von action medeor
- action medeor warnt vor Corona-Katastrophe in Syrien, Afrika und Lateinamerika
- Hilfslieferungen sind nur noch unter erschwerten Bedingungen möglich
- Peruvemba: "Wir dürfen die Ärmsten der Welt gerade jetzt nicht alleine lassen."
Sorge um Menschen in Ländern mit schwacher Infrastruktur
"Corona wird die Menschen in Krisen- und Entwicklungsländern mit aller Härte treffen" – Christoph Bonsmann und Sid Peruvemba vom Medikamentenhilfswerk action medeor blicken mit großer Sorge auf die weltweite Corona-Pandemie. Während das Virus in diesen Tagen in Europa um sich greift, gilt die Sorge der niederrheinischen Helfer auch den Ländern in Afrika und Lateinamerika.
"Wir erleben derzeit, dass Corona selbst grundsätzlich gut aufgestellte Gesundheitssysteme an ihre Grenzen bringt", schildern Bonsmann und Peruvemba, "wie groß muss die Katastrophe erst sein, wenn das Virus auf Regionen trifft, die nicht über eine entsprechende Infrastruktur verfügen?"
Was, wenn das Coronavirus die Ärmsten der Armen trifft?
Für Bonsmann und Peruvemba, die Vorstände des Hilfswerks action medeor, sind die Ausmaße eines Ausbruchs in Syrien, Afrika oder Lateinamerika derzeit kaum abzuschätzen. Nur eines ist klar: "Wenn das Virus unter den Ärmsten der Armen wütet, wird es verheerende Wirkung haben."
Die Sorge der Helfer von action medeor, Bündnisorganisation von Aktion Deutschland Hilft, hat noch einen anderen Grund: Nicht nur das Virus selbst ist eine Bedrohung, sondern auch die inzwischen stark gesunkenen Hilfsmöglichkeiten. "Wir geraten bei der Beschaffung und beim Transport von lebensnotwendigen Hilfsgütern inzwischen an deutliche Grenzen", macht Christoph Bonsmann die Lage deutlich. Das liege einerseits daran, dass wichtige Materialien wie Schutzanzüge, Masken und Handschuhe weltweit vergriffen seien. Aber auch die Transportmöglichkeiten in die Länder des globalen Südens nehmen immer weiter ab.
Geschlossene Grenzen und verschärfte Exportbestimmungen
"Wir erleben zur Zeit, dass wir viele Länder in Afrika mit Transportflügen gar nicht mehr erreichen, weil die Grenzen dicht sind und die Fluglinien ihren Betrieb eingestellt haben", so Bonsmann. Das gelte inzwischen nicht mehr nur für einige wenige Staaten, sondern fast flächendeckend. "Sollten wir irgendwann wieder Schutzmaterialien beschaffen können, stehen wir womöglich vor dem Problem, dass wir sie nur unter erschwerten Bedingungen ausliefern können", so der gelernte Apotheker.
Hinzu kommen deutliche Verschärfungen der Export- und Importbestimmungen, die action medeor das Leben schwer machen. "Wir müssen für unsere Hilfslieferungen inzwischen Sondergenehmigungen im In- und Ausland beantragen, was zu weiteren Verzögerungen führt", so Bonsmann. Zudem stellen Exportverbote und Ausgangssperren in Indien das deutsche Hilfswerk vor neue Herausforderungen: "Indien ist einer der größten Medikamentenhersteller. Von dort beziehen auch wir viele unserer Medikamente, die jetzt jedoch aufgrund der Einschränkungen nicht lieferbar sind." Wie lange dieser Zustand andauere, wisse niemand.
In Flüchtlingscamps ist für häusliche Quarantäne "überhaupt kein Platz"
"Die Ärmsten der Welt haben oft keine Wahl und nicht die Auswahlmöglichkeiten, die wir haben", ergänzt Sid Peruvemba. "Die Menschen, die zu hunderttausenden in den Flüchtlingslagern dieser Welt zusammenleben müssen, können nicht in häusliche Quarantäne gehen, dafür ist überhaupt kein Platz", macht er die dramatische Lage deutlich.
Unter solchen Zuständen hätte das Coronavirus freies Spiel und die Menschen wären der Epidemie annähernd schutzlos ausgeliefert. "Das betrifft Menschen in Syrien genauso wie in Venezuela oder in Burundi oder im Jemen", so Peruvemba. In allen diesen Ländern versucht action medeor zusammen mit lokalen Partnern, die Gesundheitssysteme zu stärken und nachhaltige Strukturen zu schaffen.
So unterstützt action medeor lokale Partner
"Gemeinsam mit unseren Partnern versuchen wir, eine weitere Ausbreitung des Corona-Virus zu stoppen, etwa indem wir Handwaschstellen errichten oder Sanitätsmaterial und Hygieneartikel verteilen. Wir unterstützen unsere Partner vor Ort, um die Menschen über das Virus und Hygienemaßnahmen aufzuklären. Wir stabilisieren unterernährte Kleinkinder, damit sie widerstandsfähiger gegen vermeidbare Krankheiten werden. Und wir helfen mit Medikamenten gegen Cholera und andere Krankheiten, die Menschen schwächen", schildert Peruvemba.
"Wir tun, was wir können, und leisten so unseren Beitrag zu den weltweiten Anstrengungen. Aber ganz ehrlich: Wir wissen nicht, ob das reicht. Wir wissen nur, dass wir die Ärmsten der Welt gerade jetzt nicht alleine lassen dürfen."
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