von CARE
Mit mehr als 77.000 Infektionen und über 3.000 Todesfällen durch COVID-19 spitzt sich die Lage im Irak dramatisch zu. Die Hilfsorganisation CARE warnt vor einem besonders hohen Risiko für die ärmsten Gemeinden, darunter mehr als 1,4 Millionen intern Vertriebene, die seit Jahren in Camps leben.
Irak: Humanitäre Hilfe stark unterfinanziert
In einer jüngst durchgeführten Umfrage von CARE-Partnern und anderen Organisationen unter mehr als 1.400 Menschen im Irak gaben 74 Prozent der Befragten an, die Zahl ihrer Mahlzeiten reduzieren zu müssen.
66 Prozent sahen sich gezwungen, an Hygieneartikeln wie etwa Seife zu sparen und 61 Prozent erklärten, neue Schulden aufnehmen zu müssen, um über die Runden zu kommen.
Alarmierend ist auch die starke Unterfinanzierung der humanitären Hilfe: Im Kampf gegen das Coronavirus fehlen im Irak rund 87 Prozent der benötigten Hilfsgelder, mit denen lebenswichtige Wasser- und Hygienedienste, Nahrungshilfe und wirtschaftliche Unterstützung geleistet werden könnten.
Corona-Beschränkungen: Leben von Vertriebenen in Gefahr
CARE ruft internationale Geldgeber deshalb dringend dazu auf, finanzielle Mittel aufzustocken und gleichzeitig sicherzustellen, dass lebensnotwendige Hilfsgüter Menschen in Not erreichen.
"Trotz anhaltender Gewalt und Ausgangssperren hören wir von vertriebenen Familien, die nach Jahren in ihre Heimatorte in Sindschar zurückkehren - Orte, an denen sie schreckliche Gewalt und Traumata erlitten und nichts mehr besitzen", berichtet Wendy Barron, CARE-Länderdirektorin im Irak.
"Corona und die damit verbundenen Alltagsbeschränkungen führen schlicht dazu, dass sie in den Camps nicht mehr überleben können." Laut den Vereinten Nationen konnten im Juni 2020 über 172.000 Menschen in Not wegen Ausgangssperren und andauernder Angriffe nicht mit humanitärer Hilfe erreicht werden.
Prognose für 2020: Pandemie verdoppelt die Armut im Land
"In einem Camp für intern Vertriebene sprach ich kürzlich mit einer jungen jesidischen Mutter. Obwohl sie seit Jahren gegen Krebs und schwere Traumata ankämpft, betreibt sie ein kleines Restaurant", schildert Barron.
"Doch seit dem Ausbruch von COVID-19 ist ihr Restaurant geschlossen und sie weiß nicht mehr, wie sie ihre Familie ernähren oder dringend notwendige Arztbesuche bezahlen soll."
Seit dem Ausbruch von COVID-19 verschlechtert sich auch die ökonomische Situation im Irak zunehmend. Während Prognosen für das Jahr 2020 von einer Verdoppelung der Armutsrate von 20 auf 40 Prozent ausgehen, sorgt sich CARE vor allem um die Situation von Frauen und Mädchen:
Zur Situation von Frauen und Mädchen im Irak
"Wir hören von Frauen, die seit COVID-19 ihr Zuhause auch für medizinische Behandlungen nicht mehr verlassen dürfen, da Scham und Stigmatisierung für die Familie drohen", so die CARE-Länderdirektorin Wendy Barron.
"Gleichzeitig sind Frauen öfter häuslicher Gewalt ausgesetzt und stark ökonomisch benachteiligt. Meist gehen sie informeller Arbeit nach, die ihnen keinerlei Einkommenssicherheit verschafft."
Zur Prävention von COVID-19 versorgt CARE vertriebene Familien und Gastgemeinden mit sauberem Trinkwasser und Hygieneartikeln. Neben der Grundversorgung leistet CARE gemeinsam mit Partnern psychosoziale Unterstützung und hilft insbesondere Frauen und Mädchen dabei, finanziell unabhängiger zu werden, indem sie etwa eigene Kleinunternehmen gründen.
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