, warum er dennoch mit Sorge auf die Auswirkungen von COVID-19 auf die Gesundheitsversorgung blickt.
Johanniter: Wie nehmen die Menschen in Nord-Kivu die Corona-Pandemie wahr?
Louis Massing: Im Moment ist die Situation in Nord-Kivu nicht alarmierend. Bis Anfang April hatte das Gesundheitsministerium geringe Fälle der Krankheit COVID-19 gemeldet. Die Provinz befindet sich noch nicht im kompletten Lockdown. Dennoch werden in einigen Familien, Büros und Nichtregierungsorganisationen bereits Eindämmungsmaßnahmen praktiziert.
Angesichts der globalen Situation dieser Pandemie besteht eine allgemeine Angst. Aber da die Menschen während der Ebola-Epidemie vor einem Jahr eine ähnliche Situation erlebt haben, sind sie sensibilisiert, was Maßnahmen gegen die Verbreitung einer solchen Krankheit angeht.
Welche Einschränkungen bedeutet COVID-19 für die Hilfsprojekte der Johanniter?
Die Einschränkungen fallen unterschiedlich aus. Wir reduzieren einige Aktivitäten, etwa Schulungen; nicht essentielles Personal schicken wir nach Hause. Skype, Telefon- und E-Mail-Meetings haben Priorität bekommen. Einige internationale Mitarbeitende leben im Nachbarland Ruanda, welches kürzlich die Grenzen geschlossen hat.
Was wird gegen die Ausbreitung des Coronavirus getan?
Wir führen in unseren laufenden Projekten Sensibilisierungsmaßnahmen durch, die sich auf die persönliche Hygiene, die Bedeutung des Händewaschens, die Vermeidung akuter Unterernährung und Ebola konzentrieren.
Um uns in diesen Projekten stärker auf die Corona-Prävention auszurichten, stellen wir Handwasch-Stationen an strategischen Punkten wie Gesundheitszentren, Schulen, Märkten oder Kirchen auf.
Außerdem begleiten Werbespots in Radios und Broschüren über COVID-19 diese Hilfsmaßnahmen. Gesundheitshelfer werden über den Virus aufklärt und geben das Wissen in ihren Gemeinden weiter.
Wie funktioniert die Koordination mit dem Gesundheitsministerium und anderen Akteuren?
Die Johanniter sind seit geraumer Zeit ein aktives Mitglied der verschiedenen Gremien, die sich mit der Bekämpfung von Epidemien im Allgemeinen und Ebola im Besonderen befassen.
Wir stehen nicht an vorderster Front, sondern setzen Präventionsaktivitäten in unserem Projektbereich um. Neben den erwähnten Maßnahmen gehören dazu die Stärkung der Kapazitäten bei unseren Anbietern und die Prävention von Krankheiten mit epidemischem Potenzial im Allgemeinen. Das ist unsere Stärke und Aufgabe.
Erwarten Sie durch Grenzschließungen negative Auswirkungen auf die Materialversorgung im Gesundheitsbereich?
Es ist möglich, dass die Schließung von Grenzen negative Auswirkungen auf die Versorgung im Allgemeinen hat. Schon jetzt sind die Preise für Grundgüter gestiegen, und auch für Produkte, von denen sich die Menschen eine vermeintliche Wirkung gegen COVID-19 erhoffen, zum Beispiel Zitrone oder Ingwer.
Wenn eine Schließung lange andauert, werden die zentralen Einkaufs- und Verteilungszentren für Medikamente nicht über ausreichende Vorräte verfügen, um alle Bedarfe zu decken. Insbesondere Lieferanten, die ihre Güter aus dem Ausland beziehen, stünden vor Problemen. Das gleiche gilt für importierte Lebensmittel, die auf dem Markt knapp werden können.
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