von den Johannitern
Experten der Johanniter haben im größten palästinensischen Flüchtlingscamp im Libanon einen Workshop zum Umgang mit COVID-19 für das medizinische Personal durchgeführt. Der Erfahrungsaustausch war für die Menschen sehr hilfreich.
Das größte Camp für palästinensische Flüchtlinge im Libanon
Ein al-Hilweh, 45 Kilometer südlich von Beirut gelegen, ist das größte Camp für palästinensische Flüchtlinge im Libanon. Einst geplant für rund 70.000 Menschen, leben hier aufgrund der Syrien-Krise heute über 100.000 Menschen. Das Camp, das einer Stadt ähnelt und nur einen Quadratkilometer umfasst, ist von Mauern umgeben und wird von der libanesischen Armee bewacht.
Viele Flüchtlinge leben hier schon seit Jahrzehnten oder in zweiter Generation. Schmale, verwinkelte Gassen führen zu den eng aneinander liegenden Häusern und Wohnungen. In dieser Umgebung ist ein COVID-19-Ausbruch kaum zu verhindern.
40 Corona-Infektionen nachgewiesen
"Im Camp gibt es schon rund 40 Fälle. Es wird versucht, die Patienten zu isolieren oder in anderen Unterkünften unterzubringen. Es ist aber nicht auszuschließen, dass aufgrund der Enge im Camp und den sozialen Beziehungen die Zahlen stark ansteigen", befürchtet Dr. Gerald Ripberger, medizinischer Berater des Johanniter-Expertenteams im Libanon.
Um vor allem das in den Gesundheitsstationen im Camp tätige medizinische Personal darauf vorzubereiten, haben die Johanniter dort am vergangenen Samstag einen Workshop zu Themen Prävention, Diagnostik, Management von Erkrankten und Kontaktperson bis zur Therapie durchgeführt.
"Der Austausch war sehr hilfreich, da besonders wir Mediziner sehr viele Fragen zur Behandlung, Diagnose und Prävention haben. Dr Ripberger ist ein Experte auf dem Gebiet und konnte uns viele dieser Fragen beantworten", sagt Dr. Majdi Chehadeh, Arzt im Camp. Er selbst behandelte die ersten an COVID-19 Erkrankten vor einem Monat. Da sie aber keine Testmöglichkeiten im Camp haben, musste er sie an andere Krankenhäuser überweisen.
"Alles hat sich geändert seit Corona"
Die Behandlungsmöglichkeiten in den Gesundheitseinrichtungen des Camps sind – wie auch alle anderen Bereiche des Lebens – begrenzt. Viele Läden sind aufgrund der Pandemie und der Wirtschaftskrise geschlossen und geräumt.
"Alles hat sich geändert seit Corona, nichts ist mehr so wie es war", klagt Yasmeen, eine der Campbewohnerin. "Wir haben Angst rauszugehen. Die Preise für alles sind gestiegen und es gibt keine Barmherzigkeit mehr."
Wirtschaftliche Not erschwert Arbeit der Helfer
Unter diesen Umständen adäquate Gesundheitsdienste anzubieten und in der wirtschaftlichen Not mit Warnungen vor COVID-19 durchzudringen, ist für das medizinische Personal im Camp eine enorme Herausforderung.
"Wir klären die Bewohner regelmäßig über Hygiene- und Abstandsregeln sowie das Masken tragen auf", erklärt Dr. Chehadeh. Doch gerade Letzteres habe sich noch nicht in der Bevölkerung durchgesetzt. "Wir haben immer noch sehr viele Menschen hier ohne Maske auf den Straßen gesehen", bestätigt denn auch der Johanniter-Arzt.
Mehr Sicherheit für Mediziner im Libanon
Der Workshop bot dem lokalen Personal die Möglichkeit, Dr. Ripberger zu Themen wie Testverfahren und deren Aussagekraft, Antikörpertests oder die Erreichung von Immunität zu konsultieren. "Viele dieser Fragen stellen wir uns in Deutschland auch. Sichere Antworten hat darauf bisher noch keiner", so Ripberger, der dem medizinischen Personal Ängste nehmen konnte und es darin bestärkte, die begonnenen Maßnahmen fortzuführen. Diese seien bisher der größte Schutz vor einem starken Ausbruch.
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