von AWO/Aktion Deutschland Hilft
Viele Menschen in Uganda leben unterhalb der Armutsgrenze. Gleichzeitig haben dort mehr als eine Million Menschen aus dem Südsudan und der DR Kongo Zuflucht gefunden.
AWO International unterstützt das afrikanische Land auf vielfältige Weise. Unsere Bündnisorganisation kümmert sich zum Beispiel in vier Flüchtlingscamps darum, dass es genug zu essen gibt.
Mit den ersten bestätigten Corona-Infizierten müssen die Hilfsprojekte angepasst werden. Hand in Hand mit der lokalen Partnerorganisation COVOID sorgt die AWO in Uganda nun außerdem dafür, dass das Virus sich nicht weiter ausbreitet.
Wie genau die Helfer dabei vorgehen und was für die Sicherheit der Menschen im Flüchtlingscamps besonders wichtig ist, erklären Edmond Kutaaga (Programmverantwortlicher bei COVOID) und Julius Barigye (Koordinator des neuen Corona-Projekts) im Interview.
AWO: Die Hilfsorganisation COVOID arbeitet gemeinsam mit AWO International in Uganda. Wie lief die Hilfe vor der Corona-Pandemie im Flüchtlingslager Nakivale ab?
COVOID: Nakivale liegt nahe der ruandischen und kongolesischen Grenze. Wir unterstützen dort 2.700 Geflüchtete aus dem Kongo, dem Südsudan, Ruanda und Burundi.
Außerdem stehen wir ugandischen Familien zur Seite, indem wir Saatgut verteilen und sie in Anbaumethoden schulen. Darüber hinaus helfen wir beim Klimaschutz, fördern Geschlechtergerechtigkeit, tragen zur Inklusion von Geflüchteten und Menschen mit Behinderung bei und unterstützen Menschen bei der Familienplanung.
Im März wurden die ersten Corona-Fälle in Uganda gemeldet. Wie wirkt sich das auf den Alltag aus?
Unsere Regierung hat strenge Maßnahmen erlassen. Durch die Ausgangssperre können Tagelöhner nicht mehr arbeiten, Straßenstände wurden geschlossen und Motorrad-Taxis verboten. Dadurch verlieren Familien ihr Einkommen. Menschen in abgelegenen Regionen können sich nicht fortbewegen: weder zum Arbeiten noch für einen Arztbesuch.
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass Lebensmittel deutlich teurer werden: Ein Päckchen Salz kostete noch vor wenigen Wochen 700 Uganda-Schilling, heute bis zu 4.000. Das liegt sowohl an Hamsterkäufen als auch an Händlern, die aus der Krise ein Geschäft machen.
Wie gehen die Menschen mit der drohenden Corona-Epidemie um?
Die Fluchtbewegungen lassen nicht nach. Täglich kommen Geflüchtete im Camp an. Die Bewohner haben Angst, dass die Neuankömmlinge mit Corona infiziert sind.
Die Informationslage ist sehr unterschiedlich. Viele Menschen in Nakivale und in anderen Landesteilen Ugandas haben so große Angst, dass sie ihre Häuser nicht mehr verlassen. Das hat weitreichende Folgen, denn in der aktuellen Regenzeit müssten eigentlich die Anbauflächen und Felder bestellt werden. Andere hingegen wissen noch gar nichts vom neuen Coronavirus.
Die Menschen im Camp leben zudem dicht beisammen und haben ein sehr hohes Infektionsrisiko. Die vorbeugende Isolierung von alten Menschen und Risikogruppen ist in Großfamilien kaum möglich und eine intensivmedizinische Betreuung nicht verfügbar.
Welche Hilfen sind geplant?
Wir haben im April zwei Notfallteams aufgebaut, die mit Megafonen durch die Straßen ziehen. Sie verbreiten Informationen zu COVID-19, zu Symptomen und Schutzmaßnahmen und zur Meldepflicht von Verdachtsfällen.
Darüber hinaus sind wir dabei, ein Frühwarnsystem mittels SMS und WhatsApp aufzubauen, damit wir betroffene Familien unterstützen können, ohne in physischen Kontakt treten zu müssen.
Auf vielbesuchten Plätzen und vor Geschäften errichten wir Handwaschstationen mit Seife, fließendem Wasser und Desinfektionsmitteln. Und wir unterstützen Familien mit Hygiene-Sets mit Seifen, Mund- und Nasenschutzmasken sowie Schutzhandschuhen.
Für eine Aufklärungskampagne konnten wir Sie mit drei weiteren Partnern vernetzen. Was genau erarbeitet dieses Netzwerk lokaler Helfer?
Gemeinsam mit den ugandischen Hilfsorganisationen AFARD, ECO und UCOBAC erarbeiten wir barrierefreie Poster in sechs verschiedenen Sprachen. Darauf informieren wir mit Grafiken über die Symptome von COVID-19, die Verbreitung des Coronavirus und Hygienemaßnahmen.
Mithilfe von AWO International werden wir 6.000 Poster in fünf Distrikten verteilen; unter anderem auch in Bidi Bidi, einem der größten Flüchtlingslager der Welt. Dann arbeiten wir an Informations-Jingles mit Kernbotschaften zum Virus in drei Sprachen, die drei- bis viermal pro Tag über den regionalen Radiosender Vision Radio ausgestrahlt werden. Und wir organisieren Talkshows mit Gesundheitsexperten im Radio.
Wie geht es Ihnen und Ihren Mitarbeitern?
Die Nachrichten aus der ganzen Welt und die hohen Opferzahlen aus Spanien und Italien verunsichern uns und unsere Mitarbeitenden und Freiwilligen vor Ort. In unserer täglichen Arbeit kommen wir mit sehr vielen Menschen in Kontakt. Wir fragen uns: Wie kann ich mich selbst vor einer Ansteckung schützen? Wie kann ich viele Menschen ohne Gruppenbildung erreichen? Wie kann ich die Zielgruppen schützen, ohne sie anzustecken (im Falle einer unerkannten eigenen Infektion)? Trotz Angst und Unsicherheit war es für uns alle klar, dass wir uns weiter im Corona-Projekt engagieren.
Die AWO International ist eine von 23 Hilfsorganisationen von Aktion Deutschland Hilft. Gemeinsam leistet das Bündnis Corona-Nothilfe – in Deutschland und weltweit.
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